Psychodynamisch orientierte Psychotherapie

Psychodynamisch orientierte Psychotherapie

Psychodynamisch orientierte Psychotherapie

Was verstehen wir darunter?

Die psychodynamisch orientierte Psychotherapie ist kein einzelnes Verfahren, sondern eher eine Therapierichtung, welche sich mit den unbewussten Konflikten und deren Einfluss auf das Denken, Erleben und Verhalten befasst. Sie hat sich aus der ursprünglichen Psychoanalyse entwickelt.

Dazu zählen u.a.

  • Psychoanalytische Psychotherapie (PA) nach Freud
  • Analytische Psychotherapie (AP) nach C. G. Jung
  • Individualpsychologische Beratung und Therapie nach Adler
  • Katathym-imaginative Psychotherapie (KIP) nach Leuner
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  • Transaktionsanalyse (TA) nach Berne

Psychoanalytische Psychotherapie nach Freud

Die Psychoanalytische Psychotherapie nach Freud wird auch klassische Psychoanalyse genannt. Sie sieht den Ursprung psychischer Störungen vorwiegend in unbewussten, intrapsychischen Konflikten, welche als Abwehrmechanismen dann in Form von Symptomen erscheinen. Diese Konflikte beruhen u.a. auf unterdrückten Triebfantasien und nicht abgeschlossenen Reifephasen.

Im Laufe der Analyse sollen dem ICH diese unbewussten Konflikte sichtbar gemacht werden, um sie dann bearbeiten zu können.

Da es bei der Psychoanalyse der Fähigkeit zu komplexem und differenziertem Denken und ebenso zur Selbstreflexion bedarf, ist diese Art der Therapie vor allem bei neurotischen Störungen indiziert und dementsprechend kontraindiziert bei psychischen Störungen, die mit einer verzerrten Wahrnehmung einhergehen wie Psychosen.

Das Verfahren zählt zu den Langzeittherapien und kann i.d.R. über mehrere Jahre gehen. In dieser Zeit kommt der oder die Analysand*in ein- bis fünfmal wöchentlich zur Therapie und macht es sich auf der Couch bequem. Der oder die Analytiker*in sitzt außerhalb der Sichtweite, um die freie Assoziation, die Introspektionsfähigkeit und die Regression bei der zu analysierenden Person zu fördern. Mithilfe von Techniken wie der Traumdeutung, Widerstandsanalyse, Arbeit an der Übertragung/Gegenübertragung, der Deutung oder dem Spiegeln läuft die Psychoanalyse grob gesagt nach folgendem Schema ab: Erinnern, Wiederholen, Bearbeiten.

Analytische Psychotherapie (AP) nach Jung

Carl G. Jung war einst ein Schüler von Freud, welcher aber dann ab einem gewissen Punkt seinen eigenen Weg ging und seiner eigenen Vorstellung folgte. Dies führte 1913 zum Bruch ihrer Beziehung. In den Grundannahmen ist die AP ähnlich der Psychoanalyse nach Freud. Jung ergänzte u.a. jedoch die archetypisch kollektiven Dimensionen des Unbewussten, die Selbstregulierungsfähigkeit der Psyche und kreativtherapeutische Methoden wie das Malen und das Tanzen, welche den Zugang zum Unbewussten vereinfachen sollten. Weitere Techniken der Analytischen Psychotherapie nach Jung sind die Arbeit mit Märchen und Mythen, Träumen oder auch der Aktiven Imagination.

Das Kernanliegen der Persönlichkeitspsychologie nach Jung ist das Selbst und deren Individuation. So soll der Mensch zu dem werden können, zu dem er in der Lage ist zu sein, unter Einbezug seiner Anlagen und Entwicklungsmöglichkeiten.

Individualpsychologische Beratung und Therapie nach Adler

Wie auch C. G. Jung hatte Alfred Adler eine Zeit lang eine engere Beziehung zu Freud. Er gehörte zu den ersten Mitgliedern von Freuds bekannter „Psychologischer Mittwochsgesellschaft“. Zwischen den beiden kam es 1911 zu unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten über Freuds Theorien, worauf Adler aus dem Kreis ausschied und einen eigenen Verein gründete.

Adler sieht im Menschen ein in der Grundform positives und bewusstes Wesen, welches ganzheitlich und zielgerichtet agiert. Es ist von Geburt an sozial und strebt nach Selbstverwirklichung. Kommt es zu einer Entmutigung und einem Minderwertigkeitsgefühl bei den Individuen, dann können sich daraus Störungen entwickeln. In der Therapie ist daher auch der Grund der Entmutigung wichtiger als das Symptom. Nach Adler sind die drei wichtigsten Faktoren, welche Entwicklungsstörungen erzeugen können

  • Kinder mit Minderwertigkeitsgefühlen,
  • vernachlässigte Kinder und
  • verwöhnte Kinder,

denn diese Bedingungen produzieren eine falsche Weltauffassung und somit einen pathologischen Lebensstil. Durch Wertschätzung, Offenheit, Akzeptanz und einem angstfreien psychotherapeutischen Setting mit einer guten therapeutischen Beziehung kann sich jeder Mensch weiterentwickeln und entfalten, so Adler.

Neben den Grundannahmen und Grundtechniken der Psychoanalyse (Übertragung/Gegenübertragung, Traumarbeit, freie Assoziierung etc.) werden hier folgende Themen genauer betrachtet und erarbeitet: Beziehungsherstellung, Familienatmosphäre und Geschwisterkonstellation, der Lebensstil, lebensstiltypisches Problemlösungsverhalten, gewollte und ungewollte Konsequenzen des Handelns, Ressourcenaktivierung, Stärkung der Selbstkontrolle etc.

Katathym-imaginative Psychotherapie (KIP) nach Leuner

Die Katathym-imaginative Psychotherapie ist eine psychoanalytisch fundierte Technik und folgt deren Grundannahmen. Diese Technik macht sich die Wirkung, welche Tagträume und auch Phantasieproduktionen haben, zunutze. Denn diese können zentrale unbewusste Beziehungskonflikte aufzeigen und auch deren Abwehr, ähnlich den Nachtträumen. Der Unterschied hierbei ist jedoch, dass der oder die Therapeut*in bei der KIP intervenieren kann. Da es manchen Menschen schwerfällt zu imaginieren oder sie es teilweise gar nicht können, sollte vorab geklärt werden, inwieweit dieses Verfahren zielführend ist.

Wie läuft das Ganze nun ab?

Der oder die Klient*in macht es sich bequem und entspannt. Diese Entspannung reicht hin bis zu einer leichten Trance. Die ganze Therapie über findet ein Austausch zwischen Therapeut*in und Klient*in statt. Nun wird ein Motiv vorgeschlagen. Dieses Bild nimmt Bezug auf ein Konfliktfeld, welches genauer betrachtet und bearbeitet werden soll. Vor dem „inneren Auge“ der imaginierenden Person entstehen nun farbige Bilder, welche dem oder der Therapeut*in berichtet werden. Der Vorteil dieses Verfahrens gegenüber Nachtträumen ist es, mittels Dialog innerhalb der Imagination zu intervenieren und diese somit beeinflussen zu können. Auch hier werden die Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene in der Interventionstechnik bedacht und therapeutisch genutzt. Nach der Imagination werden die Konfliktkonstellationen therapeutisch nachbearbeitet.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP)

Die TP ist eine psychodynamisch orientierte Psychotherapieform, welche sich auf den aktuellen Konflikt konzentriert und somit im Gegensatz zur Psychoanalyse einer kürzeren Therapiedauer bedarf. Der Schwerpunkt liegt im Konfrontieren, Klären, Deuten und Durcharbeiten. Der oder die Therapeut*in sitzt der zu behandelnden Person gegenüber und nimmt eine aktive und direktive Haltung während der Therapie ein und die Sitzungen sind i.d.R. einmal pro Woche.

Die Therapie ist in drei Phasen eingeteilt:

  1. Phase = Initiale Phase: In dieser Phase geht es darum, ein Arbeitsbündnis zu schaffen, um Problemaktivierung und darum, Affekte anzunehmen und zu erörtern. Des Weiteren werden in dieser Phase die unzweckmäßigen Verhaltensmuster analysiert, konfrontiert und an negativen Introjekten gearbeitet.
  2. Phase = Mittlere Phase: Die Themen in diesem Abschnitt der Therapie sind u.a. Lockerung der Abwehr, Widerstandsanalyse, Klärung und Deutung, die Arbeit an Übertragung und Gegenübertragung und das Durcharbeiten.
  3. Phase = Endphase: In diesem Zeitraum geht es dann noch einmal um die Zusammenfassung, die Perspektivenanalyse, die Auflösung der Übertragungsbeziehung und die Verabschiedung.

Transaktionsanalyse (TA) nach Berne

Die TA ist grob gesagt eine Analyse des Selbsterlebens und des Verhaltens der Patient*innen. Die Grundlage dafür sind verschiedene ICH-Rollen und deren Interaktionen miteinander. Da gibt es z. B. das Eltern-ICH, das Erwachsenen-ICH und das Kind-ICH. Je nach Situation agieren wir aus einer dieser Rollen und beeinflussen damit unsere Kommunikation und Beziehungen. Das Ziel der TA ist es, das eigene Verhalten reflektieren und bei Bedarf auch verändern zu können.

 

Quellen:

 

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:

Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Tutorin der Vollzeitausbildung an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

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