Zwangsstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter, die stark belastend sind. Diese Erkrankung umfasst eine große Bandbreite von verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten und weiteren psychischen Merkmalen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass jeder Mensch eine kleine Zwanghaftigkeit haben kann. Eine Zwangsstörung liegt nur vor, wenn der Betroffene selbst stark darunter leidet oder im Alltag massiv eingeschränkt ist.
Was sind Zwangsstörungen? – Eine Klassifikation
Zwangsstörungen sind schwere psychische Erkrankungen. Die Betroffenen führen zwanghaft immer wieder die gleichen, auch von Ihnen selbst für unsinnig gehaltenen Rituale aus oder werden von Zwangsgedanken geplagt.
Die Gedanken und Handlungen werden als ständiger Zwang empfunden und die Betroffenen versuchen meistens erfolglos dagegen anzukämpfen. Der Druck und die Angst, die dabei entstehen können, lassen erst nach, wenn dem Zwang nachgegeben wird. Jedoch kann eine Art von Gewöhnungseffekt auftreten. Dies bedeutet, dass die Rituale immer mehr Zeit in Anspruch nehmen, bis die erhoffte Entspannung eintritt.
Welche Einteilungen nach ICD – 10 gibt es?
In der Kategorie Zwangsstörungen gibt es folgende Einteilungen:
- Zwangsstörungen (F42)
- Vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang (F42.0)
- Vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale) (F42.1)
- Zwangsgedanken und -handlungen gemischt (F42.2)
- Sonstige Zwangsstörungen (F42.8)
- Zwangsstörung, nicht näher bezeichnet (F42.9)
Bespiele unterschiedlicher Störungsbilder näher beschrieben
Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Betroffenen immer beschäftigen. Die Gedanken werden zur eigenen Person gehörig erlebt und drängen sich auf. Oftmals haben diese Gedanken gewalttätige oder sexuelle Inhalte, was für die Betroffenen meist schambesetzt ist.
Zwangshandlungen und Rituale sind Stereotypen, die ständig wiederholt werden. Wenn sie ausgeführt werden, ist eine Entspannung zu spüren. Ansonsten werden sie weder als angenehm empfunden noch erfüllen sie nützliche Aufgaben. Werden Zwangshandlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst.
Dazu zählen:
- Kontrollzwänge
- Ordnungszwänge
- Wasch- und Putzzwänge
- Sammelzwänge
Gibt es Unterschiede bei Erwachsenen und Kindern?
Die meisten Zwangsstörungen beginnen oft schon im Kindes- oder Jugendalter. Bei den meisten Betroffenen zeigen sich bereits vor dem 15. Lebensjahr verschiedene Symptome von Zwangsstörungen.
Kinder und Jugendliche verheimlichen sehr oft ihre Zwänge und versuchen, diese sehr lange Zeit geheim zu halten. Durch verschiedene Konfliktsituationen oder Lebenskrisen manifestieren sich die Zwänge. Jungen sind häufiger von Zwangsstörungen betroffen.
Häufige Zwangsstörungen bei Kindern sind der Wasch- und Zählzwang. Unterschiede in der Behandlung gibt es keine. Auch bei Kindern und Jugendlichen hilft am effektivsten die Kognitive Verhaltenstherapie. Medikamente werden nach Absprach ergänzend verabreicht.
Allgemeine Symptome von Zwangsstörungen
Bei den Zwangsstörungen können folgende Symptome auftreten:
- Allgemeine Angst
- Wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
- Plötzliches Gefühl von einem starken inneren Druck
- Körperliche und innerliche Unruhe
- Unbehaglichkeit
- Drang, Dinge zu denken oder zu tun, die sie selbst für unsinnig und übertrieben halten
- Anspannung
- Ekel
- Andauerndes Bedrohungsgefühl
- Scham
- Angst vor Katastrophen
Komorbidität
Eine Zwangsstörung kann mit folgenden Störungen auftreten:
- Depression
- Panikstörungen
- Soziale Phobie
- Persönlichkeitsstörungen
- ADHS
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Essstörungen
Ursachen und Risikofaktoren
Man geht davon aus, dass mehrere Komponenten für die Entstehung von Zwangsstörungen verantwortlich sind:
- Vererbung
- Neurobiologische Faktoren
- Erziehung
- Prägende Ereignisse in der eigenen Lebensgeschichte
- Überforderung
- Eigenschaften der Persönlichkeit
- Umwelteinflüsse
Welche Therapien sind wirksam bei Zwangsstörungen?
Es gibt bei Zwangsstörungen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, jedoch zeigt die beste Wirkung die Kognitive Verhaltenstherapie und zusätzlich können Medikamente hilfreich sein. Folgende Therapien werden noch eingesetzt:
- Selbsthilfe
- Psychopharmaka
- Hypnosetherapie
- Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation und Autogenes Training
Was kann man bei Zwangsstörungen tun und wie kann man diesen vorbeugen?
Am besten hilft es, sich professionelle Hilfe bei Psychotherapeuten, Ambulanzen für Psychiatrie oder Fachärzten zu holen. Jedoch kann es auch helfen, ein Zwangstagebuch zu schreiben. Darin kann aufgeschrieben werden, welche Zwänge auftreten und wie sich die Betroffenen dabei fühlen.
Um einer Zwangsstörung vorbeugend entgegenzuwirken, kann man versuchen, psychisch belastende Komponenten zu vermeiden und eine gute Work-Life-Balance zu erreichen. Wichtig ist es auch, belastende und störende Gedanken sofort anzusprechen, damit diese sich nicht in Form von einer psychischen Erkrankung äußern.
Hilfestellungen für Angehörige
Eine Zwangsstörung kann auch für Angehörige und Freunde zu einer starken Belastung werden. Da dies zu schwierigen Situationen führen kann, liste ich ein paar Hilfestellungen auf.
- Vermeidung von Diskussionen über Sinnlosigkeit von bestimmten Handlungen
- Ermutigung zur Therapie
- Keine Unterstützung bei Ritualen!
- Loben, bei Feststellen von Fortschritten im Verhalten
Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:
Dieser Beitrag wurde von Saskia Ewers verfasst. Sie ist zertifizierte Psychologische Beraterin, Kinder-, Jugend- und Familienberaterin, Schemacoach und Entspannungspädagogin sowie ehemalige Schülern der Deutschen Heilpraktikerschule Mülheim / Ruhr.
Kommentar verfassen