Naturheilkunde Lexikon

A

Der Aderlass gehört zu den ältesten Heilmethoden. Das Ausleitungsverfahren wird laut Überlieferung bereits seit 3000 v. Chr. mit Erfolg in der indischen Medizin angewendet. In der Antike empfahl Hippokrates den Aderlass als eines der wichtigsten konstitutionsverbessernden Therapien. Ausgangspunkt des Aderlass bildet die Lehre der vier Körpersäfte (Blut, Schleim, Galle und Luft). Hier wurde davon ausgegangen, dass eine fehlerhafte Zusammensetzung der Körpersäfte (Dyskrasie) sowie eine vorhandene Blutfülle (Plethora) Ursache für Erkrankungen sein können.

Mehr dazu erfahren Sie im Blog.

Arnika ist in der naturheilkundlichen Medizin noch gar nicht so lange präsent. Sie wird erst seit dem 18. Jahrhundert genutzt und zählt deshalb zu den „jungen“ Heilpflanzen. Arnika wird in der Medizin nur zur äußeren Anwendung genutzt, da das Gift der Pflanze teilweise ungewünschte allergische Reaktionen auslösen kann. Lesen Sie mehr über die Verwendung und Wirkung von Arnika in unserem Blog.

Bernhard Aschner (1883–1960) erforschte in den 1920- bis 1930er-Jahren die noch heute gültigen und angewandten Indikationen. Aschner prägte erfolgreich das moderne Verständnis der Ausleitungsverfahren und eröffnete ihnen damit den (Wieder-)eintritt in die Naturheilkunde. Er gilt als Begründer der sog. Konstitutionstherapie, seine 1908 erstmals erschienenen Werke werden bis heute in aktualisierten Auflagen herausgegeben.

Aschners Formen verbanden externe Methoden mit inneren Anwendungen als ein Gesamtkonzept einer Konstitutionstherapie. Die Aschnerverfahren dringen tief in die Kausalität einer gestörten Selbstregulation des Organismus ein, da sie am Grundsystem (Pischinger-Raum) zwischen den Zellen ansetzen. Dadurch wirken sie regulativ und nicht unterdrückend. Andere Naturheilverfahren werden oft erst danach wieder wirksam.

Mehr Informationen zu Bernhard Aschner finden Sie in unserem Blog.

Unter dem Namen Tragant tummeln sich insgesamt etwa 2.000 bekannte Unterarten darunter so spannende Kräuter wie der Astragalus mongholicus, welcher traditionell in der chinesischen Medizin als Stärkungsmittel verwendet wird. Dabei kommt vor allem die gelbe Wurzel zur Anwendung. Sie wird geschnitten, gewaschen und in der Sonne getrocknet. Üblicherweise werden die so verarbeiteten Wurzeln in Form von Tees, Suppen oder Extrakten kombiniert mit weiteren Heilpflanzen eingenommen. Mehr Informationen zur Anwendung und Wirkung finden Sie in unserem Blog.

B

Bärlauch (Allium ursinum) enthält die gleichen Wirkstoffe wie Knoblauch. Seine wichtigsten Inhaltsstoffe sind schwefelhaltige ätherische Öle, Senfölglycoside, Vitamin C und zahlreiche Mineralstoffe. Durch das Zerreiben, Zerschneiden und Verarbeiten, werden die Zellen des Bärlauchs beschädigt. Dabei verwandelt sich das ätherische Öl Alliin in die für den Knoblauchgeruch verantwortliche Alkylsulfensäure. Diese wiederum zerfällt dann in weitere Bestanteile, die allesamt desinfizierend, blutgefäßreinigend und atemwegsbefreiend wirken.

Bärlauch wirkt verdauungsfördern und stoffwechselanregend, er vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit – hier wirken die scharf schmeckenden Senfölglykoside als natürlicher Muntermacher. Vitamin C und der hohe Gehalt an pflanzlichem Eisen fördern die Blutbildung und können so einem Eisenmangel entgegenwirken. Zudem enthält Bärlauch Magnesium, Mangan und weitere Mineralstoffe, die für einen gesunden Körper notwendig sind.

Lesen mehr über Bärlauch in unserem Blog.

Das Baunscheidtverfahren ist ein Hautableitungsverfahren, bei dem über eine großflächige Reizung ein künstlicher Heilausschlag produziert wird. Dabei wird durch vorherige Perforation (Stichelung) der Haut und anschließende Behandlung mit reizenden Ölen eine lokale Entzündung herbeigeführt.

Mit dieser Komplementärmethode werden vor allem bei chronischen Entzündungen, Schmerz- und Reizzuständen sowie Verkrampfungen recht gute Erfolge erzielt. Entwickelt wurde dieses Verfahren zu Ende des 19. Jahrhunderts. Entdecker dieser Methode ist der Mechaniker und Erfinder Carl Baunscheidt.

Erfahren Sie mehr über dieses Verfahren in unserem Blog.

Die Birke ist so markant, dass selbst schon kleine Kinder sie von anderen Bäumen unterscheiden können: die Birke. Auffällig durch ihre weiße weiche Rinde, in der sich bei älteren Bäumen dann auch meist dunkle, raue Stellen zeigen. Die Birke galt bereits bei den Germanen als heiliger Baum. Sie symbolisiert die Fruchtbarkeit des Frühlings, weshalb auch heute noch traditionell das Maibaumsetzten in den Dörfern fester Bestandteil des Frühlingsfestes ist.

Sowohl die Hängebirke, als auch die Moorbirke werden heilkundlich genutzt. Geschätzt wird vor allem der Birkensaft, er ist ein stark harntreibendes Mittel gleichzeitig aber nierenschonend und somit nicht stark belastend. Heilpraktiker und auch Phytotherapeuten nutzen die Birke auch für die Behandlung von hartnäckigen Hauterkrankungen, wie Rissen oder Ekzeme. Schon Pfarrer Kneipp empfahl eine Abkochung aus Birkenblättern zur blutreinigenden Frühjahrskur. Rezeptideen finden Sie in unserem Blog.

Der Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum) wird bereits seit der Kupferzeit vom Menschen als Heilpflanze genutzt. Im Mittleren Osten und im Mittelmeerraum wurde er wohl zuerst kultiviert, bevor er seinen Weg nach Ägypten fand. Im Land der Pyramiden wurde vor allem die heilkundliche Wirkung der Pflanzen geschätzt, die unter anderem in der Geburtshilfe für die Förderung der Milchbildung bei Stillenden zur Anwendung kam.

Um 795 wurde der Anbau von Bockshornklee per Erlass von Karl dem Großen verordnet und erreichte dadurch auch in unseren Breiten hohe Bekanntheit. Hildegard von Bingen und später Sebastian Kneipp schätzten die heilende Wirkung der Pflanze bei Hautkrankheiten und viele andere Leiden. Heute wird Bockshornklee in vielerlei Form angewendet. Ob ganz trivial als Gewürz oder Gewürzbestandteil (z.B. in Curry) oder auch als Futtermittelpflanze. Aber es ist vor allem seine medizinische Wirkung, die den Bockshornklee bei vielen Menschen beliebt macht.

Warum und wie Bockshornklee wirkt lesen Sie in unserem Blog?

Die Blaubeere hat viele Namen: Heidelbeere, Schwarzbeere, Mollbeere, Wildbeere, Waldbeere, Zeckbeere, Moosbeere, Bickelbeere, Bickbeere, Griffelbeere, Haselbeeri, Hällbeere, Krähenauge, Schnuderbeeri, Sentbeere, Taubeere, Wehlen, Worbel … Und bietet uns ebenso viele Anwendungsmöglichkeiten in der Naturheilkunde.

Erstmals wurde Vaccinium myrtillus, wie die Beere lateinisch genannt wird, bei der Äbtissin Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert erwähnt. Sie empfahl Waldbeeren bei Durchfall und selbst bei Bauchtyphus wurden getrocknete Blaubeeren und auch deren Blätter genutzt.

Wie und warum die Blaubeere wirkt erfahren Sie in unserem Blog.

Blutegel im Dienst der Heilpraktiker

Seitdem Menschen einander therapieren, spielen die Blutegel (Hirudo medicinalis) eine bedeutende Rolle. Das Wort “Egel” stammt von dem griechischen Wort echis und bedeutet kleine Schlange. Zahlreiche Überlieferungen über die heilende Wirkung der „goldenen Ader“ sind aus der arabischen, griechischen, indischen, germanischen und römischen Medizin bekannt.

Nach einer Blütezeit im Mittelalter geriet die Behandlung mit z.T. missbräuchlichen Anwendungen, die man auch die Zeit des Vampirysmus nannte, in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert wurde die heilende Wirkung durch den Physiologen und Arzt Bernhard Aschner wieder entdeckt und erlebte in der modernen Schul- und Veterinärmedizin eine „Wiedergeburt“.

Und auch in der Heilkunst erlebten die Blutegel eine Renaissance. Eine Behandlung mit den Tieren zählt in der alternativen Medizin neben dem Schröpfen, dem Baunscheidtieren und dem Aderlass zu den sogenannten Ausleitungsverfahren. Diese sind aus den modernen Heilpraktikerpraxen nicht mehr weg zu denken.

Blutegel werden vor allem an Körperstellen angewendet, an die man mit einem Schröpfkopf oder Aderlass nicht herankommt. Also bspw. Augenlider, Mund, Zahnfleisch, Ohren, Zehen und Brustwarzen.

Die moderne Laborchemie hat zahlreiche Wirksubstanzen im Blutegelspeichel gefunden, so dass es keinen Zweifel an deren Wirksamkeit mehr gibt.

Doch warum wirkt der Biss eines Blutegels?

Der Speichel enthält viele Substanzen, von denen bisher nur die wichtigsten identifiziert werden konnten.

Hier eine kleine Auswahl:

HIRUDIN (Hirudo medicinalis = medizinischer Blutegel)
Es sorgt für die Hemmung der Blutgerinnung. Bei dem ca. 30-minütigen Saugakt und danach ist es notwendig, die Wunde offen und das Blut fließfähig zu halten.

CALIN
Es hemmt ebenfalls die Blutgerinnung. Calin bewirkt im Anschluss an das “schnelle” Hirudin, die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde durch das Nachbluten. Es kommt zu einem sogenannten sanften Aderlass.

Weitere Substanzen wirken entzündungshemmend, antiallergisch, antibiotisch, abschwellend und verteilend.

Wir begleiten Sie über die Ausbildung hinaus bis in Ihren Praxisalltag hinein!

Ausleitungsverfahren als notwendigen Bestandteil Ihres Therapieangebotes? – Erlernen Sie es in unserem Seminar Ausleitungsverfahren!

C

Das Cantharidenpflaster – der „weiße Aderlass“

AusleitungsverfahrenCantharidenpflaster gehören zu einer modernen Heilpraktiker-Praxis wie selbstverständlich dazu. Häufig wird baunscheidtiert oder auch geschröpft, doch ein Verfahren ist (leider zu unrecht) oftmals unterrepräsentiert – das Cantharidenpflaster.

Schade, denn das Cantharin ist stark durchblutungsfördernd und kann somit über die Haut eine enorme Heilkraft erzielen. Bereits Paracelsus räumte dem Cantharidenpflaster eine hohe Bedeutung ein „wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und ausleeren. Wo sie dies nicht selbst fertig bringt, dort lasse man diese über die Haut heraus.”

Doch nicht nur Heilpraktiker, auch erfahrene Ärzte wenden es an. So z. B. Professor Dr. med. F. Herget, ehem. Leiter des Funktionsbereiches Schmerztherapie der Universität Gießen, welcher die Vesikation (“Blasenbildung”) mit Cantharidenpflastern bei chronisch schmerzhaften Gelenkerkrankungen verordnete.

Der Wirkstoff Cantharidin wird aus Weichkäfern (Cantharidae), v.a. der Spanischen Fliege gewonnen. Die auf dem Pflaster befindliche Paste wirkt mit ihrem Reizgift blasenbildend. Die Blasenbildung setzt nach einigen Stunden Einwirkzeit ein. Die Patienten merken meist selbst, wann es soweit ist. Sie geht einher mit einem leichten Brennen und Ziehen in der Haut. Je länger das Pflaster auf der Haut verbleibt, umso größer ist die Blasenbildung und umso effektiver die Therapie. Die Blasen füllen sich mit Lymphflüssigkeit, der Abtransport von Schadstoffen wird angeregt, die Nährstoffversorgung durch einer erhöhte Durchblutung verbessert, Schmerzmediatoren abgeleitet.

Besonderheiten der Therapie

Die lymphehaltige Blase wird steril punktiert oder am unteren Wundpol aufgeschnitten. Die Flüssigkeit wird abgelassen. Manche Heilpraktiker injizieren Ihren Patienten noch 1-2 ccm der Flüssigkeit in den Gesäßmuskel, um eine zusätzliche Stoffwechselanregung zu erreichen und so die Abwehrkräfte zu mobilisieren.

Die Blasenhaut wird nicht entfernt, sondern mit einer sterilen Wundauflage (Gaze) abgedeckt. Nach der Anwendung kann es bei empfindlichen Menschen zu einer bräunlichen Pigmentierung der Haut kommen. Diese vergeht zumeist innerhalb einiger Wochen vollständig.

NICHT angewendet werden darf das Pflaster bei bestehenden Blasen- und Nierenreizungen, auch geschädigte oder sehr sensible Haut schließt die Anwendung aus. Generell darf es niemals auf Schleimhäuten oder im Bereich der Nieren aufgeklebt werden.

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Cayenne- oder Spanischer Pfeffer ist im eigentlichen Sinne kein Pfeffer. Genau genommen handelt es sich um ein mit der Paprika verwandtes Nachtschattengewächs. Die Chili-Pflanze der Sorte „Cayenne“ wurde bereits vor der Entdeckung Amerikas in den tropischen Regionen kultiviert. Heute findet der Anbau auch in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas und Asien statt.

In der Naturheilkunde nutzt man ebenfalls die Wirkung der Cayennepfefferfrüchte. Sie werden nur äußerlich auf der Haut angewendet. Die schmerzlindernde Wirkung beruht auf dem Inhaltsstoff Capsaicin. Offiziell anerkannt ist die Wirkung bei schmerzhafter und verspannter Muskulatur, aber auch bei Nervenschmerzen.

Erfahren Sie mehr über den Cayennepfeffer in unserem Blog.

D – G

Bei der Dunkelfeldmikroskopie wird ein Tropfen Blut entnommen und in einem Mikroskop betrachtet. Dabei wird das Licht so gebrochen, dass man die Blutkörperchen gegen einen dunklen Hintergrund sieht, was wesentlich kontrastreicher ist. Der Vorteil liegt darin, dass man das lebende Blut betrachten kann und Rückschlüsse z.B. auf das Immunsystem führen kann. Sie unterteilt sich in die rein medizinische Hämatologie und die Dunkelfeldmikroskopie nach Enderlein.

Dieses Verfahren wurde von Dr. Reinhard Voll in den 50er Jahren entwickelt und bildet die Grundlage für viele bioelektrische Verfahren, die es heute überall gibt. Dabei wird über Akupunkturpunkte durch Widerstandsmessung versucht Rückschlüsse auf die Gesundheit oder Belastung von Organen zu führen. Ebenso können die Wirkungen von Medikamenten und Präparaten getestet werden.

H

Begründer der Homöopathie

HahnemannHahnemann wurde am 10. April 1755 in der Porzellanstadt Meißen geboren. Sein Vater erkannte seine hohe Sprachbegabung schon früh und unterstütze dessen Talent. So konnte Hahnemann bereits im Alter von 12 Jahren anderen Kindern das Altgriechische lehren, besuchte die Meißener Stadtschule und erhielt bald ein Stipendium für die Fürstenschule St. Afra. 1775 begann er mit dem Medizinstudium in Leipzig, er führte es in Wien und Siebenbürgen fort. Aufenthalt und Studium finanzierte er sich durch Sprachunterricht und als Übersetzer medizinischer Texte ins Deutsche. Seine Promotion legte er 1779 an der Friedrichs Universität Erlangen ab.

Nach der Promotion beginnt ein wechselhaftes Kapitel in Hanhemanns Biografie. Immer wieder wechselt der junge Hahnemann seine Betätigungsfelder und arbeitet erfolgreich als Arzt und mal als Übersetzer oder Schriftsteller. Sein Wissensdrang und stetes Streben nach Bildung, lässt ihn 1781 erfolgreich eine praktische pharmazeutische Ausbildung beenden und führt ihn somit auf das Gebiet der Chemie. Seine Vermischung der Aufgaben eines Apothekers mit den Pflichten des Arztes stößt auf den Widerstand der Apotheker Gilden, die ihn scharf angriffen.

1782 heiratet Hahnemann die Apothekertochter Johanna Leopoldine Henriette Küchler, mit der er 48 Jahre lang sein Leben teilen sollte und die ihm elf Kinder schenkte. Gemeinsam mit den Kindern begleitete sie Hahnemann auf vielen Stationen quer durch Deutschland. Darunter Hettstedt, Dessau, Gommern bei Magdeburg und Dresden.

Im Jahr 1789, als in Frankreich die Revolution ausbricht, siedelt Hahnemann nach Leipzig Stötteritz über. 1790 übersetzt er dort nicht nur Werke von Cullen aus dem Englischen, darunter auch die „Materia Medica“, sondern führt auch seinen berühmten Chinarindenversuch durch.

In den Jahren 1792-1804 führte ihn seine Arbeit nach Gotha, Molschleben, Göttingen, Pyrmont, Braunschweig, Wolfenbüttel, Königslutter, Altona, Hamburg, Mölln und Machern, immer in Begleitung seiner inzwischen zahlreich gewordenen Familie. Er sammelte weiter Erfahrungen im Umgang mit chemischen Substanzen und übersetzte hauptsächlich chemische und pharmazeutische Schriften. Zudem experimentierte er mit Arzneien an sich und anderen und sammelte Berichte über Selbstversuche, Vergiftungen und Heilungsberichte, die durch das Heilprinzip „Ähnliches mit Ähnlichem“ erklärt werden konnten. Dieses Prinzip veröffentlichte er 1796 in Hufelands „Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst“. In den Jahren 1801-1804 sind die ersten zweifelsfrei homöopathischen Behandlungen aus seinen Krankenjournalen nachzuweisen.

Ab 1805 praktizierte Hahnemann in Torgau. Hier führte er erstmals in weiteren wissenschaftlichen Artikeln in Hufelands Zeitschrift das Prinzip der kleinen Gaben und den Begriff „homöopathisch“ ein. Im Jahr 1810 erschien dann das „Organon der rationalen Heilkunde“. Die erste Auflage enthielt bereits alle Wesenszüge der Homöopathie, wurde jedoch mehrfach stark überarbeitet. In den folgenden Jahren erschienen die sechs Bände der „Reinen Arzneimittellehre“, in denen er Arzneimittelprüfungen am gesunden Menschen beschrieb. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich um das größte zusammenfassende, systematische Werk auf dem Gebiet der Pharmakologie.

1811 kehrte Hahnemann wieder nach Leipzig zurück, wo er bis 1821 lebte und an der Universität lehrte. Hier baute er auch seine Schule der Heilkunst auf, scharte Schüler um sich und hielt von 1815 bis 1821 ohne Unterbrechung Vorlesungen zur Homöopathie. Zu dieser Zeit unterhielt er, trotz vieler Fehden mit ansässigen Professoren, eine florierende Praxis und war vermutlich auch bei der Leipziger Völkerschlacht anwesend.

Im Jahr 1821 nahm Hahnemann eine Anstellung als Leibarzt bei Herzog Ferdinand von Anhalt – Köthen an. Herzog Ferdinand garantierte dem inzwischen 66 Jährigen Hahnemann dort schriftlich, auf Betreiben von Adam von Müller, einem österreichischen Politiker und Förderer der Homöopathie, sein Recht auf Herstellung der homöopathischen Arzneien. Dort führte er auch seine homöopathische Praxis weiter. 1822 ernannte man ihn zum Hofrat, 1828 veröffentlichte er die „Chronischen Krankheiten“ und 1829 gründete er den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte.

Als 1830 Hahnemanns Frau an der Cholera starb, litt er sehr darunter, dass er sie nicht retten konnte. Seiner Zeit voraus, führte er die Macht der Erkrankung auf „kleinste Lebewesen“ zurück und wies hier erstmals auf die bakteriologischen Erkenntnisse hin. Durch die verhältnismäßig erfolgreiche Behandlung der Choleraepidemien von 1830 und 1831 stieg die Homöopathie weiter im allgemeinen Ansehen.

Als 1835 die 35-jährige Französin Melanie D`Herville Hahnemanns Praxis betrat, verliebte sich der nun 79 Jahre alte Homöopath sofort in sie. Nach der Heirat zog das Paar nach Paris, wo sie gemeinsam, bis zum Tod Hahnemanns, eine geachtete Praxis führten. Hahnemann verstarb am 2. Juli 1843 an einer Lungenentzündung. Während Hahnemann zunächst auf dem Friedhof Montmartre bestattet wurde, fand er später auf dem Ehrenfriedhof Pèr Lachaise seine letzte Ruhe.

Kleine Kügelchen, große Wirkung.

Die Homöopathie ist eine faszinierende Methode um akute und chronische Erkrankungen schnell und nachhaltig zu heilen. Für eine erfolgreiche Anwendung ist neben umfangreichen Kenntnissen der einzelnen Arzneimittel auch ein Verständnis der Theorie notwendig. Doch was vereint Sie als Leser und uns als Heilpraktikerschule? Es ist die Neugier mehr über diese faszinierende Heilkunde wissen zu wollen. Viele Wege führen uns zusammen – eigene Erlebnisse oder die unserer Kinder, Arbeitskollegen oder Freunde, eine Empfehlung, ein Zeitungsartikel, einzelne Seminare oder sogar schon Unterrichtseinheiten in der Heilpraktikerausbildung.

Wir kennen aus Apothekenzeitschriften und Ratgebern die Methode der bewährten Indikation. Bei dieser Art von Schnupfen nehme man dies, bei jener jenes… Verwendet man D-Potenzen, treten keine schädlichen Nebenwirkungen auf usw. Diese Behandlungsmethode ist weit entfernt von dem, was Hahnemann einst entwickelte und an seine Schüler weitergab.

Die Homöopathie ist seit ihrer Gründung durch Samuel Hahnemann eine lebendige Heilkunst. Ihre Anhänger haben es verstanden, aufbauend auf den Lehren von Hahnemann, das Wissen zu mehren und weiterzuentwickeln. Es sind inzwischen eine Vielzahl von Strömungen entstanden, die nicht immer im Geiste Hahnemanns handeln, die jedoch alle gemeinsam ihre Handlungen auf einige wenige Prinzipien zurückführen lassen: das Ähnlichkeitsprinzip, die Lebenskraft und die Ganzheitlichkeit, die Erfahrungsheilkunde, sowie die kleinste Dosis und Reinheit der Arznei.

Welches Wirkprinzip steckt hinter Homöopathie?

Samuel Hahnemann wurde 1755 in der Zeit der Aufklärung geboren. Die Naturwissenschaften entwickelten sich sprunghaft, insbesondere auf den Gebieten der Mathematik, der Physik und der Chemie. Trotz des neuen Geistes setzte man in der Heilkunst auf althergebrachte Methoden mit viel Tradition, kritiklosem und irrationalem Vorgehen. Methoden wie der Aderlass, das Klistier, die Verabreichung von Giften und Gemischen als Heilmittel bestimmten die Arztpraxen und universitären Vorlesungen. Krankheitserreger waren unbekannt, Hygiene praktisch nicht vorhanden. Hahnemann muss über einen außerordentlich klaren, analytischen Geist verfügt haben und den Mut, altbekanntes in Frage zu stellen. Über seine ersten Arzneimittelprüfungen, seine logische Auseinandersetzung mit Krankheit und Gesundheit fand er seinen Weg zu einem völlig neuen Ansatz in der Heilkunde – der systematischen Umsetzung des Prinzips heile „Ähnliches mit Ähnlichem“ unter Verwendung verdünnter und potenzierter Arzneien. Aus seinen Krankenjournalen sind die ersten homöopathischen Behandlungen um das Jahr 1802 nachzuweisen. 1810 veröffentlichte er die erste Ausgabe des „Organon der rationellen Heilkunst“ worin er in Paragrafenform seine Theorien und Erkenntnisse darlegte.

Homöopathie kommt aus dem altgriechischen hómoios für ‚gleich, ähnlich‘ sowie páthos für ‚Leid, Schmerz oder Gefühl‘, wörtlich also ‚ähnliches Leiden‘. Der Gedanke, dass Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden kann, ist bereits seit Jahrhunderten Theorie. Schon Hippokrates von Kos (460 v. Chr. – um 370 v. Chr.) stellte diese Theorie auf. Hahnemann baut diesen Ansatz aus und fügt ihm in seiner Theorie die systematische Arzneimittelprüfung am gesunden Menschen sowie die Methodik der Verdünnung und Potenzierung hinzu.

Was bedeuten die Potenzen?

Die Herstellung homöopathischer Arzneien obliegt in Deutschland nach dem Arzneimittelgesetz den Apothekern. Unabhängig von diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen unterliegt die Herstellung homöopathischer Arzneien genauen Vorschriften. Diese liegen für jedes einzelne Mittel vor und beschreiben das genaue Vorgehen zur Rohstoffgewinnung, z.B. Ernte, verwendete Pflanzenteile, Auszüge, Zubereitungen usw. Bereits Hahnemann begann mit der Aufstellung dieser Daten im Homöopathischen Arzneibuch (HAB), welches ergänzt bis heute die Arbeitsgrundlage darstellt.

Die Verarbeitung erfolgt gemäß der Vorschrift für die gewünschte Potenz (D-, C- und LM-Potenzen).

D-Potenzen basieren auf der Verdünnung der Urtinktur im Verhältnis 1:10. D1 entspricht also einer Verdünnung der Urtinktur von 1:10 mit Alkohol. Jedoch genügt die Verdünnung allein nicht, die so bereitete Lösung wird noch zehnmal geschüttelt bzw. geklopft (dynamisieren). Die D2 wird demnach hergestellt durch die nochmalige Verdünnung der D1 von 1:10 und anschließender Dynamisierung usw. D8 würde beispielsweis einer Verdünnung von 1:100.000.000 und einer achtmaligen Verschüttelung entsprechen. C-Potenzen werden 1:100 verdünnt. Sonst gleicht das Vorgehen dem der D-Potenzen, jedoch ist die Verdünnung höher.

Die Stufen der 50-Millesimalreihe werden als LM- sowie Q-Potenzen bezeichnet. Beide haben gemeinsam, dass bei jeder Stufe 1:50.000 verdünnt wird. Wesentlicher Unterschied ist die Verarbeitung. LM-Potenzen gehen auf die Urtinkturen zurück. Auch werden größere Globuli verwendet. Sie werden als Globuli, aufgelöst in Wasser oder Alkohol verabreicht. Q-Potenzen gehen direkt auf Hahnemann zurück. Es wird eine Lösung im Verhältnis 1:500 hergestellt, diese mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch 1:100 verdünnt (insgesamt also 1:50.000) und anschließend 100-mal dynamisiert. Ein Tropfen dieser Lösung wird auf 500 Mikroglobuli gegeben und getrocknet. So erhält man die Q1. Die Potenz Q2 wird hergestellt durch Auflösen eines Globuli der Q1 in 100 Tropfen Alkohol-Wasser-Gemisch, 100-maliger Dynamisierung und Auftropfen eines Tropfens auf 500 Globuli mit anschließender Trocknung. Eine Q3 entspricht schließlich einer 1:125.000.000.000.000 Verdünnung mit 300-facher Dynamisierung.

Textliches Urheberrecht: Dr. Martina Hanner

Reformator des Gesundheitswesens

Christoph Wilhelm Hufeland wurde am 12.08.1762 in Langensalza in einer Zeit der Umbrüche geboren. Als Sohn einer Medizinerfamilie genoss er in Weimar eine klassische Bildung und trat im Frühjahr 1780 sein Studium an der Universität in Jena an. Wahrscheinlich durch seinen Mentor J. Ch. Loder inspiriert wechselte er schon ein Jahr später an die Universität von Göttingen, wo er seien Studium der Anatomie vertiefte und Hufeland durch Blumenbach zur gründlchen Naturbeobachtung angehalten wurde. Bemerkenswert ist das Thema der Dissertation Hufelands, er schrieb über den Scheintod und die Möglichkeit, mittels elektrischen Strom Tiere wiederzubeleben.

Die allmähliche Erblindung seines Vaters zwang Hufeland zur Rückkehr und Übernahme von dessen Praxis im Jahr 1783. Seine Erfolge, sein reicher Erfahrungsschatz und sein umfangreiches Wissen bescherten ihm schnell Anerkennung und Respekt in der Weimarer Gesellschaft. Goethe, Schiller, Herder und Wieland wurden nicht nur persönliche Freunde, sondern waren ebenso Patienten von Christoph Wilhelm Hufeland. Durch die „Freitagsgesellschaften“ im Hause Goethe, wurde der Herzog von Jena auf Hufeland aufmerksam und holte ihn 1792 als Professor an die Universität in Jena. Dies war eine entscheidende Wendung im Leben Hufelands. In die Anfangszeit fallen viele Publikationen zu den Themen Scheintod, Baden als Mittel der Gesundheitsrestauration und vielen weiteren aktuellen Themen der Zeit. Hufeland initiierte den Bau des ersten Leichenhauses, in dem die Leichenschau durch einen Arzt durchgeführt wurde. Die Nagst bei lebendigem Leibe begraben zu werden, war im der zweiten Hälfte des 18. Jh. sehr groß. Nach diesem Vorbild entstanden zahlreiche Häuser und in die Ausbildung der Ärzte wurden die sicheren und unsicheren Todeszeichen als Lehrgegenstand aufgenommen.

buch makrobiotik1796/97 kam die 1.Auflage seines Werkes zur Entwicklung der Makrobiotik heraus. Sie machte Hufeland berühmt. Die Makrobiotik wurde in viele Sprachen übersetzt und gilt als klassisches Werk der Weltmedizin. Die Makrobiotik setzt auf den alten Lehren der Antike auf und nimmt sich der Theorie des Maßhaltens an, sie gibt dem Leser praktische „Verlängerungsmittel des Lebens“ mit auf den Weg.

Hufeland hatte viele Angebote an berühmten Universitäten seiner Zeit eine Professur anzutreten, blieb Jena aber bis zum Jahr 1801 treu. Erst die Französische Revolution bewegte Ihn dazu Jena zu verlassen und als Leibarzt der königlichen Familie tätig zu werden. Neben seiner Tätigkeit für die königliche Familie war er Direktor des Collegium Medicum und 1. Arzt der Charité. Seine ausgedehnt Praxis florierte alsbald ebenso. Vor allem das wohl der Bevölkerung lag Hufeland am Herzen, Er postulierte die Bademode als wichtige Hygienische Maßnahme, warb intensiv für das erste Impfzentrum in Berlin und wurde nicht müde seine Kollegen in zahlreichen Artikeln über die Wirkung des Badens aufzuklären.

Die Wirren des Krieges machten auch vor der königlichen Familie nicht halt. Hufeland begleitete 1806 Königin Luise und deren Kinder auf de Flucht, bis sie 1809 wieder nach Berlin zurückkehrten. Diese Belastungssituation führte zum Scheitern seiner 18-jährigen Ehe. Erst 7 Jahre später heiratete Hufeland ein zweites Mal. In den Jahren nach 1810 widmete sich Hufeland dem weiteren Ausbau seiner aufklärenden Strukturen. Er schuf ein Institut zur Weiterbildung von Ärzten und sorgte auch für dessen Absicherung in Notlagen („Hufeland’sche Stiftung“, Gründung 1830). 1827 dehnte er mit seiner Schrift „Von den Krankheiten der Ungeborenen und Vorsorge für das Leben und die Gesundheit des Menschen vor der Geburt“ seine Theorie der Gesundheitsprophylaxe auf das Ungeborene aus. Hufeland genoss zu Lebzeiten schon eine ungewöhnlich große Anerkennung, zu seinem 50jährigen Doktor-Jubiläum wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil, wie sie nur selten ein Arzt in dieser Zeit erhalten hat. In den 1830’er Jahren zog er sich aufgrund der Verschlimmerung seines Augenleidens auf sein Landgut in Berlin zurück, wo er schließlich im am 25.08.1836 verstarb.

Hufeland bleibt als Menschenfreund, Reformator, Aufklärer und Revolutionär der Medizin in Erinnerung. Die moderne Medizin verdankt ihm sehr viel. Er zeigte u.a. den Zusammenhang von Armut und Krankheit auf, ihm lagen die Kindergesundheit und die Bildung der Frau besonders am Herzen.

I

Ignaz von Peczely und die Irisdiagnose

Die Irisdiagnose schließt eine wichtige diagnostische Lücke, denn das Auge verrät konstitutionsbedingte Schwächen, aber auch individuelle Stärken. Bei der Irisdiagnose werden Farbe, individuelle Zeichen (Waben, Krypten, Lakunen und Defektzeichen), Zustand der Sklera und Regenbogenhaut beurteilt, um dann eine passende Verordnung bzw. Therapie einzuleiten.

In der modernen Naturheilpraxis bedient man sich der bildgebenden Technik, um die Hinweise der Iris deutlich zu erkennen. Das Auge wird fotografiert und anschließend kann es ggf. gemeinsam mit dem Patienten auf dem Monitor ausgewertet werden. Vorteil ist hier die vergrößerte Darstellung der Iris und das erweiterte Zeitfenster zur Beurteilung.

Der Begründer der Irisdiagnose ist ein junger Azrt aus Budapest. Ignaz von Peczely (1826-1911) veröffentlichte erst nach langer Zeit seine in deutsch verfasste Broschüre „Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturheilkunde, Anleitung zum Studium der Diagnose aus dem Auge“. Darin beschreibt er seine Erfahrungen aus 20 Jahren diagnostischer und praktischer ärztlicher Tätigkeit. Er lehrte darin, dass die Irisdiagnostik eine Hilfe zur vergleichenden Diagnostik darstellt, d.h. Zeichen im Auge können also Hinweise geben, was noch abgeklärt werden muss.

Wie kam Dr. Peczely auf diese Methode?

Ein Schlüsselerlebnis in seiner Jugend beschreibt den Anfang seines Interesses:

„Meine Entdeckung war nicht die der Wissenschaft, sondern die Geburt eines Zufalls. In meinen jungen Jahren, im Jahre 1838, als Gewehrübungen, Reiten und Jagd meine Freiheit ausfüllten, schoss Ich eines Tages eine große Eule. Als feuriges junges Kind rannte Ich hin, um meine Beute aufzuheben. Ich fasste das an den Flügeln verwundete Tier an, aber es mich auch. Es bohrte seine große Kralle durch die Sehne meine linken Zeigefingers und Daumens, dessen Narben noch heute zu sehen sind. Vor Schmerz und Zorn versuchte ich alles, um dieser Zange herauszukommen. Ich fand es am besten, mit meiner freien rechten Hand das Bein der Eule zu brechen. Dies führte Ich durch, worauf sich bei der Eule das Entsprechende Auge mit Blut füllte. Ich trug das übrigens hübsche Tier heim, wo es sich bei guter Pflege alsbald erholte, aber in dem Auge blieb ein Fleck.“

Warum kann das Auge den gesamten Körper abbilden?

Zur Iris bestehen zahlreiche Nervenverbindungen, die sich aus dem gesamten Organismus an Ihr vereinen. Daher ist die Iris in der Lage aus allen Körperregionen Informationen zu erhalten und diese entsprechend umzusetzen bzw. zu zeigen. Ständig gestresste Orte des Körpers (durch Gifte, Entzündungen, etc.) spiegeln sich in der Iris wieder. Erfahrene Heilpraktiker können eine Erfolgsquote von fast 80% aufweisen (zum Vergleich: Ultraschall bietet nur 50%).

Herr Bochmann beschreibt die Methode der Irisdiagnose sehr anschaulich in unserem Video auf youtube.

J

Jin Shin Jyutsu ist eine japanische Form der Akupressur bzw. manuellen Therapie, die in Deutschland vor allem als Selbsthilfe- oder Heimtherapie bekannt ist. Die Heilmethode wurde ursprünglich von Jiro Murai zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Japan als Akupunktur ohne Nadeln entwickelt. In den Händen des erfahrenen Therapeuten bietet sie eine sehr wirksame Alternative oder Ergänzung zur Akupunktur. Ähnlich wie der japanische Akupunkteur, arbeitet der Jin Shin Jyutsu Therapeut nicht nach einer westlichen Symptomatik mit verschiedenen Punkteregimen, sondern entwickelt die individuelle Behandlung nach Untersuchung, Pulsdiagnose und Tastbefunden. Grundlage sind die Alten Klassiker wie der „Gelbe Kaiser“ und die besonderen, von Jiro Murai entwickelten Anwendungen. Jin Shin Jyutsu ist eine Behandlungsmethode, in der sowohl physische, funktionelle und psychische Beschwerden erfolgreich behandelt werden können. Es ist also auch als körpernahe Psychotherapie anwendbar.

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Begründer der modernen Hydrotherapie

Am 17.Mai 1821 kam Sebastian Kneipp als Sohne einer armen Weberfamilie in Stephansried zu Welt. Bedingt durch die Armut seiner Familie musste Kneipp schon im jungen Alter von elf Jahren täglich mit am Webstuhl oder als Viehhirte im Dorf arbeiten. Trotz der Armut der Familie besuchte Kneipp die Dorfschule und wechselte danach in Sonn- und Feiertagsschule nach Ottobeuren. Den Mut zu einem Bruch gab ihm die Vernichtung seines Elternhauses durch eine Brand. Er verlor dabei sein Ersparnisse und sah im Heimatort keine Perspektive mehr.

In Grönenbach fand er eine Anstellung und Kaplan Matthias Merkle nahm sich seiner an. Durch intensive Unterweisung von Merkle in Latein, konnte Kneipp ab 1844 das Gymnasium in Dillingen besuchen. Hier schloss er mit hervorragenden Leistungen ab. Während seiner Gymnasialzeit erkrankte Kneipp an Tuberkulose (“Bluthusten“). 1848 nahm er sein Studium der Theologie in München auf. Gleich im ersten Jahr seines Studiums verschlechterte sich sein Zustand sehr. Durch Zufall entdeckte er das Buch von Johann Siegmund Hahn „Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers“ (1743) und kurierte sich im Selbstversuch durch mehrfaches kurzes Baden in der eiskalten Donau. Bestärkt durch seine Genesung behandelte er heimlich lungenerkrankte Kommilitonen. Sein Ehrgeiz und Interesse war nun vollends geweckt. Literaturstudium und ein reger Austausch bestärkten ihn in der Behandlung von Patienten.

1853 kam es jedoch zur ersten Anklage wegen Kurpfuscherei. Kneipp behandelte, obwohl er keinen Heilberuf erlernt hatte. Kneipp war Theologe mit dem Ziel, Menschen von Ihren Leiden zu erlösen bzw. diese zu mildern. Seine Karriere in der Kirche bescherte ihm bis dato drei Kaplanstellen. Vor Gericht erwirkte er das Zugeständnis, Patienten behandeln zu dürfen, die nachweislich keine Hilfe bei Ärzten oder Apothekern gefunden haben oder einfach zu arm seien, um sich einen Arzt zu leisten. Während der Choleraepidemie, die im gleichen Jahr ausbrach, half er selbstlos mit. Sein furchtloser Einsatz brachte ihm den Beinamen „Cholerakaplan“ ein.

1855 nahm Kneipp im Kloster Wörishofen die Funktion als Beichtvater und Hausgeistlicher ein. Er leitete die Mädchenschule des Dominikanerinnen-Klosters, unterrichtete selbst, gründete weitere Schulen, reformierte die Landwirtschaft in und um das Kloster. In der eigenen Badestube behandelte er Gäste des Klosters. Sein Ruf eilte ihm bald voraus und es kamen immer mehr Hilfesuchende nach Wörishofen. Wörishofen florierte und entwickelte sich zum Kurort der Kneippschen Anwendungen.

Die folgenden Jahre waren geprägt von Reisen durch Europa, durch welche seine nunmehr immer weiter ausdifferenzierte Methode immer bekannter wurde. Dankbare Patienten und Spenden von überzeugten Kneipp-Anhängern erlaubten ihm u.a. die Förderung von Kranken- und Waisenhäusern. Kneipp bestand zeitlebens darauf, mittellose und Waisenkinder kostenfrei zu behandeln.

Sebastian Kneipp starb im Alter von 76 am 17.06.1897 in Wörishofen. Noch heute erinnert ein Kneipp-Museum im Kloster der Dominikanerinnen an das Leben und Wirken Sebastian Kneipps.

L

Ein wertvoller Begleiter während der Fastenzeit

Denken Sie beim Wort „Löwenzahn“ auch zuerst an Peter Lustig? Dachte ich mir. Als treuer Begleiter meiner Kinderzeit fasziniert mich der sympathische Latzhosenträger bis heute. Nicht nur das er interessante Geschichten aus Natur, Umwelt und Technik parat hatte – er konnte auch die kompliziertesten Dinge einfach erklären. Die kultige Sendung schaue ich mir auch heute noch gerne zusammen mit meinen Kindern an.

Trotz des tierischen Namens ist der Löwenzahn höchstens für penible Gartenbesitzer gefährlich, die sich um ihren grünen Rasen sorgen. Beim Löwenzahn (lat. taraxacum offizinale) handelt es sich vielmehr um eine äußerst wertvolle Heilpflanze, die bereits seit vielen Jahrhunderten zur Anwendung kommt.

Laut Paracelsus kann man vom äußeren Erscheinungsbild auf die Wirkung einer Pflanze schließen. Beim Löwenzahn trifft das tatsächlich zu. Bereits im Mittelalter wurde die Pflanze erfolgreich zur Behandlung von Gelbsucht (eine Leberkrankheit) eingesetzt. Ebenso ist die harntreibende Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen. Daneben besitzt der Löwenzahn noch viele weitere therapeutische Fähigkeiten, die auch aktuell zum Einsatz kommen.

Denn momentan befinden wir uns in der Fastenzeit. Man besinnt sich vielerorts der körperlichen Entsagung und strebt die Reinigung von Körper, Geist und Seele an. Da kann eine Kur mit frisch gepresstem Löwenzahnsaft bei der Entschlackung unterstützen und die Frühjahrsmüdigkeit austreiben.

Da der Gehalt von Milchsaft im Frühjahr am höchsten ist, sammelt man das ganze Kraut am besten im März – vor der Blüte! Die folgende Press-Saft-Frühjahrskur aus den Wurzeln und Blättern hat sich sehr bewährt:

  • täglich 2 – 3 Esslöffel frisch gepressten Löwenzahn-Saft
  • mit Saft oder Wasser einnehmen

Die Frühjahrskur sollte etwa 4 – 6 Wochen durchgeführt werden. Sie wirkt verdauungsfördernd, entschlackend, blutreinigend und harntreibend. Wem das nicht zusagt, der kann Löwenzahn auch als frische Abwechslung in seinen Salat geben. Oder doch lieber als Gemüse? Die Blätter lassen sich wie Spinat kochen. Andere volkstümliche Namen die wir für Löwenzahn gefunden haben sind:

  • Pusteblume (warum wohl!? ;))
  • Hahnenspeck (Hühner fressen gerne Löwenzahn-Blätter)
  • Bettsescher oder Bettpisser (wegen der harntreibenden Wirkung)
  • Kuhscheiß (Kühe bekommen bei Verzehr großer Mengen Durchfall)
  • Milchblume, Milchkraut, Milchstock oder Kuhblume (wegen des weißen Saftes und auch wegen der höheren Milchleistung, die Kühe nach dem Verspeisen von Löwenzahn erbringen)
  • Schäfchenblume (weil der weiße wollige Pusteblumenkopf an Schäfchen erinnert)

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M – N

O

Die Ohrenkerze bei der AnwendungDie Ohrenkerzen, auch Hopi-Kerzen genannt, werden von den Herstellern gerne den Hopi-Indianern zugeschrieben. Angeblich reinigten die amerikanischen Ureinwohner damit ihre Ohren und nutzten die Kerzen für rituelle Zwecke. Einen Beleg für die Verwendung der Ohrenkerzen zur damaligen Zeit gibt es allerdings nicht. Bis heute verwehren sich die Nachfahren der Hopi-Indianer gegen die Nutzung ihres Namens in Verbindung mit dem Produkt.

Belegt ist dagegen die entspannende Wirkung der Ohrenkerzen

Über das Riechsystem beeinflussen die im Rauch vorhandenen Düfte das limbische System. Je nach Duft, wird das vegetative Nervensystem (Parasympathikus) beruhigt oder stimuliert. So kann die Ohrenkerze auch eingesetzt werden, um Körper und Geist anzuregen. Bei der Verbrennung des mit Bienenwachs getränkten Stäbchens kommt es zur Entwicklung eines leichten Unterdrucks im Gehörgang. Dieser bringt das Trommelfell sanft in Schwingung und der beruhigende Effekt setzt ein. Diese sanfte Massage kann aktiv beim Abbau von Stress helfen. Fälschlicherweise wird die Anwendung einer Ohrenkerze mit dem Säubern des Gehörganges in Verbindung gebracht. Dies ist nicht der Fall. Der entstehende Unterdruck kann nicht die Intensität entwickeln, welche für einen aktiven Abtransport von Ablagerungen im Gehörgang notwendig wäre.

Das sollten Sie bei der Verwendung beachten

Achten Sie vor dem Kauf darauf, dass die Ohrenkerzen über einen Filter in der Kerze verfügen bzw. tropffrei sind. Sollte dies nicht vorhanden sein, so kann flüssiges Wachs auf das Trommelfell tropfen und schwere Verbrennungen auslösen. Zudem muss bei der Anwendung immer ein Partner zugegen sein, um die korrekte Handhabung zu gewährleisten. Ebenso raten wir dazu, Haare, Haut und Kleidung mit einem Tuch abzudecken, um diese vor eventuell herabtropfendem Wachs zu schützen. Ist die Ohrenkerze bis zur Abbrennmarkierung heruntergebrannt, wird sie vorsichtig entfernt und im Wasserbad gelöscht. Gönnen Sie sich nach der Behandlung noch etwas Ruhe idealerweise bei entspannender Musik.

Diese Therapieform geht davon aus, dass sowohl körperliche, wie auch psychische Erkrankungen u.a. auf Mangelerscheinungen im Körper zurückgehen. Durch Gabe von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurelementen und Pflanzenstoffen wird versucht die körpereigenen Mechanismen und das Immunsystem zu regulieren und dadurch die Erkrankung zu heilen.

P

Ignaz von Peczely und die Irisdiagnose

Die Irisdiagnose schließt eine wichtige diagnostische Lücke, denn das Auge verrät konstitutionsbedingte Schwächen, aber auch individuelle Stärken. Bei der Irisdiagnose werden Farbe, individuelle Zeichen (Waben, Krypten, Lakunen und Defektzeichen), Zustand der Sklera und Regenbogenhaut beurteilt, um dann eine passende Verordnung bzw. Therapie einzuleiten.

In der modernen Naturheilpraxis bedient man sich der bildgebenden Technik, um die Hinweise der Iris deutlich zu erkennen. Das Auge wird fotografiert und anschließend kann es ggf. gemeinsam mit dem Patienten auf dem Monitor ausgewertet werden. Vorteil ist hier die vergrößerte Darstellung der Iris und das erweiterte Zeitfenster zur Beurteilung.

Der Begründer der Irisdiagnose ist ein junger Azrt aus Budapest. Ignaz von Peczely (1826-1911) veröffentlihte erst nach langer Zeit seine in deutsch verfasste Broschüre „Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturheilkunde, Anleitung zum Studium der Diagnose aus dem Auge“. Darin beschreibt er seine Erfahrungen aus 20 Jahren diagnostischer und praktischer ärztlicher Tätigkeit. Er lehrte darin, dass die Irisdiagnostik eine Hilfe zur vergleichenden Diagnostik darstellt, d.h. Zeichen im Auge können also Hinweise geben, was noch abgeklärt werden muss.

Wie kam Dr. Peczely auf diese Methode?

Ein Schlüsselerlebnis in seiner Jugend beschreibt den Anfang seines Interesses:

„Meine Entdeckung war nicht die der Wissenschaft, sondern die Geburt eines Zufalls. In meinen jungen Jahren, im Jahre 1838, als Gewehrübungen, Reiten und Jagd meine Freiheit ausfüllten, schoss Ich eines Tages eine große Eule. Als feuriges junges Kind rannte Ich hin, um meine Beute aufzuheben. Ich fasste das an den Flügeln verwundete Tier an, aber es mich auch. Es bohrte seine große Kralle durch die Sehne meine linken Zeigefingers und Daumens, dessen Narben noch heute zu sehen sind. Vor Schmerz und Zorn versuchte ich alles, um dieser Zange herauszukommen. Ich fand es am besten, mit meiner freien rechten Hand das Bein der Eule zu brechen. Dies führte Ich durch, worauf sich bei der Eule das Entsprechende Auge mit Blut füllte. Ich trug das übrigens hübsche Tier heim, wo es sich bei guter Pflege alsbald erholte, aber in dem Auge blieb ein Fleck.“

Warum kann das Auge den gesamten Körper abbilden?

Zur Iris bestehen zahlreiche Nervenverbindungen, die sich aus dem gesamten Organismus an Ihr vereinen. Daher ist die Iris in der Lage aus allen Körperregionen Informationen zu erhalten und diese entsprechend umzusetzen bzw. zu zeigen. Ständig gestresste Orte des Körpers (durch Gifte, Entzündungen, etc.) spiegeln sich in der Iris wieder. Erfahrene Heilpraktiker können eine Erfolgsquote von fast 80% aufweisen (zum Vergleich: Ultraschall bietet nur 50%).

Herr Bochmann beschreibt die Methode der Irisdiagnose sehr anschaulich in unserem Video auf youtube.

Vater der Naturheilkunde

Priessnitz_kleinAm 04.10.1790 wurde Vincenz Prießnitz als Jüngstes von sechs Kindern in einfachen bäuerlichen Verhältnissen in Gräfenberg / Schlesien geboren. Seinen Schulbesuch musste der junge Prießnitz schon sehr früh aufgeben, da durch den Tod des ältesten Bruders und die Erblindung des Vaters seine Hilfe auf dem elterlichen Hof unabdingbar war. Durch seine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, seinen Scharfsinn und einem sehr guten Gedächtnis bemerkte er schon früh, dass Tiere erfolgreich durch kalte Wasseranwendungen von der Dorfbevölkerung kuriert wurden.

Mit 17 Jahren erlitt er einen schweren Unfall. Ein scheuendes Pferd warf ihn ab und der angehängte Wagen überrollte den jungen Mann. Prießnitz brach sich dabei zwei Rippen, seine Verletzungen waren so stark, dass die herbeigerufenen Wundärzte ihn als nicht behandlungsfähig einschätzten. Aus der not heraus, renkte er sich die beiden Rippen selbst ein, fixierte diese mit einem in kaltes Wasser getränkten Tuch und schlang noch weitere trockene Tücher darüber. Dies war die Geburtsstunde des sog. Prießnitz-Umschlages. Ohne entsprechende Fixierung ist diese Verletzung lebensgefährlich. Die Gesundung sprach für seine Methode und recht rasch sprach sich der Erfolg des „Wasserdoktors“ herum. Bereits mit 19 reiste er schon nach Böhmen und Mähren, um Patienten zu behandeln.

Die nüchterne Analyse seiner Methode gibt ihm recht: Das Auswaschen frischer wunden mit kaltem Wasser sowie das anschließende abdecken mit in kaltem Wasser getauchten Umschlägen, hemmt das Bakterienwachstum und fördert die lokale Durchblutung/ Hyperämie, wodurch die Heilung gefördert wird.

1826 kamen dann die ersten Kranken in seinen Heimatort Gräfenberg, worauf er alsbald ein Badehaus erbauen ließ. Dort behandelte er eigenhändig die hilfesuchenden angereisten Kranken. Dies blieb selbstverständlich nicht unbeobachtete und Prießnitz wurde 1829 der Kurpfuscherei angeklagt. Nachdem sich aber das Gericht davon überzeugte, dass er ausschließlich mit Wasser kuriert und keine Medikamente anwendete, weder äußerlich noch innerlich, erteilet ihm die österreichische Regierung die Erlaubnis Kranke nach seiner Methode zu behandeln. Nun war der Durchbruch endgültig gelungen, seine Patientenzahl stieg innerhalb von 10 Jahren von knapp 50 auf etwas 2000 an. In seiner gesamten Therapielaufbahn behandelte er etwa 36.000 Patienten.Die steigende Nachfrage blieb nicht ohne Folgen: Im Badehaus wurde ein großes zehn Meter langes Becken eingebaut, ein Brunnen wurde integriert und eine weitere Anstalt gebaut. Bis heute existiert die von ihm gegründete Kuranstalt in Bad Gräfenberg (Lázně Jeseník).

Neben der Hydrotherapie verordnete Prießnitz seinen Patienten „Luftbäder“, Barfußgehen, einfache bäuerliche Kleidung und deftige Ernährung, aber auch Diäten mit kalten, ungewürzten Speisen gehörten zu seinen Therapieplänen. Auch die Kräftigung der Abwehrkräfte, wie wir sie von Kneipp kennen, erreichte Prießnitz mit eiskalten Duschen, wobei das Wasser manchmal auch aus mehreren Metern Höhe sich auf die Patienten ergoss. Trinkkuren, Schwitzkuren, Klistiere und Bäder rundeten das Programm in er Badeanstalt ab.

1848 erlitt Prießnitz einen Schlaganfall, von dem er sich nicht erholte und an dessen Folgen er vermutlich am 28.11.1852 in Gräfenberg verstarb. Er hinterließ keine Publikationen, außer das 1847 diktierte Vinzenz Prießnitz’sche Familien Wasserbuch, welches er für seine Tochter Hedwig anfertigen ließ.

Q – R

S

Ausleitung durch Unterdruck

Schröpfen gilt als eines der ältesten bekannten Ausleitungsverfahren. In Griechenland wurde das Schröpfglas sogar in den Symbolen der ärztlichen Kunst verwendet.

Im europäischen Raum erklärte man sich die Wirkung des Schröpfens auf Grundlage der Säfte-Lehre. Das gestörte Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten sollte durch das meist blutige Schröpfen wieder in Einklang gebracht werden, damit der Mensch so gesundet.

Besonders das blutige Schröpfen war im Mittelalter sehr beliebt und wurde zeitweise so exzessiv betrieben, dass es in Verruf geriet. Heutzutage erfreut sich das Schröpfen wieder großer Beliebtheit, v. a. in den Naturheilpraxen findet es erfolgreich, besonders bei Schmerzen und Verspannungen, Anwendung.
Diesen Aufschwung verdank das Schröpfen dem deutsche Arzt Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836). Er behandelte damit vielerlei Erkrankungen und schwor auf die Therapiewirkung und die äußerst wirksame Hautreinigung.

Das Verfahren selbst beruht auf einer örtlichen Blutableitung, indem durch das Schröpfglas das Blut in und unter die Haut gesaugt wird. Bei den Anwendungen unterscheidet man drei Varianten: das blutige Schröpfen, das trockene Schröpfen und die Schröpfmassage
Schröpfen bei Muskelverhärtungen

Muskelverhärtungen (sog. Myogelosen) werden vom Behandler ertastet, anschließend setzt er genau auf diesen Punkten die Schröpfgläser auf. Der Unterdruck in den Gläsern wird traditionell durch ein Erwärmen des Gefäßes erzeugt. Die TCM verwendet dazu brennende Wattebäusche. Wenn die Luft sich in den Gläsern abkühlt, verstärkt sich der Unterdruck und die Haut wird angesogen. Moderne Gläser sind mit einer Absaugvorrichtung wie Gummibällen oder elektrischen Pumpen ausgestattet.

Schröpfen kann bei vielerlei Beschwerden eingesetzt werden. Klassische Indikationen sind u.a. orthopädische Beschwerden, Durchblutungsstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerz und Verspannungen.

Erfinder der Schüßlersalze

DrSchuesslerWenn man den Studienverlauf von Schüßler aus heutiger Sicht liest, wäre man wahrscheinlich geneigt, die Fähigkeiten anzuzweifeln. Ein Studium ohne Abitur? Den Doktorgrad ohne die Abgabe einer Dissertation, ohne Leistungsnachweise und in Abwesenheit erworben?

Das Leben von Schüßler ist nicht von Kontinuität und Geradlinigkeit in den ersten Jahren geprägt. Am 21. August 1821 in Bad Zwischenahn geboren, verließ er bereist mit 10 Jahren die Heimatstadt um in Oldenburg als Schreiber sein Geld zu verdiengen. Dort lernte er eifrig und mit viel Fleiß sechs Fremdsprachen, die er in Wort und Schrift beherrschte. Aufgrund dieses Wissens konnte er ab 1849 als Nachhilfelehrer arbeiten.

Dank seines Bruders begann Wilhelm Heinrich Schüßler 1852 in Paris mit dem Medizinstudium, welches er in Berlin fortsetzte und in Gießen unter dubiosen Umständen abschloss. In Gießen promovierte man ihn unter der Angabe, er werde als Militärarzt einberufen, unter Abwesenheit. Man erließ ihm die Abgabe einer Dissertationsarbeit und verlangte lediglich die Zahlung der Bearbeitungsgebühren. Sein fehlendes Abitur wurde erst zum Problem, als er sich mit niederlassen wollte. Er holte das Abitur und anschließend sein ärztliches Staatsexamen mit mäßigem Erfolg nach.

1858 ließ sich Schüßler in Oldenburg nieder und praktizierte 15 Jahre lang als homöopathischer Arzt. Man kannte ihn als skurrilen Junggesellen, der immer den gleichen Hat trug und immer wollene Handschuhe aufsetzte, egal welche Jahreszeit gerade aktuell war.

Um das Jahr 1872 herum muss es die entscheidende Wendung in Schüßlers Leben gegeben haben. Zu dieser Zeit veröffentlichten die Professoren Jacob Moleschott und Dr. Rudolf Virchow ihre aufsehenerregenden Studien auf dem Gebiet der Zellenforschung. Virchow postulierte, dass die von ihm entdeckten Zellen der Ursprung der Gesundheit des Körpers waren und deren einwandfreie Funktion die Grundvoraussetzung dafür. Virchow prägte dieser Erkenntnis folgend den Satz: „Das Wesen der Krankheit ist die krankhaft veränderte Zelle.“

Im Jahr 1875 wandte sich Schüßler endgültig offiziell von der Homöopathie ab. Dies gipfelte in dem Austritt aus dem „Centralverein homöopathischer Ärzte“, wo er Anfeindungen und Polemik über sich ergehen lassen musste. Schüßler war überzeugt von seiner Theorie, dass Zellen gewisse Nährstoffe benötigen, um gesund zu bleiben. In Schüßlers Hauptwerk „Eine abgekürzte Therapie“ legt er seine Überzeugung dar, dass die Gabe eine begrenzen Anzahl von mineralischen essenziellen Substanzen die optimale Therapie darstellt. Abgekürzte Therapie deshalb, weil er damit die im Vergleich zur Homöopathie vereinfachte Mittelfindung darstellen wollte.

In Schüßlers Zeit fällt der Beginn der jungen physiologischen Chemie. In seinen Werken nutzt Schüßler die Begriffe Biochemie und physiologische Chemie synonym. Er darf jedoch nicht als Begründer oder gar Entdecker der Biochemie verstanden werden. Er nahm sich in seinem Werk lediglich den Terminus seiner Zeit an.

Schüßler erarbeitete zwölf Mineralsalze, die seiner Ansicht nach essentiell für eine gesunde Zellfunktion waren. Diese bereitete er so auf, dass sie seiner Meinung folgend am besten vom Körper aufgenommen werden können. Methodisch orientierte er sich an dem Verreibungsverfahren der Homöopathie. Doch war ihm die Abgrenzung dazu stets wichtig.

“Ich habe alles, durch Theorie und Praxis über die Molekularwirkung der genannten 12 Salze von mir ermittelte in ein System gebracht, und meiner Heilmethode den Namen ‘Biochemie’ gegeben. Die Biochemie ist mit der Homöopathie nicht identisch.”

– W.H. Schüßler

Schüßler verstarb am 30. März 1898 im Alter von 77 Jahren in Oldenburg.

Spagyrik ist eine ganzheitliche Therapie für Körper, Seele und Geist. Das aus dem Griechischen stammende Wort Spagyrik bedeutet, trennen und wieder zusammenführen. Die Behandlungsmethode hat ihre Wurzeln im Mittelalter. Sie geht auf den Arzt, Naturforscher und Philosophen Paracelsus (1493 – 1541) zurück, der als ihr bedeutendster Anwender im späten Mittelalter gilt. Als Nachfolger von Paracelsus hat Dr. Carl-Friedrich Zimpel (1801 – 1879) die Methode im 19. Jahrhundert weiterentwickelt. Spagyrik ist die Brücke zwischen klassischer Homöopathie und moderner Pflanzenheilkunde.

Durch das spezielle Herstellungsverfahren: Gärung, Destillation und Veraschung werden aus einer Heilpflanze ätherische Öle, Mineralstoffe und die eigentlichen Heilwirkstoffe gewonnen. Alle Bestandteile werden anschließend zu einer Essenz wieder zusammengeführt.

Mit dieser Verfahrensweise wirken Spagyrische Mittel auf drei Ebenen.

– körperlich: Salz das unverbrennbare, kristallin, erdig, körpergebende, fixes Prinzip

– seelisch: Öl verbrennbar, fettig, beseelend, charakterisierend, individuell, flüchtig u. fixes Prinzip

– geistig: Alkohol (nur in der Pflanzenspagyrik) geistig, lebensspendend, vermittelnd, expansiv, flüchtiges Prinzip

Das Grundprinzip ist dabei, den aus dem Gleichgewicht geratenen Körper mit Hilfe der Heilkraft von individuellen pflanzlichen Mischungen wieder in seine Balance zurückzubegleiten.

Spagyrische Urtinkturen nach Dr. Zimpel sind frei von toxischen Stoffen und können daher sogar unverdünnt angewendet werden, selbst bei verarbeiteten Giftpflanzen (z.B. Nux vomica). Auch Allergien auslösende Stoffe/Pollen sind in den spagyrischen Urtinkturen in der Regel nicht enthalten.

Spagyrische Mittel werden  meist in flüssiger Form in Alkohol und Wasser, als Spray oder in einer Tropfflasche angeboten. Muss auf jeden Fall Alkohol vermieden werden, kann der Apotheker die Urtinktur auch auf Globulis sprühen. Bezogen werden die Mittel über Apotheken bzw. vom  Heilpraktiker z.T. direkt bei den Herstellern.

T

Eine der wichtigsten Heilpflanzen in Asien

Das Tigergras ist eine kleine Staudenpflanze, die in der ayurvedischen Medizin zu den wichtigsten Heilpflanzen zählt. Verwundete bengalische Tiger sollen sich in den Blättern der Pflanze wälzen, um die Wundheilung anzuregen. Daher auch der Name: „Tigergras“.

Tigergras ist eine anspruchslose Pflanze, die im gesamten asiatisch-tropischen Raum vorkommt. Sie gedeiht an feuchten Orten im Halbschatten am besten. Durch diese Genügsamkeit lässt sich das Tigergras auch zu Hause gut kultivieren. Neben feuchter Erde sollten die Blätter ab und zu besprüht werden. Im Winter sollten die Temperaturen nicht unter 15°C fallen. Gute Pflege dankt sie mit immergrünen Blättern und zarten rosafarbenen Blüten.

Tigergras kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. In der ayurvedischen Medizin wird es bei Geschwüren, Krampfadern, Hautkrankheiten und bei Nervosität verwendet.

Doch warum und wie wirkt das Tigergras?

Der Wirkstoff Asiaticosid wirkt gegen Bakterien und Pilze. Deren Zellwände werden durch den Wirkstoff durchlässiger. Dadurch laufen die Zellinhalte aus und die Erreger werden abgetötet. Ebenso fördert das Asiaticosid die Bildung von kollagenen Fasern. Dies beschleunigt die Wundheilung und Regeneration von Gewebe. In der Hautpflege eignet sich Tigergras zur Pflege von reifer Haut, da es die hauteigene Kollagenproduktion anregt und die Neubildung von Blutgefäßen fördert. In Kosmetika werden Extrakte der Pflanze zur Hautstraffung in Cremes und ähnlichen Produkten zur Hautverjüngung eingearbeitet.

Im asiatischen Raum werden die Blätter oft in Verbindung mit Reis als Stärkungsmittel verzehrt. Der stärkende Effekt auf das Bindegewebe erklärt auch die Anwendung bei venösen Erkrankungen und den Verbesserungen der Patientenbeschwerden. Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis) profitieren besonders von den Eigenschaften des Tigergrases, denn die Hemmung des Zellwachstums verlangsamt die Schuppenbildung und die antibiotischen Eigenschaften stoppen entzündliche Reaktionen auf der Haut. Das Hautbild verbessert sich deutlich.

Eistee aus Tigergras

Aus Tigergras lässt sich auch ein gesunder erfrischender Eistee (Nam bai bua bok) herstellen. Dieser wird auch als „Gotu Cola“ auf vielen Straßenmärkten in Thailand verkauft. Er hat einen angenehmen Geschmack und bietet neben den heilkundlichen Vorteilen auch eine Fülle von Vitaminen. Besonders an heißen Tagen eine alternative Erfrischung.

Zutaten

1 Bündel Tigergras-Blätter (Bai Bua Bok Blätter) 2 EL Zucker 230 ml Wasser

Zubereitung

1. Die gereinigten Stiele und Blätter mit der Hälfte des Wassers in einen Mixer geben 2. Den Brei mit Hilfe eines Leinen-/Baumwolltuchs auspressen, solange, bis kein Saft mehr austritt. 3. Das restliche Wasser mit dem Zucker in einen Topf geben. 4. Erhitzen, bis der Zucker aufgelöst ist und das Wasser kocht. 5. Nun den ausgepressten Saft hinzufügen. Abkühlen lassen und auf Eis servieren.

Achtung: Eine sehr starke Überdosierung kann zu Kopfschmerzen oder in schweren Fällen zur Bewusstlosigkeit führen. Nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit anwenden!

U

V

Veilchen in der NahaufnahmeDas Veilchen ist seit der Antike eine beliebte Kult- und Heilpflanze. Im alten Griechenland trugen zum Beispiel alle Kinder im Frühjahr Veilchenkränze auf dem Kopf. Das sollte Pan, den Gott des Lebens und der Natur, milde stimmen und der hohen Kindersterblichkeit entgegen wirken. Auch Hippokrates schätzte das Veilchen als Mittel gegen Sehstörungen, Kopfschmerzen und Melancholie. Heute wird es aufgrund seines Duftes vor allem in der Parfümindustrie eingesetzt. Aber auch in der Naturheilkunde kommt es bei Husten oder Bronchitis immer noch zur Anwendung.

Veilchen wachsen gerne an schattigen Stellen, die einen humosen aber trockenen Boden bieten. Jetzt im April ist die beste Zeit, um die Blüten am Waldrand oder im eigenen schattigen Garten zu pflücken. Die violetten Blüten besitzen zwei Blütenblätter oben und drei unten. Die botanische Bezeichnung Viola odorata weist auf den angenehmen Duft hin und bedeutet übersetzt „wohlriechendes Veilchen“.

Die Wirkung des Veilchens beruht auf den wertvollen Inhaltsstoffen – Schleimstoffe, ätherische Öle, Saponine und Flavonoide. Diese Kombination ist sekretionsfördernd, auswurfsfördernd, harntreibend – und regt die Schleimproduktion im Verdauungstrakt an.

Eine Rezeptur, die wir gerne an Sie weitergeben möchten, ist der Veilchenhonig. Er ist ein wirkungsvolles Mittel bei trockenem Reizhusten und erinnert ein wenig an den berühmten Zwiebelsaft der Mama, der früher bei Erkältungen immer so gut geholfen hat.

Veilchenhonig

Sammeln Sie 500 g frische Veilchenblüten ohne Kelch und zerstoßen diese vorsichtig. Dann übergießen Sie diese mit 1500 g flüssigem Honig, achten Sie auf sortenreinen Honig. Das Ganze muss nun 2 Wochen in der prallen Sonne „reifen“, bevor er verwendet werden sollte. Bei Bedarf kann der Veilchen-Honig in einen trinkwarmen Hustentee gegeben werden.

W – Z

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