Schlafstörungen – ihre Ursachen, Folgen und Therapie

Schlafstörungen – ihre Ursachen, Folgen und Therapie

Schlafstörungen – ihre Ursachen, Folgen und Therapie

In dem heutigen Beitrag geht es um das Thema Schlafstörungen. Denn laut einem DAK-Gesundheitsreport haben immer mehr Menschen in Deutschland Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Doch warum leiden wir Menschen an Schlafstörungen? Was sind die Auslöser? Wie lassen sich Schlafstörungen unterscheiden und behandeln? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich heute und werde Ihnen dieses interessante Thema näherbringen.

Was sind Schlafstörungen?

In stressigen Lebensphasen oder wenn man z.B. eine Erkältung hat, kann es immer mal wieder auftreten, dass man unter kurzfristigen Schlafstörungen leidet. Dies ist auch nicht sonderlich schlimm und meist harmlos.

Demgegenüber stehen jedoch die Schlafstörungen, die psychisch oder physisch bedingt sind. Diese können die Leistungsfähigkeit der Betroffenen stark einschränken und zu einer großen Belastung im Alltag führen.

Schlaf & Schlafphasen

Schlaf ist ein biologischer Ruhezustand. Ohne genügend Schlaf sind wir nicht überlebensfähig.

In einer gewöhnlichen Nacht durchlaufen wir ca. fünf Schlafzyklen. Ein Zyklus besteht aus vier Schlafphasen und eine Phase dauert ungefähr 90 Minuten. In der ersten Nachthälfte befinden wir uns überwiegend in der Tiefschlafphase, während wir in der restlichen Nacht eher leichtere Schlafphasen durchlaufen.

Je älter wir werden, desto weniger Stunden schlafen wir. Während wir als Baby bis zu 16 Stunden Schlaf benötigen, brauchen wir als Erwachsener und älterer Mensch nur noch zwischen sechs bis acht Stunden Schlaf.

Klassifikation Schlafstörungen ICD-10

Dysomnien

Störung von Dauer, Qualität oder Zeitpunkt des Schlafes aufgrund emotionaler Ursachen:

  • Nichtorganische Insomnien (F51.0)
    • Dauer und Qualität des Schlafes sind über einen längeren Zeitraum ungenügend
    • nach ICD-10 mindestens dreimal in der Woche seit mindestens einem Monat
    • Einschlafstörungen, Durchschlafstörung und morgendliches Früherwachen werden unterschieden
    • bei länger andauernden Insomnien entsteht ein Teufelskreis, bei dem die ständige Beschäftigung mit dem Thema Schlaf einen guten Schlaf erst recht verhindert
    • ungenügende Schlafdauer oder Qualität kann das Leistungsvermögen herabsetzen
    • häufig entstehen Insomnien im Zusammenhang mit erhöhten beruflichen oder psychosozialen Anforderungen
    • Insomnien stellen mit Abstand die größte Gruppe der Schlafstörungen da
  • Nichtorganische Hypersomnien (F51.1)
    • stark ausgeprägte Müdigkeit, die nicht mit einer unzureichenden Schlafdauer zu erklären ist
    • es kann tagsüber zu Schlafanfällen kommen
    • der Übergang von Schlaf zum Wachstand kann stark verlängert sein
    • wenn keine organische Ursache gefunden wird, ist eine Hypersomnie meist auf eine Depression zurückzuführen
    • Zeitraum: tägliches Auftreten der Schlafstörungen seit mindestens einem Monat oder wiederkehrende Perioden mit kürzerer Dauer
  • Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (F51.2)
    • Betroffene sind wach, wenn andere schlafen, sind dafür tagsüber müde und haben Schlafanfälle
    • meist findet sich eine organische Ursache oder es besteht eine schwerwiegende psychiatrische Störung
    • weitere Gruppe: Menschen in Schichtarbeit (deren innere biologische Uhr nicht mehr richtig funktioniert)
    • Klienten sind erschöpft und die Leistungsfähigkeit ist stark eingeschränkt

Parasomnien

Schlafphänomene, die nicht zu einem normalen Schlaf gehören:

  • Schlafwandeln (F51.3)
    • Somnambulismus
    • nächtliche Verlassen des Bettes unter anderem sogar des Hauses, ohne richtig wach zu sein
    • die Menschen können ansprechbar sein, erinnern sich jedoch am Morgen nicht an die Vorfälle der Nacht
    • diese Störung tritt vor allem bei Kindern auf
    • häufig besteht ein starker Bezug zu nächtlichen Ängsten
  • Pavor nocturnus (F51.4)
    • Nächtlicher Aufschrei
    • betrifft überwiegend Klein- und Schulkinder
    • Oft zusammen mit Schlafwandeln
    • Harmlos für die Betroffenen
    • Erhöhte Verletzungsgefahr
    • Kurz nach dem Einschlafen: Erwachen durch Wimmern, Keuchen, Schrei. Hohe vegetative Erregung, desorientiert. Nach Anfall sofortiges Einschlafen, keine oder nur teilweise Erinnerung an Vorfall nach dem Aufwachen.
  • Albträume (F51.5)
    • Ein lebhaftes Träumen mit beängstigenden Inhalten
    • in Träumen droht Gefahr für Leben Sicherheit und Selbstachtung
    • bestimmte Trauminhalte wiederholen sich häufig
    • bei Kindern gehören Albträume in bestimmten Phasen scheinbar zur seelischen Entwicklung
    • meist sind die Trauminhalte am Morgen gut abrufbar
    • Albträume treten häufig in Phasen starken Stresserlebens auf. Sie können komorbide sein z.B. bei der Posttraumatischen Belastungsstörung
    • Phasen mit Albträumen können ebenso Therapienebenwirkungen sein
    • Auftreten auch nach traumatischen Erlebnissen oder erschreckenden Ereignissen
    • Die Lebensqualität kann enorm leiden, Einschlafstörungen aus Angst vor erneuten Albträumen sowie geminderte Schlafqualität gehören zu den Folgen
  • Sonstige nichtorganische Schlafstörungen (F51.8)
  • Nichtorganische Schlafstörungen, nicht näher bezeichnet (F51.9)

Ursachen für Schlafstörungen

Die Ursachen von Schlafstörungen können sehr unterschiedlich und biologischer/körperlicher, psychischer oder sozialer Herkunft sein. Allgemeine Ursachen können sein:

  • psychische bzw. soziale Probleme
  • genetische Disposition
  • Mehrfachbelastungen
  • Ängste und Sorgen
  • Schuldgefühle und Konflikte
  • Grübeln, Gedankenkreisen
  • körperliche Erkrankungen
  • psychiatrische Erkrankungen wie etwa Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen etc.
  • Gebrauch von Genussmitteln wie Alkohol oder Zigaretten, Medikamenten- und Drogenmissbrauch
  • Veränderung der Schlafenszeit durch Schichtarbeit, lange Flugreisen o.Ä.
  • Lärm, Licht, Jahreszeiten, Wohnqualität, Beschaffenheit des Schlafplatzes

Schlafstörungen können jedoch auch ohne ersichtlichen Grund auftreten:

  • bei Parasomnien (Aktivitäten wie Schnarchen, Zähneknirschen, ständige Bewegung, z.B. beim Restless-Legs-Syndrom, Alpträume, Schlafwandeln etc.)
  • beim Schlafapnoe-Syndrom

Davon abzugrenzen sind die organischen Ursachen wie:

  • Schmerzen
  • Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse)
  • Erkrankungen des Herzens, der Atemorgane, des Magen-Darm-Kanals
  • Schlafapnoe-Syndrom (Atemstillstandsphasen)
  • Narkolepsie („Schlafkrankheit“ oder „Schlummersucht“)
  • genetische Ursachen
  • Tinnitus

Folgen von Schlafentzug

Schlafentzug kann eine Vielzahl von Beschwerden hervorrufen. Beispiele dafür sind:

  • organische Probleme
  • Gereiztheit
  • Angst
  • Lustlosigkeit
  • Atmungsstörungen
  • Depressionen
  • Bluthochdruck
  • Herzkreislaufbeschwerden
  • geminderte Reaktionsfähigkeit
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Müdigkeit

Diagnostik

Um eine Schlafstörung zu diagnostizieren, ist es wichtig, dass organische Erkrankungen ausgeschlossen werden. Dazu bedarf es einer gründlichen Untersuchung eines Mediziners.

Um weitere Anhaltspunkte über das Schlafverhalten zu erhalten, kann es sinnvoll sein, ein Schlafprotokoll zu führen. Auch der Besuch eines Schlaflabors kann Auskunft über das Schlafverhalten und über die Schlafstörung liefern. Eine ausführliche Anamnese ist zwingend notwendig.

Differentialdiagnosen

Laut ICD-10 sind folgende Störungen von einer Schlafstörung abzugrenzen:

  • Depressionen
  • Medikamentenmissbrauch
  • organische Erkrankungen
  • Angststörungen
  • Schizophrenie

Therapie

Bei organischer Grunderkrankung werden Schlafstörungen vorrangig behandelt durch z.B.:

  • optimale Gestaltung des Schlafumfeldes
  • psychologische Begleitung
  • medikamentöse Therapie
  • Schlaftraining

Was kann ich selbst bei Schlafstörungen tun?

Die meisten Schlafstörungen lassen sich ohne medikamentöse Therapie behandeln. Dafür ist eine gesunde Schlafhygiene wichtig. Wirksam sind auch Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training oder Yoga.

Regelmäßige Schlafenszeiten und genügend Schlaf sowie optimale Schlafbedingungen können den Schlaf fördern. Eine gesunde Ernährung, wenig Koffein und Alkohol helfen ebenfalls, dass man abends besser schlafen kann.

Außerdem sind eine Portion frische Luft und Bewegung die besten Alltagshelfer, um einer Schlafstörung entgegenzuwirken.

Sollten die Schlafstörungen jedoch länger andauern, sollte ein Arzt unbedingt zu Rate gezogen werden.

Habe ich Sie mit dem Beitrag angesprochen? Interessieren Sie nähere Informationen zum Thema Schlafstörungen? Möchten Sie ein Feedback oder einen Gedankengang teilen? Gerne können Sie sich unter ewers@deutsche-heilpraktikerschule.de melden. Dort kann ich Ihnen auf Ihre Fragen zum Thema antworten.

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:

Dieser Beitrag wurde von Saskia Ewers verfasst. Sie ist zertifizierte Psychologische Beraterin, Kinder-, Jugend- und Familienberaterin, Schematherapeutin und Entspannungspädagogin, Pädagogische Fachkraft in der Inklusion sowie Dozentin und Qualitätsmanagementbeauftragte der Deutschen Heilpraktikerschule Mülheim/Ruhr.

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