Ressourcen in der Wechselwirkung von Körper und Geist: „Ideale Übungen sind diejenigen, die sowohl den Körper als auch den Geist einbeziehen und stärken. Nur solche Übungen können den Menschen gesund erhalten.“ Mahatma Gandhi
Viele von uns wissen heutzutage, dass der Körper und der Geist oder anders gesagt die Psyche eng zusammenhängen. Ich möchte den Beitrag dazu nutzen, mal kurz in verschiedene Bereiche zu blicken, bei denen der Körper und Geist offensichtlich zusammenspielen. Dazu zählen u. a.:
- der Fachbereich Psychosomatik,
- Körper(psycho)therapie oder auch
- Körper als eine Ressource.
Psychosomatik
Starten wir mit dem Fachgebiet der Psychosomatik. Der Zusammenhang von Körper und Psyche ist gerade im Bereich der Psychosomatik ein zentraler Faktor. Die Psychosomatik ist ein Fachgebiet, das sich mit der Wechselwirkung von psychischen und sozialen Faktoren und dem Körper beschäftigt.
Menschen können aufgrund von Stress und inneren psychischen Konflikten körperliche Symptome entwickeln, bei denen jedoch keinerlei oder nur für die Symptomatik unzureichende organische Hinweise zu finden sind. Das heißt, sie fühlen sich krank, aber organisch ist alles ok. Meist haben die Betroffenen einen langen Weg hinter sich, der sie schon zu verschiedenen Fachärzten geführt hat, jedoch ohne Befund. Der hohe Leidensdruck ist daher leicht nachvollziehbar.
Die Psyche nutzt den Körper, um (innere) psychische Konflikte zu lösen bzw. darauf aufmerksam zu machen, dass hier etwas nicht stimmt. Dies kann:
- von Magen-Darm-Beschwerden
- über Herz-Kreislauf-Problemen
- bis hin zu Bewegungseinschränkungen reichen.
Die Betroffenen können den Zusammenhang der körperlichen Beschwerden meist nicht mit den psychischen Leiden kombinieren. Sie erleben daher nur die körperlichen Anzeichen. Nicht selten entsteht so ein Kreislauf, der die Symptomatik noch verschlimmert.
Ziel ist es in diesem Fall, den Betroffenen behutsam die Wechselwirkung von Körper und Psyche näherzubringen und somit die Hilfe durch eine Psychotherapie gemeinsam zu erörtern und als möglichen Heilungsversuch in Betracht zu ziehen.
Körperpsychotherapie
Die Körperpsychotherapie wird auch körperorientierte Psychotherapie genannt und umfasst verschiedene Methoden innerhalb der Psychotherapie. Der Hauptaspekt liegt darin:
- die körperliche und psychische Ebene des Erlebens gleichwertig zu behandeln
- sowie die Körperwahrnehmung und damit verbundene Emotionen und Gedanken bewusster zu erleben.
Wer dazu noch mehr wissen möchte, kann unseren Blog hier lesen.
Körper als Ressource
Körperübungen
Wer hat schon von der sogenannten „Siegerpose“ gehört?
- Sich hinstellen,
- Schultern zurück,
- Arme nach oben,
- Muskeln anspannen,
- lächeln
- und sich vorstellen, dass man etwas gewonnen hat oder über etwas gesiegt hat.
Probieren Sie es mal aus. Was macht das mit Ihnen?
Solche „kleinen“ Übungen sind recht einfach anzuwenden und können trotzdem eine starke Wirkung haben. Denn wie wir unseren Körper behandeln oder auch in welcher Haltung wir ihn nutzen, hat einen Einfluss auf unsere Gedanken und Emotionen. Wenn ich hier so sitze und mir vorstelle, mit hängenden Schultern und traurigem Gesicht herumzulaufen, dann drückt das direkt meine Stimmung ein wenig. Ich merke, wie ich mich daraufhin gleich aufrichte, die Schultern hochziehe, tief einatme … und beginne, etwas zu lächeln.
Das Schöne ist, das Lächeln kann in beide Richtungen funktionieren. Ich habe mal bei einem Praktikum in einer Rehaklinik beim Lach-Yoga mitgemacht. Es war anfangs für mich aber auch die anderen Gruppenteilnehmer sehr befremdlich, einfach zu lachen, ohne eigentlich gerade lachen zu müssen. Nachdem die Scheu überwunden war, hatten wir aber alle so viel Spaß, dass wir wirklich aus vollem Herzen gelacht haben. Das war ein wirklich schöner Moment und zeigte mir die wundervolle Wirkung vom Lachen. Wenn wir uns freuen, dann lächeln wir, unsere Gedanken sind positiv und genauso geht es eben auch umgekehrt. Wenn die Freude noch fehlt, dann können wir mit dem Lächeln anfangen und dadurch die Freude und positive Gedanken erzeugen.
Atemübungen
Eine weitere einfache Alltagsmöglichkeit ist die Atmung. Sie kann uns ebenfalls dabei helfen:
- Stress abzubauen,
- unsere Emotionen zu regulieren
- oder auch einen achtsamen Blick auf das Hier und Jetzt zu werfen.
Dazu reicht es schon, wenn wir unsere Ausatemphase länger gestalten als unsere Einatemphase. Also durch die Nase fünf Sekunden ein und dann durch den Mund mit leicht zusammengepressten Lippen zehn Sekunden ausatmen. Dies kann zum Beispiel dabei helfen, Angst oder andere starke Emotionen zu regulieren.
Bewegung und Sport
Auch Bewegung und Sport sind eine gute Möglichkeit, den Körper als Ressource zu nutzen. Egal ob:
- Kraftsport,
- Ausdauersport,
- Walking,
- Spazieren oder achtsames Gehen,
- Tanzen,
- die Treppe nutzen, anstatt des Fahrstuhls,
- Radfahren statt Auto oder was uns sonst noch so in Bewegung bringt und hält.
Wir können uns dadurch z. B.:
- auspowern,
- entschleunigen
- oder auch einfach mal auf andere Gedanken kommen.
Nicht ohne Grund ist Aktivität ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Depressionen und generell wirkungsvoll bei emotionalen Tiefs.
Bewegungsübung: Achtsames Gehen
Zum Abschluss möchte ich Sie zu einer kleinen Übung einladen, die recht einfach in den Alltag integriert werden kann. In der Regel gehen wir, um irgendwo anzukommen – aber diesmal gehen wir, um zu gehen. Ziel dieser Übung ist es, sich ganz im Hier und Jetzt zu verorten.
Am besten klappt es anfangs, wenn Sie sich einen Ort suchen, z. B. einen Park, Garten oder ein ruhiges Zimmer zuhause, an dem Sie sich ganz auf sich konzentrieren und auch problemlos barfuß laufen können.
- Stellen Sie sich aufrecht hin, Beine hüftbreit auseinander (am besten barfuß).
- Richten Sie nun Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Füße. Können Sie spüren, wie die Füße Ihr ganzes Körpergewicht tragen? Können Sie die Beschaffenheit des Bodens fühlen? Verlagern Sie mal langsam Ihr Gewicht von einem zum anderen Fuß. Was nehmen Sie wahr?
- Bewegen Sie nun Ihren Fuß erstmal ganz langsam nach vorne und achten dabei auf das Zusammenspiel Ihrer Muskeln. Welche Muskeln spannen Sie an?
- Setzen Sie Ihren Fuß mit der Ferse zuerst auf und rollen Sie diesen ganz langsam bis zu den Zehen wieder ab. Spüren Sie, an welchen Stellen Ihr Fuß Kontakt zum Boden hat und wo nicht?
- Wiederholen Sie die Übung mit dem anderen Fuß.
- Nun laufen Sie ganz langsam los und stellen sich dabei vor, wie Ihre Füße bei jedem Bodenkontakt Abdrücke hinterlassen.
- Nehmen Sie beim Gehen den Untergrund achtsam wahr. Welche Beschaffenheit und welche Temperatur hat er? Vielleicht experimentieren Sie auch mal mit verschiedenen Untergründen (Waldboden, Wiese, Teppich, Fließen etc.)?
- Wenn Sie mögen, dann können Sie beim Gehen nun Ihre Umgebung einmal ganz bewusst erfassen. Was hören und sehen Sie?
Viel Spaß beim achtsamen Gehen im Hier und jetzt. Mit etwas Übung ist es auch im Alltag möglich, den ein oder anderen Weg achtsamer zurückzulegen. 😊
Wer noch mehr über das Zusammenspiel von Verhalten, Emotionen und Gedanken erfahren möchte, kann sich gerne diesem Blogbeitrag widmen.
Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:
Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Dozentin für die Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.
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