Die expressive Psychotherapie – Tanz-, Musik- & Kunsttherapie

Wie der Begriff „expressive Psychotherapie“ schon sagt, befinden wir uns hier im Bereich der ausdrucksvollen Therapie. Es geht dabei um den Ausdruck und die Symbolisierung des Körpers, des Körperempfindens, innerer Konflikte und deren therapeutische Bearbeitung. Außerdem kommt es zu einem direkten Erleben und Erfahren. Dies kann in verschiedenster Weise erfolgen.

In diesem Beitrag möchte ich drei Therapiemethoden davon kurz beschreiben:

  • Tanztherapie
  • Musiktherapie
  • Kunsttherapie (auch: Gestaltungstherapie)

Tanztherapie

„… es gibt einfach keine Worte, um das Gefühl der Freude, das Entzücken über sich selbst, die Lust am Dasein zu beschreiben, die den tanzenden Menschen umgibt.“

Trudi Schoop

Was ist Tanztherapie?

Bei dieser erlebnisorientierten Therapie wird der Tanz in den Mittelpunkt des therapeutischen Prozesses gestellt. Entstanden ist die Tanztherapie als solches in den 40er-Jahren in den USA. Das uralte Wissen früherer Kulturen ist maßgeblich in diese Entstehung mit eingeflossen. Schon jeher war Tanz ein heilender Prozess.

Das Erleben und Erfahren des Körpers in einem und der Analyse dessen in einem anderen Schritt ist ein Integrationsprozess, welcher durch die Tanztherapie möglich ist.

Diese Form der Therapie findest du innerhalb der Psychiatrie, Psychosomatik oder Psychotherapie, eingebettet in ganzheitliche Therapiekonzepte bei verschiedensten Störungsbildern, wie zum Beispiel:

  • Depression
  • Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter
  • soziale Phobie
  • somatoforme Störungen
  • Essstörungen etc. …

Im Einzel- oder auch Gruppensetting werden Veränderungen schnell sichtbar. Dazu zählen Antriebssteigerung, Lebensfreude, verbesserte Körperwahrnehmung/-akzeptanz und auch ein Zugehörigkeitsgefühl.

Wie läuft eine Tanztherapie als expressive Psychotherapie ab?

Je nach Klient*in, Therapeut*in, Indikation und/oder Auftrag/Ziel ist es ein ganz individueller Prozess, der durch und aus verschiedenen therapeutischen Methoden entsteht. Wobei Tanz die zentrale Rolle einnimmt. Eine Therapieeinheit kann zum Beispiel mit einem Gespräch anfangen, dann zum Improvisationstanz übergehen. Im Anschluss wird der/die Therapeut*in eventuell Bewegungen vorgeben, welche eins zu eins nachgetanzt werden. Oder die Bewegungen sind vorgegeben, jedoch entscheidet der/die Klient*in, zu welchem inneren Erleben, welcher Ausdruck passt. Abgeschlossen wird die Therapieeinheit z.B. mit einem Gespräch, um die Erfahrungen zu analysieren und zu integrieren. Auch das Einbeziehen von Instrumenten oder malerischen Interventionen ist möglich, die dann wieder mit dem Tanz kombiniert werden können.

Musiktherapie

„Die Musik ist die Sprache des Gefühls – der Ton das laute Gefühl, das Gefühl, das sich mitteilt.“

Ludwig Feuerbach

Was ist Musiktherapie?

Musik umgibt uns überall. Ob produzierte Musik oder die Musik der Natur. Ein Leben ohne ist nur schwer vorstellbar. Schon vor der Geburt nehmen wir Geräusche, Klänge und Rhythmen wahr – den Herzschlag unserer Mutter, die Geräusche im und außerhalb des Bauches. Schon diese Geräusche haben eine Wirkung auf uns.

Auch die heilende Wirkung ist vielen im Alltag bekannt. Je nach Stimmung höre ich eine andere Art der Musik. Sie kann mich in meiner Stimmung begleiten oder Sie verändern. Je nachdem, was ich gerade brauche. Das heißt, sie ist zum einen emotional und zum anderen auf körperlicher Ebene spürbar.

Wie läuft eine Musiktherapie als expressive Psychotherapie ab?

Stell dir vor, du hörst ein ruhiges, entspannendes Lied, was passiert da in und mit deinem Körper, deinen Emotionen? Vielleicht wird dein Atem langsamer, dein Herzschlag ruhiger? Nun stell dir vor, du hörst Salsa oder etwas Rockiges, was passiert nun? Beginnst du eventuell mit dem Bein oder Kopf zu wippen, fängst direkt an zu tanzen? Dein Atem und deine Herzfrequenz ändern sich womöglich?

Viele kennen sicherlich auch diese Momente, in denen sie ein Lied hören und plötzlich sehr emotional reagieren. Vielleicht sogar zu Tränen gerührt oder sehr erfreut sind, weil uns das Lied an einen bestimmten Moment in unserem Leben erinnert.

Die Musiktherapie nutzt diese Wirkweisen im Einzel- und auch Gruppensetting. Dies kann aktiv und rezeptiv geschehen. Aktiv heißt, dass der/die Patient*in aktiv mithilfe von Instrumenten, Stimme, dem eigenen Körper (Body-Percussion) etc. die Musiktherapie mitgestaltet. Rezeptiv ist, dass er oder sie die Musik hört. Gerade Letzteres zeigt immer wieder erstaunliche Wirkungen im geriatrischen Bereich. Da gibt es ältere Personen, welche kaum mehr ansprechbar sind, jedoch mit Musik auf den Ohren plötzlich anfangen zu wippen, zu lächeln und generell mehr zu reagieren.

Eine weitere große heilende Wirkung hat die Komponente, dass ich den Klang hören, die Bewegung, die diesen Klang erzeugt sehen und dann bei bestimmten Instrumenten sogar das Ganze noch sensorisch spüren kann. Das heißt auch wenn ich den Klang nicht selbst erzeugen kann, weil ich eventuell bettlägerig und motorisch dazu nicht in der Lage bin, kann ich diese heilende Wirkung erfahren. Es gibt Instrumente, welche direkt auf das Bett gestellt werden können und die Schwingung auf den Körper übertragen.

Auch die verbindende Wirkung ist schön zu sehen, da Musik wie eine Sprache ohne Worte funktioniert. Menschen, die nicht die gleiche Sprache sprechen oder eben eventuell gar nicht sprechen, können sich durch die Musik austauschen und in Verbindung gehen.

Wo wird Musiktherapie angewendet?

Die Musiktherapie wird in verschiedensten Bereichen eingesetzt, da wären u. a. Psychiatrie, Psychosomatik, Geriatrie (v. a. bei Demenzen), Neurologie (v. a. bei Schlaganfall, Mb. Parkinson), Neonatologie und auch Kinder- und Jugendtherapie.

Kunsttherapie

„Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen. Es ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen. Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz zu finden.“

Paul Auster

Was ist Kunsttherapie?

Schauen wir nun zur Kunsttherapie. Diese finden wir u.a. im psychiatrischen, geriatrischen oder auch psychotherapeutischen Bereich. Die Grundannahme hierbei ist, dass wir durch das Gestalten von Bildern und anderen künstlerischen Methoden heilen können. Es geht dabei gar nicht darum, künstlerisch begabt zu sein oder ein Kunstwerk für eine Ausstellung zu erschaffen, sondern vielmehr darum, unseren seelischen Zuständen und Emotionen Ausdruck zu verleihen, einen Zugang zu unserer Innenwelt zu erlangen und uns ausdrücken zu können, wenn es anders nicht möglich scheint.

Wie kann eine Kunsttherapie-Sitzung als expressive Psychotherapie aussehen?

Am Anfang wird mittels Gesprächs erstmal geschaut, warum die Person da ist:

  • Was ist das Thema?
  • Was ist das Ziel?
  • Welche Gedanken und Emotionen sind aktuell gerade zu dem Thema schon da?

Manchmal kommen bereits Redewendungen wie: „Da liegt mir was schwer im Magen“ oder „mein Kopf platzt mir bald“. Diese bildlichen Redewendungen bieten einen Einstieg in das eigene Thema.

Nun gehts an den gestalterischen Part: Welches Material, welche Farben und Größe möchte die Person verwenden?

Materialien wären z.B. Bleistift, Filzstift, Buntstift, Tusche, Acryl- oder Ölfarben, Pastellkreiden, Wasserfarben oder Aquarellfarben. Im Bereich Plastik und Skulptur wird häufig Ton, Speckstein oder Holz verwendet. Aber auch mit den Händen oder Füßen kann gemalt werden. Dies hat zusätzlich einen sensorischen Effekt.

Dieser Prozess des Gestaltens wird mit der Analyse, dem Empfinden und Nachspüren von Gedanken, Emotionen und auch dem körperlichen Erleben begleitet:

  • Was nehme ich wahr?
  • Fällt mir etwas auf?
  • Wo spüre ich etwas in meinem Körper? Und was genau spüre ich?
  • Möchte ich eventuell etwas in dem Bild oder der Plastik verändern?
  • Was gefällt mir gut?

Es kann auch sein, dass das Bild dann zerschnitten und ein bestimmter Teil davon mitgenommen wird. Oder dass eine Plastik noch eine andere Farbe oder Form bekommt bzw. sogar ganz zerstört und neu aufgebaut wird. Es geht darum, kreativ und schöpferisch eine eigene Lösung für das mitgebrachte Thema zu finden.

Wenn der Prozess des Gestaltens fertig ist, also wenn der/die Klient*in zufrieden damit ist, es sich stimmig anfühlt, wird noch mal analysiert und nachgespürt:

  • Was bedeutet die Plastik/das Bild für mein aktuelles Thema?
  • Wie kann ich auch im Alltag kreativ mit dem Thema umgehen?
  • Benötige ich eventuell etwas dafür?
  • Wie und was kann sich meine Situation damit verändern?

Wo wird Kunsttherapie angewendet?

Kunsttherapie wird auch in Bereichen angewandt, wo dieser kognitive Prozess der Therapie nur eingeschränkt möglich ist (u.a. Geriatrie), doch auch hier ist der Ausdruck inneren Erlebens bereits heilend. Des Weiteren wirkt das Gestalten auch entspannend, entlastend und ressourcenfördernd und hat dahingehend einen weiten Heilungsraum.

Quellen:

Weitere Beiträge aus dieser Reihe:

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:

Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Tutorin der Vollzeitausbildung an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

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