Die körperorientierte Psychotherapie – Körperpsychotherapie

Die körperorientierte Psychotherapie – Körperpsychotherapie

Die körperorientierte Psychotherapie, auch Körperpsychotherapie genannt, umfasst verschiedene Psychotherapiemethoden, welche die körperliche und psychische Ebene des Erlebens gleichwertig behandelt. In der Regel sind die Methoden humanistisch oder tiefenpsychologisch verwurzelt. Ein wichtiger Teil der Arbeit ist der Fokus auf die Körperwahrnehmung und damit verbundene Emotionen und Gedanken.

Drei dieser Methoden möchte ich heute etwas genauer beleuchten:

  • Bioenergetische Analyse nach Lowen
  • Hakomi®-Methode
  • Konzentrative Bewegungstherapie nach Stolze (KBT)

Bioenergetische Analyse nach Lowen

Die Bioenergetische Analyse ist eine typische körperorientierte Methode, welche auf der Psychoanalyse beruht. Das heißt, es gibt ein Unbewusstes und ein Bewusstes. Durch Abwehrprozesse (Abwehrmechanismen) werden verdrängte Konflikte vom Bewussten ferngehalten, bleiben jedoch im Unbewussten bestehen. Dies führt dann zu Symptomen/Syndromen mit Krankheitswert, wie zum Beispiel Angststörungen, Anpassungsstörungen etc. In der Therapie zeigen sich diese Abwehrmechanismen u.a. als Widerstandsphänomene. Historisch betrachtet entstand die Bioenergetische Analyse ausgehend von Freuds Konzept der psychischen Abwehrmechanismen über Wilhelm Reichs Konzept der körperlichen Abwehrmechanismen hin zu Alexander Lowen, der die Bioenergetische Analyse dann begründet hat. Er ging davon aus, dass ein neues Lebensgefühl, eine neue Lebendigkeit entstehen kann, wenn der muskuläre Panzer (Verspannungen) abgebaut oder zu mindestens vermindert wird.

Spektrum der Bioenergetik

  • Bioenergetische Übungen
    • sollen helfen, mit sich selbst in Kontakt zu kommen, „Muskelpanzer“ zu lösen, sich Fragen zu stellen: Wie stehe ich im Leben, wenn es mal „kippelig“ wird, bleibe ich mit den Füßen am Boden? Bleibe ich im Kontakt mit meiner Umgebung?
    • Übungen sind u.a. Grounding (Erden), bioenergetischer Elefant, Zittern, Bogen
  • Atemübungen
  • Fokus auf die Körperwahrnehmung
  • Klärung & Deutung von Körpersprache
  • Förderung körperlichen Ausdrucks
  • Erkundung und Veränderung der affektmotorischen Schemata
  • Ausdruck verdrängter oder blockierter Affekte
  • Affektarbeit: u.a. Affektwahrnehmung, Veränderung der Affektintensität, benennen des Affekts, Affekt in Beziehung/Zeit einbetten (an wen richtet sich Affekt, aus welcher Zeit) etc.

Der/Die Therapeut*in unterstützt den Prozess und hilft u.a., die Wahrnehmungen in Worte zu fassen und den Bezug zwischen Affekt und Körperwahrnehmung zu erstellen.

Das Setting reicht vom Sitzen/Stehen (je nach Bedarf im Prozess) bis hin zu szenischen Darstellungen (z.B. um einen Konflikt mit anderen Personen nachzustellen).

Hakomi®-Methode

Das Wort Hakomi stammt von einem Volk der Ureinwohner Nordamerikas und bedeutet übersetzt „der, der du bist“. Dies beschreibt im Wesentlichen den Prozess dieser Methode, bei der es um die Exploration der Selbstorganisation, also der eigenen Strukturierung und Ordnung von Prozessen, geht.

Hakomi® wurde von Ron Kurtz begründet, welcher hierbei körperpsychotherapeutische Elemente von Wilhelm Reich und Alexander Lowen in eine eigene Methode integrierte. Es kommt hierbei zu einem Zusammenspiel von körperbezogenen, tiefenpsychologischen, transpersonalen und systemischen Ansätzen.

5 wesentliche Aspekte von Hakomi®

Körperorientiert

Der Körper wird als wichtiges Ausdrucksmittel von unbewusstem und bewusstem Erleben gesehen und dies wird genutzt, um die gegenwärtige Selbstorganisation des Menschen zu erörtern und zu verstehen. Hierbei wird u.a. auf Stimme, Mimik, Gestik, Verspannungen, Atmung und Körperbewegungen geachtet, welche in Verbindung mit einem Thema, Gedanken oder Emotionen auftreten. Die Therapie nutzt präzise und achtsame Interventionen, um die Aufmerksamkeit auf das Körperbewusstsein zu richten und somit auch neue Erfahrungen im Erleben zu machen.

Gewaltlos

In therapeutischen Prozessen kommen die Therapeut*innen an der ein oder anderen Stelle mit Abwehrmechanismen der Klient*innen in Kontakt. Die Abwehr hat einen Zweck und bei dieser Methode wird sie unterstützt und beobachtet. Diese gewaltlose Zusammenarbeit lädt das Unbewusste zu einer Kooperation ein und gibt ihm die Möglichkeit, sich sicher zu fühlen und Informationen preiszugeben, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Mit Worten

Je nach Informationen aus der Innen- und Außenwelt eines Menschen wird die Qualität der Selbstorganisation beeinflusst. Dieses Wissen kann das Verhalten und Erleben des Menschen öffnen oder begrenzen. Die Worte sind dabei eine Möglichkeit, die Informationen zu speichern und mit der Außen- und/oder Innenwelt zu kommunizieren. Der/die Therapeut*in kann mittels der Worte immer wieder abgleichen, ob die Verbindung zum Gegenüber noch besteht, sie noch über das gleiche Thema sprechen und wirklich zusammenarbeiten.

Tiefenpsychologisch

Das Bewusste und das Unbewusste sind zwei wesentliche Elemente innerhalb der Therapie. Durch Bewusstwerdung unbewusster Elemente, welche durch frühe Beziehungserfahrungen entstanden sind (und deren emotionale Verarbeitung), können neue Erfahrungen und ein neues Erleben stattfinden. Dies wirkt sich wiederum auf die Qualität der Selbstorganisation aus.

Innere Achtsamkeit

Dieser Fokus auf innere Prozesse und das Erleben der eigenen Person ist ein Prozess, welcher Zeit bedarf. Der Mensch wird geschult, sich mehr und mehr auf sein Inneres einzulassen, es neugierig zu betrachten und zu spüren, ohne Druck. Dies ermöglicht eine genauere Erforschung der eigenen Person und Selbstorganisation. Therapeut*innen sind in diesem Prozess einfühlsame Begleiter*innen.

Konzentrative Bewegungstherapie nach Stolze (KBT)

Die KBT wurde 1958 von Prof. H. Stolze begründet und ist heute in zahlreichen psychosomatisch-psychiatrischen Kliniken fester Bestandteil des Behandlungssettings. Auch in ambulanten Praxen und Beratungsstellen, ebenso in der Erwachsenenbildung und Prävention findet die KBT Anwendung. Dabei kann die Therapie im Einzel- und auch im Gruppensetting stattfinden.

Die Grundlage bilden entwicklungspsychologische, tiefenpsychologische und lerntheoretische Modelle. Es wird davon ausgegangen, dass sich unsere Wahrnehmung im Hier und Jetzt auf Sinnesempfindungen und Erfahrungen aus unserer Biografie zusammensetzt. Somit kann die Arbeit über unsere Sinne einen Dialog zwischen Außen- und Innenwelt sowie Gegenwart und Vergangenheit herstellen.

Zwei Begriffe, welche das Spezielle der KBT herausstellen sollen, sind:

  • Gestaltkreis und
  • Symbolisierung.

Gestaltkreis

Prof. H. Stolze hat die Gestaltkreistheorie Viktor v. Weizsäckers als theoretische Grundlage für die KBT etabliert. Diese Theorie geht davon aus, dass Bewegen und Wahrnehmen ebenso wie Sprechen und Denken jeweils einen Kreislauf bilden. Diese beiden bilden dann einen größeren Gestaltkreis – den des Begreifens.

Symbolisierung

Der zweite wichtige Begriff ist die Symbolisierung. Ein Symbol stellt verschiedene Ebenen dar. Da haben wir zum einen das reale Objekt und zum anderen etwas Gedachtes, Unbeschriebenes, welches dieses Symbol darstellt. Ein Symbol ist also ein Bedeutungsträger, welcher sehr individuell sein kann. Helmuth Stolze schreibt dazu:

„Es eignet dem Symbol, dass es zugleich ein konkret (leibhaftig) Wahrnehmbares und ein mit den Sinnen nicht Wahrnehmbares ist. Im Symbol kann Gegenwärtiges, Vergangenes und Zukünftiges gleichzeitig erfahren werden.“

Die therapeutische Arbeit mit Gegenständen ist ein wichtiger Teil der KBT. Auf der einen Seite können sie mit allen Sinnen wahrgenommen und körperlich erspürt werden und auf der anderen Seite als Symbol Bedeutung finden. Dies ermöglicht den Dialog zwischen Innen- und Außenwelt der Klient*innen. Es entsteht die Möglichkeit eines „Spielraumes“, in welchem sich ausprobiert werden kann, in dem Körpergrenzen aufgezeigt oder auch Lebensgeschichten, Konflikte oder Themen szenisch dargestellt werden können und welcher dann wieder in Verbindung mit dem realen Raum gesetzt wird.

Klassische Gegenstände sind dabei Bälle, Seile, Stäbe oder Kugeln. Aber auch Kissen, Figuren, Dosen oder andere Materialien in verschiedenen Formen, Größen und auch mit verschiedenen Temperaturen können als Gegenstand genutzt werden.

Quellen

Weitere Beiträge aus dieser Reihe:

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:

Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Tutorin der Vollzeitausbildung an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

Kommentar verfassen