Unsere großen Emotionen – Teil 2: Wut ist doch auch gut!

Unsere großen Emotionen – Teil 2: Wut ist doch auch gut!

Unsere großen Emotionen – Teil 2: Wut ist doch auch gut: In dieser vierteiligen Beitragsreihe untersuchen wir unsere intensiven Gefühle genauer. Jeder Beitrag konzentriert sich auf eine spezifische Emotion und betrachtet ihre Ursachen sowie den Umgang damit. In diesem zweiten Teil geht es um die Wut.

Große Emotionen – Wut: Wie können wir damit umgehen?

Wer mit „wer schreit, hat Unrecht“ aufgewachsen ist, der kennt nur die negativen Aspekte von Wut und wundert sich vielleicht über die Überschrift. Wut sollte besser nicht (aus-)gelebt werden und Kinder müssen auf ihr Zimmer gehen, wenn sie wütend sind, und dürfen erst wieder rauskommen, wenn sie wieder lieb sind. Aber gerade Kinder müssen lernen, auch mit ihren nicht so angenehmen Emotionen zurecht zu kommen. Dafür müssen sie sie zunächst einmal wahrnehmen und auch bei Erwachsenen beobachten können. Erst dann lernen sie eigene Strategien zu entwickeln, wie man mit Wut und anderen unschönen Gefühlen umgeht. Dann sprechen wir von der emotionalen Entwicklung im Leben eines Menschen. Und nur wer die eigenen negativen Gefühle kennt, kann auch Empathie für andere Menschen entwickeln.

Wut bitte nicht unterdrücken

Also bitte nicht weghaben wollen oder gar aktiv unterdrücken! Wut ist eine wichtige Emotion, mit der wir anderen Menschen unsere Grenzen zeigen können. Das muss ja nicht gleich Weißglut oder Jähzorn sein. Beim Umgang mit Wut ist vor allem wichtig, sich klarzumachen, dass Wut ein Indikator für ein nicht erfülltes Bedürfnis ist. Dieses Bedürfnis zu erkennen und dann auch zu äußern, hilft bei der emotionalen Regulierung. Und dann muss auch nicht mehr gebrüllt werden, sondern es kann ganz einfach eine Bitte geäußert werden. Nicht nur der Psyche, auch dem Körper tut eine gesunde Selbststeuerung gut. Denn übermäßiger Ärger kann zu:

  • Bluthochdruck,
  • Herz-Kreislauf-Problemen
  • oder Schlafstörungen führen.

Wut in der Chinesischen Medizin

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Wut der Leber zugeordnet. Tatsächlich kennen wir ja auch in unserer Sprache Ausdrücke wie: „Dem ist eine Laus über die Leber gelaufen.“ Das Element ist das Holz, die zugehörige Farbe Grün und die entsprechende Jahreszeit – mit viel sprießendem Grün – ist selbstverständlich der Frühling.

Eine Frühjahrskur mit frischem Brennnesseltee für die Leber, ein Achtsamkeitsspaziergang im Wald mit seinen verschiedenen Schattierungen von Grün oder eine Meditation auf die Farbe Grün tun Körper und Seele gut und lassen neues Gleichgewicht entstehen. Man fühlt sich wieder kreativ, flexibel und entschlossen. Auch Sport und Bewegung können das Qi und damit die Energie im Körper wieder zum Fließen bringen.

Wut als Motor

Wer gelernt hat, mit negativen Emotionen umzugehen, kann seine Wut als Ausdruck von Unzufriedenheit auch als Motor nutzen und vielleicht hilft sie sogar dabei, etwas Neues in Gang zu bringen. In einer Auseinandersetzung ist es dann möglich, dem Ärger kontrolliert Ausdruck zu geben, indem man die Stimme zum Beispiel ganz bewusst streng klingen lässt oder etwas anhebt über den freundlicheren, tieferen Tonfall hinaus und ausdrückt: „Das hier ist mir wichtig!” Wenn wir wütend sind, haben wir mehr Kraft:

  • uns für unsere Rechte einzusetzen,
  • unsere Meinung zu sagen
  • und uns für etwas zu engagieren.

Wut kann so eine echte Chance sein, Konflikte anzusprechen und letztendlich Beziehungen zu verbessern. Und ganz nebenbei steigen wir auch noch Selbstwert und Selbstachtung, wenn wir sehen, dass und wie wir unsere Ziele erreichen. Also: Keine Angst vor der Wut!

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:

Diese Beitragsreihe zu unseren großen Emotionen – Angst, Wut, Trauer & Freude wurde von Dr. rer. nat. Bettina Klingner verfasst. Sie ist Dozentin für die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Aschaffenburg.

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