Viele Menschen haben selbst schon positive Erfahrungen mit der sanft heilenden Wirkung heilpraktischer Methoden machen können. Doch einige Menschen haben immer noch eine ungenaue Vorstellung, was ein Heilpraktiker ist und welchen Tätigkeiten er nachgeht.
Heilpraktiker bemühen sich, jeden Patienten als den einzigartigen Menschen zu sehen – mit individuellen Voraussetzungen und einer einmaligen Geschichte, Persönlichkeit und Lebenssituation. Durch ein individuell ausgerichtetes therapeutisches Vorgehen kann bei Erkrankungen ein natürlicher Heilungsverlauf gefördert und das geistig-seelisch-körperliche Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Dies bedeutet, durch gezielte unterstützende Maßnahmen, die im kranken Menschen selbst liegende Heilkraft zu nutzen.
Die ganzheitlichen Behandlungsmethoden der Heilpraktiker unterscheiden sich im Therapieansatz oft von denen der Ärzte, die eher mit konventionellen Methoden behandeln und erfordern ein anderes Wissen und andere Fertigkeiten. Die Behandlungen und Verfahren der Heilpraktiker richten sich nicht gegen eine Erkrankung oder gegen ein Symptom – das Wesen der heilpraktischen Behandlung setzt sich mit den verschiedenen Methoden und Verfahren immer „für“ etwas ein: für eine bessere Durchblutung, für eine gesunde Darmflora, für ein starkes Immunsystem und dergleichen mehr.
Es geht dabei stets um die Wiederherstellung einer „Ganzheit“ oder auch des „Heilseins“ des Systems. Eine grundlegende Heilung wird angestrebt, die eine Behandlung auf Dauer unnötig macht. Das ist allerdings nicht bei allen Leiden und Beschwerden zur Gänze möglich, ist jedoch besonders bei psychosomatischen, Schmerz- und funktionellen Erkrankungen in vielen Fällen sehr positiv zu beeinflussen, durch die individuell-konstitutionelle Behandlung und eine ganzheitliche Sicht auf die Patienten und ihre Beschwerden.
Wie geht ein Heilpraktiker vor?
Für die Behandlung von Beeinträchtigungen erarbeitet der Heilpraktiker auf den Grundlagen einer sorgfältigen, ausführlichen Anamnese und der darauffolgenden Diagnose einen individuell angepassten Therapieplan für den Patienten und bespricht diesen mit ihm. Neben anamnetischen Daten zieht er zur Erkenntnisgewinnung der körperlichen oder seelischen Störung auch klinische Daten und die Beurteilung von Konstitution, Temperament, Disposition und Diathese mit hinzu. Dabei kommen auch ergänzende naturheilkundliche Diagnoseverfahren zum Einsatz, wie z.B. die Augendiagnose, die Pulsdiagnose, oder auch kinesiologische und bioenergetische Verfahren.
Bei seiner Behandlung nutzt der Heilpraktiker Therapiemöglichkeiten aus einer breiten Vielfalt von klassischen und anderen Naturheilverfahren, über die er ausreichende Kenntnisse besitzt und die er sicher beherrscht. Dabei regt er bei seiner Behandlung stets die natürlichen Selbstheilungskräfte des Patienten an.
Zum Alltag eines Heilpraktikers gehören ebenso organisatorische Aufgaben wie das Erstellen von Honorarrechnungen, das Führen von Behandlungsprotokollen und Behandlungsabläufen und die Buchhaltung im Allgemeinen.
Wie kann man Heilpraktiker werden?
„Heilpraktiker“ ist seit dem Ende der 30er Jahre eine durch das Heilpraktikergesetz geschützte Berufsbezeichnung. Die staatliche Erlaubnis, die Naturheilkunde auszuüben, erhalten Heilpraktikeranwärter über ein anspruchsvolles Überprüfungssystem. Je nach beruflicher Vorbildung, Zeitverfügung und Eigeninitiative kann die Ausbildung zum Heilpraktiker 12 bis 36 Monate in Anspruch nehmen.
Die Ausbildung kann an unterschiedlichen privaten Ausbildungsinstituten absolviert werden und muss selbst finanziert werden. Dabei können unterschiedliche berufsbegleitende Abend- und Teilzeitkurse oder Vollzeitkurse ausgewählt werden.
Wie werden Heilpraktiker ausgebildet?
Die Ausbildung zum Heilpraktiker kann je nach Institution inhaltlich und von der Dauer unterschiedlich aussehen, da es in Deutschland keine gesetzliche Vorschrift gibt. Die Mehrheit aller angehenden Heilpraktiker absolvieren eine zwei- bis dreijährige Ausbildung und erlernen ein fundiertes Fachwissen über die Anatomie eines Menschen, Grundlagen der klinischen Medizin, die Krankheitslehre, Pathologie, Pharmakologie und Physiologie. Zum Bestandteil dieser Ausbildung gehören auch die Anamneseführung und die körperlichen Untersuchungsmethoden.
Das Ziel ist, spätestens am Ende der Ausbildung, die akuten Notfälle erkennen und versorgen zu können. Auch sollten ansteckende und degenerative Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und auch Volkskrankheiten sicher identifiziert und voneinander abgrenzt werden können.
Die Ausbildung zum Heilpraktiker wird in der Regel mit einem Abschlusszertifikat abgeschlossen, das jedoch nicht die Erlaubnis erteilt, therapeutisch tätig werden zu können.
Wie erhält der Heilpraktiker seine Heilerlaubnis?
Um als staatlich anerkannter Heilpraktiker seinen Beruf ausüben zu können, findet zweimal jährlich eine staatliche Überprüfung beim zuständigen Gesundheitsamt für den Wohnort des jeweiligen Heilpraktikeranwärters statt. Sie besteht aus einem schriftlichen Teil bei dem mindestens 75% der 60 Fragen richtig beantwortet werden müssen, um eine Zulassung zu der mündlichen Prüfung zu erhalten.
In der Überprüfung werden unterschiedliche Kenntnisse abgefragt wie die Anatomie des Menschen, Fragen zur Physiologie und Pathophysiologie. Auch Fragen zur allgemeinen Krankheitslehre, Pathologie und Psychopathologie müssen beantwortet werden können. Außerdem sind klinische Befunderhebungen, Untersuchungen, kleine Eingriffe wie Blutabnahme oder Injektionen, Erkennung und die Erstversorgung von Notfällen ggf. ein Bestandteil der Prüfung.
Neben all diesen Fachkenntnissen sollte man auch die gesetzlichen Regelungen und die Hygienevorschriften gut kennen, ebenso wie die eigenen Fähigkeiten und Grenzen.
Für die staatliche Prüfung zur Erlangung der Heilerlaubnis kann sich angemeldet werden, wenn man das 25. Lebensjahr vollendet und einen Schulabschluss erfolgreich absolviert hat sowie ein polizeiliches Führungs- und ein medizinisches Gesundheitszeugnis vorlegen kann. Die Kosten dieser Überprüfung beim Gesundheitsamt betragen je nach Bundesland zwischen 300€ bis 600€. Diese trägt der Prüfling selbst.
Wenn Sie all diese Voraussetzungen erfüllen, sollte Ihrem erfolgreichen Absolvieren der Überprüfung zum Heilpraktiker nichts mehr im Wege stehen.
Welchen gesetzlichen Regelungen unterliegt ein Heilpraktiker?
Es gibt im Gesundheitswesen zahlreiche landes- und bundesgesetzliche Normen, wie z.B. das Infektionsschutzgesetz, das Patientenrechtegesetz, das Arzneimittelgesetz oder das Medizinproduktegesetz. Diese Gesetze gelten für den Heilpraktikerberuf wie für den Arztberuf gleichermaßen. Bei seiner beruflichen Tätigkeit gelten für den Heilpraktiker grundsätzlich die gleichen Sorgfaltspflichten wie für Allgemeinmediziner. So zählen zu den wichtigsten die Schweigepflicht, die Aufklärungspflicht, sowie die Dokumentations- und Aufbewahrungspflicht und natürlich eine Fortbildungspflicht.
Welche Berufsaussichten hat der Heilpraktiker?
Der Heilpraktiker gehört zu den freien Berufen. Die meisten Heilpraktiker arbeiten selbstständig in eigener Praxis mit einem eigenen Patientenstamm. Jedoch ist dies nicht die einzige Option. Wenn Sie als Heilpraktiker nicht allein und eigenständig arbeiten wollen, haben Sie die Möglichkeit, in einer anderen Heilpraxis oder in ganzheitlich ausgerichteten Kur- und Rehabilitationskliniken tätig zu sein, meist mit einer passenden Spezialisierung, die in das Konzept des jeweiligen Hauses passt.
Ein großer Vorteil einer eigenen Praxis für Naturheilkunde ist der, dass Sie Beruf und Familie sehr gut aufeinander abstimmen können. Mit Ihren Patienten lassen sich Termine nach eigenen Wünschen und Prioritäten vereinbaren. Sie können auch entscheiden, wie viele Patienten Sie am Tag behandeln wollen. So gelingt Ihnen eine perfekte Work-Life-Balance.
Lässt sich mit dem Heilpraktikerberuf eine solide Existenz aufbauen?
Genaue Angaben lassen sich zu einem Gehalt eines Heilpraktikers nicht machen. Bei einer Anstellung in einer ganzheitlich behandelnden Klinik etwa, kommt es sehr auf das eigene Therapeutenprofil, die Erfahrungen und natürlich das Verhandlungsgeschick an. Da die Mehrheit aller Heilpraktiker jedoch eine eigenständige Praxis führt, ist das Einkommen abhängig von der Anzahl ihrer Patienten.
Vor Eröffnung einer eigenen Praxis sollte man eine örtliche Konkurrenzanalyse machen, denn von dieser kann der berufliche Erfolg abhängen. Sinnvoll ist es, sich einen Praxisschwerpunkt zu setzen und mit einem klaren Therapeuten- und Praxisprofil aufzutreten, damit die Patienten wissen, wohin Sie sich bei ihren speziellen Beschwerden vertrauensvoll wenden können.
Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:
Dieser Beitrag wurde von Maika Oechel, Geschäftsbereichsleiterin Naturheilkunde der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.
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