Humanistisch-existentialistische Psychotherapie

Humanistisch-existentialistische Psychotherapie

Die humanistisch-existentialistische Psychotherapie beschäftigt sich mit dem Wachstum der Persönlichkeit, der Selbstverwirklichung und Entwicklung der eigenen Potenziale. Es gibt verschiedene Verfahren, welche dieser psychotherapeutischen Grundrichtung angehören. Da hätten wir u.a.:

  • Gesprächspsychotherapie (GP) nach Rogers
  • Gestalttherapie nach Perls
  • Logotherapie nach Frankl
  • Psychodrama nach Moreno

Schauen wir uns diese Verfahren mal etwas genauer an.

Gesprächspsychotherapie (GP) nach Rogers

Als Begründer der GP gilt der Psychologe und Psychotherapeut Carl Rogers. Hierbei handelt es sich um eine non-direktive oder auch personenzentrierte Psychotherapie. Es geht darum, den Klient*innen darin zu vertrauen und sie zu bestärken, dass sie die Expert*innen für sich selbst und somit auch für die Lösungen ihrer Probleme sind. Das heißt, die Klient*innen geben das Thema und die Richtung vor und die Therapeut*innen folgen mit dem Anspruch, zu verstehen und zu akzeptieren. Mithilfe von Interventionstechniken wie dem Paraphrasieren oder dem Spiegeln von Emotionen werden Inhalte des Gespräches noch einmal zusammengefasst und sichtbar gemacht.

Rogers hat 3 Grundhaltungen geprägt, da wären die Empathie, die bedingungslose, positive Wertschätzung Klient*innen gegenüber und die Echtheit (Kongruenz) der Therapeut*innen, welche für die therapeutische Beziehung und den Therapieverlauf eine große Bedeutung haben.

„Wenn Dir jemand wirklich zuhört. Wenn Dir jemand wirklich zuhört, ohne dich zu verurteilen, ohne dass er den Versuch macht, die Verantwortung für Dich zu übernehmen oder Dich nach seinen Mustern zu formen – dann fühlt sich das verdammt gut an. Jedes Mal, wenn mir zugehört wird und ich verstanden werde, kann ich meine Welt mit neuen Augen sehen und weiterkommen. Es ist erstaunlich, wie scheinbar unlösbare Dinge doch zu bewältigen sind, wenn jemand zuhört.“ (Carl R. Rogers)

Gestalttherapie nach Perls

Die Gestalttherapie geht auf die Arbeiten von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman zurück. Dieses Verfahren arbeitet vor allem erlebnisorientiert, experimentell (dem Unbewussten einen Raum für eigene Erfahrungen bieten) und ganzheitlich mit den Klient*innen. Das Ziel ist es, dem Menschen zu einer neuen Ganzheit (Gestalt) und somit zur Heilung zu verhelfen. Einer Ganzheit aus Körper, Seele und Geist, welche auch Begegnungen, Erinnerungen und Gefühle miteinschließt. Das heißt dem Menschen zu helfen, verdrängte, unbewusste Teile bewusst werden zu lassen, um diese dann zu akzeptieren und in sich zu integrieren. Die Aktivierung und bewusste Verarbeitung bedeutsamer unerledigter Erfahrungen (offene Gestalten) und deren Abschließen (geschlossene Gestalten) ist ein wichtiger Teil der Therapie.

Zentrale Rollen spielen in diesem Verfahren u.a. der Kontakt (mit anderen und somit auch sich selbst) und das Hier und Jetzt. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, jedoch können wir schauen was dies mit uns im Hier und Jetzt macht und wie wir damit umgehen, um uns zu einer neuen Ganzheit (Gestalt) zu verhelfen.

„Der Therapeut sucht ständig nach Wegen, mit dem „Wie“ der Ereignisse, die in der Gegenwart auftreten, in Kontakt zu treten. Sprechen Sie den Fluss des Bewusstseins des Patienten an.“  (Fritz Perls)

Logotherapie nach Frankl

Viktor Frankl war ein Neurologe und Psychiater, der die Logotherapie und Existenzanalyse begründete. Wir leben in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen keinen Sinn in ihrem Leben sehen und oft nicht wissen, wer sie sind oder wo sie hingehören. Aus diesem Zustand heraus können sich psychische Störungen und / oder andere scheiternde Lösungsversuche wie Sucht, Aggressionen und Konsumhaltung ergeben. An diesem Punkt setzt die Logotherapie an. In diesem Therapieprozess geht es um eigene Sinnfindung, freie Entfaltung, eigene Handlungsmöglichkeiten und die Selbstbestimmung des eigenen Lebens. Die Klient*innen sollen sich mit sich und ihrer Beziehung zur Welt auseinandersetzen.

Die Existenzanalyse dient dazu, die Bedingungen, die der zu behandelnde Mensch mitbringt und / oder braucht, zu analysieren.

„Was der Mensch eigentlich braucht, ist kein entspannter Zustand, sondern das Streben und das Ringen nach einem Ziel, das seiner würdig ist. Was er braucht, ist nicht die Befreiung von Spannungen um jeden Preis, sondern der Ruf eines möglichen Sinns, der darauf wartet, von ihm erfüllt zu werden.“ (Viktor Frankl)

Psychodrama nach Moreno

Wenn wir über Psychodrama sprechen, dann kommen wir am Psychiater und Psychotherapeuten Jakob L. Moreno nicht vorbei.

Auch hier wird der Mensch als Akteur seines eigenen Handelns gesehen, jemand der Experte für sich und mitverantwortlich für die Beziehungen und seine Stellung innerhalb der Welt ist. Und genau das ist auch innerhalb der psychotherapeutischen Arbeit der Kernpunkt: die Untersuchung, Förderung und Therapie von intrapsychischen und interpsychischen Prozessen.

Dies kann in unterschiedlichsten Formen stattfinden. Da wären u.a. Monodrama, Soziodrama, Aufstellungsarbeit, Rollenspiel, Stegreifspiel oder auch Protagonist*innenspiel.

Wie läuft das ab?

Die Grundelemente sind:

  • Bühne
  • Protagonist*in
  • Leiter*in
  • Hilfs-Ichs
  • Gruppe

Eine Person kommt mit einem Anliegen auf die Bühne. Die Leitung führt dann ein Interview und erfragt das Anliegen und erste Ideen zur szenischen Darstellung. Dann sucht sich die Person Hilfs-Ichs aus der Gruppe, welche die Rollen der Antagonist*innen (das können Anteile, andere Personen, Gefühle etc. sein) übernehmen. Dann fängt das eigentliche Spiel an. Die Person kann evtl. in die andere Rolle, Gefühle oder auch Anteile, je nachdem was dargestellt wird, schlüpfen und spricht aus dieser Perspektive zu sich selbst (zu dem Zeitpunkt von einem Hilfs-ich dargestellt). Dann wird zurückgetauscht und die Person antwortet auf das Gesagte aus der eigenen Perspektive. Diese Rollen können so lange wie nötig getauscht werden. Neben dem Rollentausch gibt es noch das Doppeln und Spiegeln. Am Ende der Darstellung gibt es innerhalb der Gruppe ein Rollenfeedback und ein Sharing: „Was kenne ich von dem Gesehenen aus meinem Leben?“.

Das Verfahren wird heute weltweit nicht nur innerhalb der Psychotherapie, sondern u.a. auch innerhalb von Coaching, Beratung, Supervision, Organisationsentwicklung oder an Schulen eingesetzt.

„Handeln ist heilender als Reden.“ (Jakob Moreno)

Quellen:

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:

Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Tutorin der Vollzeitausbildung an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.