Was bedeutet Nachtschweiß in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)?

Was bedeutet Nachtschweiß in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)?

 

Was bedeutet Nachtschweiß in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM): Nachtschweiß wird als Symptom in der Heilpraktikerausbildung meist im Zusammenhang mit dem Begriff der B-Symptomatik genannt:

  • Fieber über 38 Grad Celsius,
  • ungewollter Gewichtsverlust
  • und starker Nachtschweiß.

Ursachen von Nachtschweiß

Diese klassische Symptomengruppe tritt auf bei schweren, chronischen Erkrankungen, z. B. HIV-Infektionen oder Krebserkrankungen. Aus der Einteilung von Lymphkrebs stammt auch die Bezeichnung der B-Symptomatik, da sie bei der Gruppe B auftritt und bei der Gruppe A von Lymphomerkrankungen nicht. Traditionell schon sehr lange bekannt ist diese Dreiergruppe von Symptomen bei Tuberkulose.

Aber meistens ist keine schwere Erkrankung die Ursache. Hormonumstellung, Alkoholkonsum, Stress – es scheint, alles kann Ursache für Nachtschweiß sein … Trotzdem gibt es keine Erklärung, warum es dazu kommt. Und warum es zum Beispiel oft am Hals und im Brustbereich, und oft in der zweiten Nachthälfte auftritt.

Bei solchen funktionellen Störungen wie zum Beispiel:

  • Verdauungsbeschwerden
  • Schmerzen
  • oder Bewegungseinschränkungen

fehlt uns in der modernen Medizin ein klarer Befund. Es gibt nichts zu sehen, weder im Labor noch auf den Bildern – also ist alles in Ordnung? In den meisten Fällen geht man dann von psychischen Ursachen aus.

Nachtschweiß in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Eine interessante Sichtweise bietet uns hier die Ostasiatische Medizin. In der traditionellen Medizin steht uns mit dem Meridiansystem ein Erklärungsmodell für solche funktionellen Störungen zur Verfügung. Hier versteht man solche Beschwerden als eine erste Störung im Körper. Sie tritt auf, bevor es manifeste Veränderungen in den Organen gibt.

Äußeren Erkrankungsmuster

Schweißausbrüche können auch hier viele Ursachen haben. Man unterscheidet dabei genau, wann und wo am Körper sie auftreten. Es kann eine positive Abwehrreaktion bei einem Infekt sein, dann sprechen wir von einem äußeren Erkrankungsmuster. Der Virus greift den Körper von außen an. Auch das Fehlen von Schweiß stellt ein Symptom dar.

Innere Erkrankungsmuster

Es gibt auch innere Erkrankungsmuster, in denen übermäßiges Schwitzen auftritt. Nachtschweiß heißt auf Chinesisch Dao Han, was „Dieb des Schweißes“ bedeutet. Schweiß ist kostbare Körperflüssigkeit, und nächtliches Schwitzen bedeutet meistens, dass ein Yin-Mangel vorliegt. Yin-Mangel heißt, wir verlieren unsere innere Essenz, unsere Regenerationskraft – der Körper ist erschöpft. Lungen- und Dickdarm-Meridian wachen zusammen über die Immunfunktion des Körpers an der Körperoberfläche. Das Wei Chi („Schutzwächter-Chi“) reguliert die Hautporen und den Schweißaustritt und es wird durch den Lungenmeridian kontrolliert.

In der zirkadianen Dynamik der Meridiane (Organuhr) betrachtet, ist der Lungenmeridian besonders aktiv um vier Uhr morgens, zu Beginn der zweiten Nachthälfte. Wenn die Lungenenergie erschöpft oder beeinträchtigt ist, kann sie den Schweiß nicht mehr gut im Körper halten – und wir haben Nachtschweiß in der oberen Körperhälfte, im Einzugsbereich des inneren Lungenmeridianverlaufs im Brustkorb. Die Behandlung würde dann die Stärkung des Lungenmeridians beinhalten.

Was bedeutet also Nachtschweiß in der TCM?

Auch in der TCM heißt es also:

  • Nachtschweiß kann funktionell sein – es gibt Stress oder Hormonumstellung und manchmal gibt es Nachtschweiß.
  • Oder wir sind am anderen Ende der Extreme und es liegt schon eine chronische und schwere Erkrankung vor, die den Körper gerade stark überfordert.

In Lehrbüchern der Traditionellen Chinesischen Medizin findet man über fünf Seiten, auf denen beschrieben wird, wie man Schwitzen interpretiert. Wir können hier also nur einen kurzen Einblick geben, wie Nachtschweiß gedeutet werden kann. Es ist allerdings ein gutes Beispiel, wie das Krankheitsverständnis in der modernen Medizin und in der traditionellen Ostasiatischen Medizin in den Beobachtungen der Symptome übereinstimmt.

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Dieser Beitrag wurde von Anja Bettina Hell, Inhaberin der Deutschen Heilpraktikerschule Freiburg, verfasst.

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