Heilpflanzen im Porträt: Die Heilkraft der Rose

Heilpflanzen im Porträt: Die Heilkraft der Rose

Ursprung und Geschichte

Die Geschichte der Rosen ist älter als die Geschichte der Menschheit selbst. Rosen gab es bereits vor rund 25 bis 30 Millionen Jahren – in Form von Wildrosen – was durch verschiedene fossile Funde nachgewiesen wurde. Der Ursprung der wilden Rose liegt in China und ihr natürliches Wachstum erstreckt sich über die Nordhalbkugel von China über den Mittleren und Nahen Osten bis nach Europa. Im Laufe der Zeit entstanden durch Züchtungen und Kreuzungen der Blume immer neue Sorten. Inzwischen sind es etwa 30.000 verschiedene Arten.

Symbolik

Die ersten mit Rosen angelegten Gärten entstanden in China schon vor 5.000 Jahren. Doch bevor man sie wegen ihrer Schönheit und ihres Duftes zu schätzen lernte, waren sie schlicht ein Nahrungsmittel. Mit der Zeit gewann die Rose ihre symbolische Bedeutung als die Blume der Liebe. Das Wort „Rose“ kann auch als Anagramm von „Eros“ gelesen werden. „Eros“ – somit die Rose – steht für Liebe, Leidenschaft und Begierde, damit für Fruchtbarkeit und Schönheit. Eros muss aber nicht zwangsläufig für einen Menschen stehen; es kann für den Philosophen auch für etwas rein Geistiges – eine Idee oder eine Tugend – stehen. So ist die weiße Rose beispielsweise ein Symbol für Reinheit und Klarheit und Unschuld.

Die starke Symbolkraft der Rose war bereits in der Antike bekannt. Bei den alten Griechen ist die Rose der Göttin Aphrodite geweiht und bei den Römern der Venus. Zur Zeit des Römischen Reiches galten die Rosen als kostbares Luxusgut. Die Menschen verwendeten sie damals auch zur Parfümherstellung und zur Herstellung von Heilmitteln. Im Mittelalter wurde die Rose das Symbol des Christentums und fand ihre Verwendung auch als Heilpflanze oder in der Zubereitung von Nahrung. Im 16. und 17. Jahrhundert brachten Seefahrer die Rose aus dem Fernen Osten nach Europa und legten die Grundlagen für die europäische Rosenzucht.

Bei den Germanen war die Rose der Liebessgöttin Freya geweiht. An die heiligen Plätze pflanzte man deshalb Heckenrosen. Nur am Freya-Tag (Freitag) durften Rosen – in der Regel die Apothekerrose – zu Heilzwecken gepflückt werden. Diese musste – wie die Mistel – mit goldenem Werkzeug geschnitten werden.

Die Rose im Volksbrauchtum

In der Alchemie galt die Rose als flos sapientiae, als Blume der Weisheit und als Bild des klaren Geistes. Die sieben Blattreihen der leicht gefüllten Rosen symbolisierten in den Augen der Alchimisten die sieben Planeten mit den dazugehörigen Metallen und das Geheimwissen, das fortschreitend erworben wird. Bei schweren Geburten und gutem Verlauf vergruben einst Hebammen die Nachgeburt unter einem Rosenbusch, dieser war der Fruchtbarkeitsgöttin Frigga geweiht.

Die Rose als Heilpflanze

Rosa gallica officinalis weist mit ihrem Namen officinalis darauf hin, dass diese Rose seit jeher medizinisch genutzt wurde. Schon in der Antike wurden Rosen in allen ihren Teilen in der Volksmedizin verwendet. Heute erinnert man sich wieder ihrer stärkenden, harmonisierenden Wirkung ihrer ätherischen Öle und des hohen Vitamingehalts ihrer Hagebutten.

Mehr als 32 Krankheiten beschrieb Plinius der Ältere (römischer Gelehrter und Beamter, 1. Jh.), bei denen die Rose zur Heilung eingesetzt wurde. Die Hundsrose ist in der Landgüterverordnung Karls des Großen aufgeführt als Heilpflanze. Auch Hildegard von Bingen beschrieb schon im 11. Jahrhundert die Heilwirkung der Rose. „Sammle die Rosenblätter bei Tagesanbruch und lege sie über die Augen, sie machen dieselben klar und ziehen das „Triefen“ heraus.“

Rosenduft in der Aromatherapie

Rosenduft hilft bei Kummer, Enttäuschung, Liebeskummer, Traurigkeit, bei Angstzuständen und depressiven Verstimmungen. Er kann bei allen emotionalen Störungen, bei körperlicher und geistiger Müdigkeit und Burn-Out-Problemen sowie bei permanentem Stress hilfreich sein.

Rosenwasser

Aus ägyptischen Papyri ist bekannt, dass es zu Arbeitsniederlegungen kam, wenn die Bauarbeiter der großen Pyramiden nicht die ihnen zustehende, genau bemessene Mengen von Mundkügelchen, die mit Rosenwasser zubereitet waren, bekamen.

Bereits 1625 beschrieb Jacobus Theodorus Tabernaemontanus (deutsche Arzt und Apotheker sowie Professor für Medizin und Botanik) in seinem Kräuterbuch Rosenwasser und dessen innerlichen Gebrauch.

Echtes Rosenwasser, das nach der Dampfdestillation bei der Rosenölgewinnung zurückbleibt, wird auch als „Rosen-Hydrolat“ bezeichnet. Rosenwasser gibt es in den Apotheken, Reformhäusern, bei türkischen oder griechischen Läden zum günstigen Preis zu kaufen. Wird Rosenwasser für die Küche benötigt, sollte man diese Verwendung aber erwähnen, damit man keine für die Kosmetikherstellung zubereitete Rosenessenz bekommt. Rosenwasser eignet sich als Gesichtswasser für jeden Hauttyp, vor allem trockene und sensible Haut profitiert von der regelmäßigen Anwendung. Auch als Rasierwasser, für Kompressen oder in der Haarpflege bei Kopfhautproblemen ist es wunderbar einsetzbar.

Herstellung von Rosenwasser à la Sissi

250 ml destilliertes Wasser in einem Topf erwärmen und über 100 g frische Rosenblätter gießen. Anschließend mindestens 3 Tage an einem warmen Ort ziehen lassen. Danach das Wasser durch einen Filter in ein Fläschchen oder Ähnliches geben und dabei die Rosenblätter gut auspressen. Kühl aufbewahren und nach Belieben das Gesicht damit reinigen.

Mit echtem oder dem selbst hergestellten Rosenwasser kann man nicht nur ein Zimmer oder das Badewasser wunderbar parfümieren, sondern auch viele Speisen auf traditionelle orientalische Art verfeinern, z. B. um arabischen und irakischen Reisspeisen eine blumige Note zu verleihen. In Nordindien verwendet man Rosenwasser oft, um auf Milch basierenden Süßspeisen ein besonderes Aroma zu verleihen

Rosenwasser ohne Alkoholhzusatz eignet sich als alkoholfreie Alternative für den Rum zu Bratapfel-Füllungen, auch für Weißwein-Saucen zu Fisch, etliche Salatdressings, Kekse, Bowlen – um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Durch wenige Tropfen Rosenwasser bekommt alles eine besondere Raffinesse.

Vitamin- und Fruchtrosen

Vitamin- oder Fruchtrosen – meist Wildrosen – nennt man diejenigen, die sich in der Küche oder Heilkunde verwenden lassen.  Die Hagebutten der Rosen haben eine unumstritten gesundheitsfördernde Wirkung. Die Inhaltsstoffe der Hagebutten dienen der Zellerneuerung, Regulierung des Hautstoffwechsels, Straffung und Regenerierung der Haut und haben außerdem antioxidative und abwehrstärkende Eigenschaften.

Dass Hagebuttenfrüchte schon lange genutzt werden, belegen Hagebuttenfunde bei den Pfahlbauten am Bodensee. Karl der Große befahl bekannterweise in seiner Landgüterverordnung um 800 den Wildrosenanbau zu medizinischen Zwecken, wobei größtenteils auch die Hagebutten genutzt wurden.

Das Interesse an einem kommerziellen Anbau begann aber erst mit der Entdeckung des hohen Vitamin-C-Gehalts dieser Früchte. Sebastian Kneipp (19. Jh.) empfahl Hagebutten-Aufkochungen bei Nieren- und Blasenleiden oder Magenkrämpfen. Frisch vom Strauch gegessene Hagebutten samt den Kernen wurden früher auch zum Abtreiben von Bandwürmern gegessen.

Heute sind bedauerlicherweise fast nur noch die Verwertungsprodukte Hagebuttentee und Hagebuttenmus oder kosmetische Produkte mit Wildrosenöl bekannt. Im medizinischen Bereich werden heute sowohl die Weinrose Rosa rubiginosa und ihre Hybriden als auch die Hundsrose Rosa canina und ihre Sorten verwendet.

Kaltgepresstes Hagebuttenkernöl wirkt gut bei Brandwunden zur Narbenrückbildung. Auch ist es als Lebensmittelöl aufgrund der vielen essenziellen Fettsäuren wertvoll für die Gesundheit. Hagebuttentee hilft aufgrund des hohen Vitamin-C-Gehalts vor allem gegen Erkältungen. Aus gerösteten Hagebuttenkernen gemachter Kaffee gilt in Chile als gutes Heilmittel gegen Magenschleimhautentzündungen.

Den höchsten Vitamingehalt haben alle Hagebutten kurz vor der Vollreife, sie sollten aber erst im vollreifen Zustand und bei möglichst trockenem Wetter geerntet und rasch verarbeitet werden, weil sie leicht schimmeln. Sie sind dann tief orange oder rot und schmecken angenehm süß-säuerlich. Matschige Früchte, auch nach dem Frost, können ebenso geerntet und verzehrt werden. Diese bieten deutlich weniger Vitamine, sind aber dafür leichter zu verarbeiten. Sie lassen sich allerdings nur noch zur Herstellung von alkoholischen Getränken verwenden.

Rosenküche

Rosenduft und das Aroma der Rosen lassen sich auch in zahlreichen köstlichen Gerichten einfangen. Mit Rosen kochen ist nicht nur ein Hochgenuss für den Gaumen, es ist auch sehr gesund. Bereits im mittelalterlichen Kräuterbuch des Tabernaemonatus erhält man von „Rosenzucker, Rosenhonig, Rosen-Julep, Rosenwein und Rosenessig“ Kenntnis. Ob sich eine Rosensorte für die Küchenverwendung eignet, findet man bei den verschiedenen Rosensorten beschrieben. Die Rose soll ja nicht nur duften, sondern auch ihr Aroma abgeben und schmecken.

Rosenhagebutten sind für die Herstellung von Hagebuttenmus – Grundlage für weitere Rezepte – anzuraten. Ebenfalls lassen sich Konfitüren, Marmeladen, Gelees, Sirup, Säfte, Gebäckfüllungen und Soßen daraus herstellen. Auch als Beilage zu Wildbret oder für die Verarbeitung zu Bonbons kann man Rosenhagebutten verwenden. Darüber hinaus können aus Hagebutten auch Likör, Hagebuttenwein und sogar Süßmost gewonnen werden. Die getrockneten Früchte eignen sich hervorragend für den gesunden Hagebuttentee – in der kalten Jahreszeit ein wunderbarer Vitamin-C-Booster!

Rosenrezepte

Frischkäse im Rosenbett

2 EL. süßen Honig mit einer Prise Chiliflocken oder Chilipulver vermischen und etwas ziehen lassen.
2 duftende Rosenblüten gut waschen, die Herz- und Staubblätter entfernen. In die Mitte der Blüten nun 100 g Ziegen-Frischkäse eintupfen und etwas von dem Chilihonig darüber träufeln.
Schmeckt mit einem Stück Nussbrot und einem Glas Dessertwein als Vorspeise oder als Abschluss eines Mahles.

Gebackene Rosen

Aus 80 g Mehl, 1/4 l Wasser und etwas Salz einen glatten Teig rühren. 2-3 Eidotter und 1/8 l trockenen Weißwein dazugeben, gut verquirlen. Das geschlagene Eiweiß darunterziehen. 16 Rosenblüten säubern, durch den Teig ziehen und in dem heißen Fett ausbacken. Anschließend mit Zucker bestreuen und servieren.

Rosenschnaps

Eine Handvoll von duftenden Rosenblüten (120-150 g) locker in einen breiten Topf legen, 50-100 g Kristallzucker darauf geben; 1,8 l (35 %) klaren Schnaps zugeben, Deckel darauf und an einem dunklen Ort 30 Tage lang stehen lassen. Der Likör kann „on the rocks“ oder mit Soda getrunken werden; eine Zitronenscheibe zugeben.

Wichtiger Hinweis: Die Pflanzen, die Sie für die Küche verwenden, dürfen natürlich nicht mit Pflanzenschutzmittel (Pestiziden) belastet sein und sollten auch krankheitsfrei sein!

Tipp: Konservieren lassen sich die Blüten in Zucker, Öl oder Butter oder indem man sie kandiert. Getränke und Cocktails lassen sich ganz wunderbar mit Blüten-Eiswürfeln verzieren.

Fazit

Es steht also auch in der gemütlichen Herbst- und Winterzeit dem Rosengenuss nichts im Wege! In diesem Sinne wollen wir in mehrfacher Hinsicht mit einem Zitat von Rainer Maria Rilke enden: Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.

 

Quellen:

www.garten-literatur.de

www.welt-der-rosen.de

www.zauber-pflanzen.de

 

Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) ist einer der Inhalte der Ausbildung zum Heilpraktiker für Naturheilkunde an unserer Schule. Erfahren Sie hier mehr:

Dieser Beitrag wurde von Maika Oechel, Geschäftsbereichsleiterin Naturheilkunde der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.

 

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