Von Zeit zu Zeit sollten wir unser Leben ordnen – psychologisches Bedürfnis Orientierung

Von Zeit zu Zeit sollten wir unser Leben ordnen – psychologisches Bedürfnis Orientierung: Stellen wir uns vor, unser aktuelles Leben gleicht einem chaotischen Zimmer. Vielleicht sind es auch nur ein paar Schubfächer. Für die Menschen, die das Tohuwabohu lieben und brauchen, ist das eine willkommene Vorstellung, das gebe ich zu. Jedoch gibt es auch Menschen, die dadurch die Übersicht verlieren, was zunehmend eine stressige, unterschwellige Grundstimmung mit sich bringt. Eines unserer psychologischen Bedürfnisse ist Orientierung zum einen innerhalb der Welt, aber auch innerhalb unseres eigenen Lebens. Um dieses Bedürfnis auszugleichen und zu befriedigen, ist es daher hilfreich, sein Leben hin und wieder genau zu betrachten und zu ordnen.

Das beginnende neue Jahr ist für viele eine Zeit, das alte Jahr Revue passieren zu lassen und zu entscheiden:

  • was nehme ich mit und was lasse ich lieber zurück?
  • was tut mir noch gut und was eben nicht?

Ordnung in das Chaos bringen

Wie bei einem Zimmer die Schränke für Ordnung sorgen können, so können wir auch unsere Lebenssituation in bestimmte Bereiche einteilen.

Ich lade dich ein:

  • dir ein Blatt und verschieden farbige Stifte zur Hand zu nehmen
  • und dir nun einmal deine Bereiche mit verschiedenen Farben einzuteilen.

Dies kann u. a. Familie, Beruf, Finanzen, Freund*innen, Freizeit, Gesundheit, Wohnen … sein. Ich persönlich mache das gerne in Form einer Mindmap. In die Mitte kommt zum Beispiel „Mein aktuelles Leben“ und von da ausgehend dann die einzelnen Bereiche, die ich mir mal anschauen möchte.

Du kannst einfach in dich hineinhören, welche Gedanken und Emotionen zu den einzelnen Bereichen bei dir aufkommen. Dies kann schon ein erster Hinweis sein, welcher Schrank bereits aufgeräumt und geordnet ist und welcher ziemlich durcheinander im Zimmer steht. Notiere deine Gedanken und Emotionen zu den einzelnen Bereichen auf dein Blatt.

Fragen zur Inspiration

Freund*innen

  • Was bedeutet Freundschaft für mich?
  • Wen zähle ich alles zu meinen Freund*innen?
  • Was verbinde ich mit den einzelnen Menschen?
  • Wie haben sich die Freundschaften evtl. verändert?
  • Sind die einzelnen Freundschaften für mich eine Stärke oder vielleicht doch eher eine dauerhafte Belastung? Und woran mache ich das fest?
  • Wem möchte/kann ich in meinem aktuellen Leben einen Platz geben und wen lasse ich lieber los?

Familie

  • Was bedeutet Familie für mich?
  • Wer gehört alles zu meiner Familie/wen zähle ich alles zu meiner Familie?
  • Wie ist die Beziehung zu den einzelnen Familienmitgliedern?
  • Was schätze ich?
  • Was zieht mir Kraft?
  • In welcher Weise kann ich die einzelnen Familienmitglieder an meinem Leben teilhaben lassen und wann braucht es Veränderung? Wie würde diese aussehen?

Wohnen

  • Bin ich zufrieden mit der Art wie ich wohne/mit wem ich wohne?
  • Welcher Ort gefällt mir besonders in meinem Zuhause?
  • Gibt es Dinge, die mich stören, wenn ich über meine Wohnsituation nachdenke? Welche sind das? Wie könnten diese in Zukunft verbessert werden? Was brauche ich dazu?

Finanzen

  • Wie stehe ich finanziell da?
  • Sind Finanzen ein Thema, das mich ständig belastet, welches mich unter Druck setzt? Was kann ich daran ändern?

Lohnarbeit/Care-Arbeit

Nimm dir die Zeit und schaue auf beide Bereiche. Oft verbinden wir mit dem Wort Arbeit nur die Lohnarbeit und sehen gar nicht, welche Belastungen auch innerhalb der Care-Arbeit entstehen.

  • Gefällt mir meine Lohnarbeit? Bin ich zufrieden, ausgelastet, …?
  • Wie viel Care-Arbeit leiste ich zurzeit? Bin ich damit zufrieden? Bin ich eventuell überlastet?
  • Welche Ressource/Stärke ziehe ich aus meiner Lohnarbeit/Care-Arbeit?
  • Möchte ich etwas ändern? Warum möchte ich etwas ändern? Was brauche ich dazu? Was wäre der erste Schritt?

Freizeit

  • Habe ich genug Freizeit?
  • Wie sieht meine Freizeitgestaltung aus?
  • Was mache ich in dieser Zeit? Gibt es mir Kraft/Stärke? Entspannt es mich?
  • Erfüllt es meine Bedürfnisse?

Gesundheit

  • Was bedeutet Gesundheit für mich? Was zählt für mich alles in diesen Bereich?
  • Wann fühle ich mich gesund?
  • Bin ich zufrieden mit meiner Lebensweise?
  • Möchte ich was verändern? Wenn ja, was? Wie setze ich das genau um?

Nachdem du dir deine Gedanken und Emotionen notiert hast, kannst du dir diese noch mal durchlesen und schauen, ob sich soweit alles stimmig anfühlt und wie dein Leben nach dem Ordnen jetzt aussieht.

Ein ständiger Veränderungsprozess

Da wir uns durch die Interaktion mit Menschen, Natur und Umwelt unser ganzes Leben in einem inneren und äußeren Veränderungsprozess befinden, ist es hilfreich, uns hin und wieder auch außerhalb vom Jahreswechsel zu analysieren und uns nach den neuen Gegebenheiten zu ordnen. Manchmal können wir neue Beziehungen, Stärken und Ressourcen gewinnen oder bereits vorhandene wiederentdecken. Manchmal ist es aber auch sinnvoll und wichtig, belastende/erschöpfende Beziehungen, Verhaltensweisen etc. loszulassen und mit etwas mehr Leichtigkeit voranzugehen.

In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Ordnen. 😊

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:

Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Dozentin für die Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

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