Welttoilettentag – die Geschichte der Toilette

Welttoilettentag – die Geschichte der Toilette

Die Geschichte der Toilette – ein Beitrag zum heutigen Welttoilettentag: Stellen Sie sich vor, das nächste Meeting mit Kollegen findet auf der Toilette statt: Alle sitzen in geselliger Runde diskutierend zusammen und verrichten dabei ihr Geschäft. DAS Geschäft. Ja, das gab es. Erfahren Sie, wie sich die Kultur der Toilette im Laufe der Zeit entwickelte – von der Antike bis heute.

Antike & Römisches Reich

In der Antike waren die öffentlichen Badehäuser und Latrinen beliebte Treffpunkte, an denen man Politik und Geschäftliches besprach. Und nicht etwa in Einzelkabinen, sondern mit bis zu 20 Sitzplätzen nebeneinander. Die spinnen doch, die Römer.

Trotzdem muss man anerkennend feststellen, dass das, was danach kam, bei Weitem nicht so elegant und hygienisch war, wie die römischen Latrinen. Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging auch die Toilettenkultur unter und die komplex konstruierten Sanitär- und Bewässerungssysteme wurden vergessen. Die Notdurft (aus dem mittelhochdeutschen „Notwendigkeit, Not, (natürliches) Bedürfnis) wurde da verrichtet, wo sie nötig war. Und selbst als der Nachttopf Einzug in die Schlafgemache hielt, wurde der Inhalt desselben im hohen Bogen einfach auf die Straße entleert.

Mittelalter

Abtritterker & Abortschächte

Seit dem 12. Jahrhundert existierten zumindest in den Burgen sog. Abtritterker. Was da durchfiel landete im Graben. Erst später ging man zu Abortschächten über, die über mehrere Etagen bis zu einer Fäkaliengrube führten. Die Umstände der Nutzung und den Geruch mag man sich heute nicht mehr vorstellen. Bedenkt man auch, wie viele Menschen diese Aborte nutzten, die nicht unbedingt zu den inneren Kreisen der Familie gehörten. Bezeichnenderweise wurde die Entleerung der Gruben oftmals vom Henker übernommen.

Leibstuhl

Der sog. Leibstuhl, in dem der Nachttopf integriert war, ermöglichte zumindest die Verrichtung des Geschäfts in den eigenen vier Wänden. Er stand in den Ankleidezimmern der Damen und Herren bei Hofe. Und weil dort auch der komplette Vorgang des Ankleidens, Schminkens, Puderns und Frisierens – die „Toilette“ – stattfand, blieb im Laufe der Zeit das französische Wort an diesem Möbelstück haften.

Welttoilettentag - Leibstuhl_des_Carl_Theodor

Leibstuhl aus Schloss Schwetzingen (wohl Leibstuhl Karl Theodors aus dem Badhaus), Manneheimer Hofschreinerei um 1770. Ausstellung „Das stille Örtchen – Tabu und Reinlichkeit bey Hofe“ der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Bad Schussenried, Inv. Nr. G 4642. Quelle: AustinTowers, Public domain, via Wikimedia Commons https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/191_Leibstuhl_des_Carl_Theodor_c1770.jpg

Bourdalou

Das Gesinde und das einfache Volk mussten sich natürlich anders behelfen. Aber selbst die Zugehörigkeit zum „höheren“ Stand garantierte nicht, dass man seine Hinterlassenschaften auf hygienische Art loswurde. Im Schloss von Versailles hat sich wohl keine einzige Toilette befunden, vermuten die Historiker. Bei fast 30.000 Bewohnern (nur mal zum Vergleich: so viel Besucher passen in das Fußballstadion des VfL Wolfsburg) mag man sich kaum noch vorstellen, wo die ganzen Hinterlassenschaften landeten. Da mussten die eine oder andere Korridorecke oder gar Vase herhalten. Die Mode der langen Reifröcke machte dies für die Damen nicht einfacher. Oder vielleicht doch? Getarnt durch die weiten Röcke, erleichterte sich die eine oder andere auch einfach stehend in ein sog. „Bourdalou“. Weil das eine fatale Ähnlichkeit mit einer Saucière hatte, wurde es dann später aus Unwissenheit von den Erben auch als eine solche zu Tisch benutzt.

Welttoilettentag - Bourdaloue

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Bourdalous aus der Wiener Hofburg. Quelle: David Monniaux, CC BY-SA 3.0 https://www.wikiwand.com/de/Bourdalou#Media/Datei:Bourdaloue_dsc02723.jpg

16. bis 19. Jahrhundert

Das schon 1596 von Sir John Harrington entwickelte Wasserklosett mit Wasserspülung, Spülkasten und Ventil setzte sich leider noch nicht durch und stieß auf Unverständnis. Es dauerte lange, sehr lange, bis endlich die technische Revolution der sog. „Water Closets“ den europäischen Markt eroberten. Beinahe 200 Jahre später erfand der Londoner Uhrenmacher Alexander Cumming das S-förmige Abflussrohr, um den Geruch in Schach zu halten. Der Siphon war geboren. Es sollte allerdings noch bis in die 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts dauern, bis man in England und anderswo Häuser mit solchen Toiletten baute. Damit das Wasserklosett erschwinglich für alle Bevölkerungsschichten wurde, mussten erst neue technische Fertigungsmethoden erfunden werden, um Keramikschüsseln in großer Stückzahl zu produzieren. Für die meisten blieb damit nur der Weg auf die Latrine oder das Plumpsklo.

Der Welttoilettentag

Und leider ist auch heute der Weg aufs Klo keine Selbstverständlichkeit. Der Welttoilettentag, den es seit 2013 offiziell bei den Vereinten Nationen (UN) gibt, soll darauf aufmerksam machen, dass laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ca. 2 Milliarden Menschen ohne sanitäre Grundversorgung leben (Stand 2019). Welche Auswirkung das auf die Gesundheit im Allgemeinen und auf die Entwicklung und das Wohlergehen des Einzelnen hat, ist nicht schwer vorzustellen.

Quelle:

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Dieser Beitrag wurde vom Team der Fernakademie verfasst.

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