Fühlen, Denken und Handeln: Sei dir deiner Selbstkontrolle bewusst: Ich sitze gerade an meinem Laptop und merke, dass mein Kopf schon ganz schön brummt. Da ich aber gerade lieber den Artikel weiterschreibe, kommt in mir der Gedanke auf: „Pause ist nicht so wichtig, lieber später“. Ich bleibe sitzen und arbeite weiter (Handeln) und übergehe mein Bedürfnis nach Ruhe. Stück für Stück kommt in mir ein Gefühl von Unzufriedenheit, schon leichte Genervtheit, auf. Ich werde unruhiger, kann mich weniger konzentrieren und bin bei Weitem weniger produktiv, als ich eigentlich in Aussicht hatte. Und schon bin ich mittendrin.
Das denken-fühlen-handeln-Dreieck
Meine Gedanken bestimmen mein Handeln und meine Gefühle. Alles steht in Beziehung zueinander und beeinflusst sich gegenseitig. So oder so ähnliche Situationen kennt eventuell jeder von euch. Dieser Kreislauf hindert uns manchmal daran, auf unsere Bedürfnisse zu achten und sie ausreichend zu befriedigen. Wenn dann noch Glaubenssätze hinzukommen, wie z.B. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ oder „ Hab dich nicht so“, wird es umso schwerer, sich bewusst zu verhalten.
Des Weiteren kann dieses Zusammenspiel auch dazu beitragen, dass wir uns in negativen Gedankenkreisläufen verlieren und / oder sich psychische Störungsbilder, wie z.B. die Depression vertiefen können.
Was kann ich nun machen?
Als erstes ist es wichtig, sich des Zusammenhangs überhaupt bewusst zu sein und zu realisieren, dass wir diesen Kreislauf beeinflussen können. Es klingt erst einmal banal, ist aber manchmal echt eine Herausforderung, sich seiner Selbstkontrolle bewusst zu sein.
Veränderung der Gedanken
Bleiben wir mal beim am Anfang benannten Beispiel: Ich habe eine Situation geschaffen, welche mich weiter von meinem Ziel entfernt, als ich wollte. Wenn ich mir dem bewusst bin, dann kann ich rechtzeitig aussteigen.
Was heißt das?
Ich kenne mein Bedürfnis nach Erholung und weiß, dass ich dazu neige, dies zu übergehen und weiß außerdem, wie meine Gefühlslage sich dementsprechend verhält. Beim nächsten Mal, wenn ich den Gedanken habe „ Pause ist nicht so wichtig“, hinterfrage ich diesen Gedanken und entscheide mich evtl., ihn zu ändern: „Ich brauche eine Pause, um konzentriert und zufrieden weiterarbeiten zu können“. Daraufhin handele ich und mache eine Pause. Ich lege mich etwas hin oder mache einen erholsamen Spaziergang und meine Gefühle bewegen sich in Richtung Zufriedenheit.
Veränderung der Handlung:
Da Fühlen, Denken und Handeln einander beeinflussen, können wir die Änderung nicht nur über die Gedanken steuern, sondern ebenfalls über das Handeln. Wenn ich es nicht schaffe, mir die Ruhe zuzugestehen, dann kann ich eventuell einfach bei dem Punkt Handeln ansetzen. Das heißt wenn ich merke, ich werde bei Arbeiten unruhig und unkonzentriert, dann stehe ich auf und verändere mein Handeln. Vielleicht springe ich etwas auf und ab, biege mich in alle Richtungen oder gehe ein paar Schritte vor die Tür. Indem ich dies mache, ändern sich auch meine Gedanken, eventuell hin zu „ Ahh die Pause ist aber gut“ und meine Gefühle eventuell in Richtung Freude.
Veränderungen der Gefühle:
Nun zum 3. Part des Dreiecks: Dieser Teil ist nur schwer allein zu beeinflussen. Sie können sich nicht einfach entscheiden, nicht mehr unzufrieden oder einsam zu sein. Was aber funktioniert, ist, dass Sie das Zusammenspiel nutzen und ihre Gefühle durch Handeln und/oder Denken beeinflussen. Da wäre unter anderem Musik. Musik zu hören oder selbst zu spielen, hat bei einer Vielzahl von Menschen einen signifikanten Einfluss auf ihr Gefühlsleben. Ebenso wie Sport, Tanzen oder ein Naturgang. Anstelle mich also meiner Frustration hinzugeben und die Menschen um mich herum evtl. verbal anzugreifen, kann ich meine Gedanken oder eben mein Handeln nutzen, um meine Gefühlswelt zu verändern. Ich nehme mir also meine Kopfhörer und lasse eins meiner Lieblingslieder laufen oder gehe im Park spazieren. Dies hat zur Folge, dass sich meine Gefühlslage ändert und ich nun ganz in Ruhe nachdenken kann, woher meine Frustration kommt, wenn ich es nicht gar schon weiß.
Was bei den Bedürfnissen noch leicht erscheint, ist bei psychischen Störungen, wie z.B. der Depression, ein langer Prozess. Hier fließen dann weitere Methoden der Verhaltenstherapie mit in den Prozess ein, welche das Zusammenspiel vom Denken, Handeln und Fühlen nutzen. Im Falle der Depression hat sich die kognitive Umstrukturierung nach Beck bewährt, welche sich auf Veränderung der dysfunktionalen Gedanken konzentriert. Ebenso wie körpertherapeutische Interventionen.
Nun, da uns der Zusammenhang des Denkens, Fühlens und Handels bewusst ist, sind wir nicht mehr so ausgeliefert und können selbst in Aktion treten und Situationen ein Stück weit selbst kontrollieren. Da uns im Alltag dieses Wissen manchmal abhandenkommt, ist es hilfreich, einen Anker zu setzen. Eventuell hast du etwas, das dich täglich begleitet und das du als Ankerpunkt verwenden kannst: Also immer, wenn du z.B. deinen Schlüsselanhänger anschaust, erinnerst du dich an deine Möglichkeiten, dein Denken, Fühlen und Handeln selbst beeinflussen zu können. Ein Anker kann auch eine Farbe, eine alltägliche Handlung etc. sein.
Ich wünsche dir nun viel Spaß dabei, deine Gedanken, dein Handeln und deine Gefühle etwas genauer erforschen, welche Möglichkeiten der Selbstkontrolle in dir schon angelegt sind.
In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich dann darauf eingehen, warum es uns manchmal so schwerfällt, Entscheidungen zu treffen und wie wir uns dies etwas erleichtern können.
Quellen:
- Skript „Einführung in die Verhaltenstherapie“ der Deutschen Heilpraktikerschule
- https://www.klaus-grawe-institut.ch/blog/in-welchem-zusammenhang-stehen-unsere-gedanken-gefuehle-und-verhalten/
- https://www.pinterest.de/pin/416723771754403534/
Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:
Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Tutorin der Vollzeitausbildung an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.
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