Süchte der modernen Zeit – Teil 1: Was ist Sucht und welche Arten gibt es?

Süchte der modernen Zeit – Teil 1: Was ist Sucht und welche Arten gibt es?

Süchte der modernen Zeit – Teil 1: Was ist Sucht und welche Arten gibt es: In unserer neuen Blogreihe zum Thema Süchte der modernen Zeit schauen wir uns verschiedene Suchtarten an. Darunter fallen Süchte wie Koffeinabhängigkeit oder wie hängen Zucker und unsere Psyche zusammen. Heute gebe ich als erstes eine kurze Einführung in das Thema Sucht allgemein.

Wovon kann man abhängig sein?

Wenn wir an Sucht denken, kommen uns häufig Alkohol, Tabak, Medikamente oder psychotrope Substanzen in den Sinn. Doch dies ist nur ein kleiner Ausschnitt. Umfragen haben ergeben, dass über 90 Prozent der Menschen etwas haben, worauf sie nicht mehr im Leben verzichten können. Dies können sein:

  • Gaming
  • Shopping
  • Glücksspiel
  • Internet
  • Social Media
  • Handy
  • Arbeit – Workaholic
  • Sport.

Wann spricht man von einer Sucht?

Welche Kriterien müssen bei einer Sucht erfüllt sein? Im ICD-11 wird von „Sucht und verwandten Störungen“ gesprochen. Folgende Kriterien müssen demnach erfüllt sein, damit die Diagnose gestellt werden kann:

  1. Wiederholter Substanzgebrauch, der zum Versagen bei wichtigen Verpflichtungen in der Schule, bei der Arbeit oder zu Hause führt.
  2. Wiederholter Substanzgebrauch in Situationen, in denen es aufgrund des Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann.
  3. Fortgesetzter Substanzgebrauch trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme.
  4. Toleranzentwicklung charakterisiert durch ausgeprägte Dosissteigerung oder verminderte Wirkung unter derselben Dosis.
  5. Entzugssymptome oder deren Linderung bzw. Vermeidung durch Substanzkonsum.
  6. Einnahme der Substanz in größeren Mengen oder länger als geplant.
  7. Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, den Substanzgebrauch zu verringern oder zu kontrollieren.
  8. Hoher Zeitaufwand für Beschaffung und Konsum der Substanz oder um sich von ihren Wirkungen zu erholen.
  9. Aufgabe oder Einschränkung wichtiger Aktivitäten aufgrund des Substanzkonsums.
  10. Fortgesetzter Konsum trotz körperlicher oder psychischer Probleme.
  11. Craving – das starke Verlangen nach der Substanz

Je nachdem wie viele Kriterien auftreten, spricht man von einer:

  • leichten Störung (2–3 von 11 Kriterien sind erfüllt),
  • moderaten Störung (4–5 von 11 Kriterien sind erfüllt)
  • oder schweren Störung (mindestens 6 von 11 Kriterien sind erfüllt).

Grundlage einer solchen Störung können:

  • Substanzen mit Suchtpotential wie Alkohol, illegale Drogen, bestimmte psychoaktive Medikamente, Schnüffelstoffe
  • oder Verhaltenssüchte wie Glücksspielsucht und Computerspielsucht sein.

Was ist eine körperliche und was eine psychische Abhängigkeit?

Je nach Suchtform kann eine körperliche oder psychische Abhängigkeit entstehen. In manchen Fällen kann auch beides auftreten.

Körperliche Abhängigkeit:

  • Entzugserscheinungen bei Absetzen
  • Toleranzentwicklung
  • Vermeidung von Entzugserscheinungen durch moderaten Substanzgebrauch
  • Beschaffungskriminalität

Psychische Abhängigkeit:

  • Craving = unwiderstehliches Verlangen
  • Kontrollverlust
  • die Substanz oder Sache wird weiter konsumiert, obwohl eindeutige schädliche Folgen entstehen
  • keine Kontrolle oder Mangel an Bewältigungsstrategien

Suchtentwicklung:

Die Entstehung einer Sucht verläuft meist schrittweise. Am Anfang steht der Gebrauch, oft aus Neugier oder zur Entspannung. Daraus kann ein regelmäßiger Genuss werden, gefolgt von einer Probierphase, in der der Konsum zunimmt. Überschreitet man die Grenze zum schädlichen Gebrauch, zeigen sich erste negative Folgen – körperlich, psychisch oder sozial.

Es folgt ein abweichendes Verhalten von gesellschaftlichen Normen und eine Toleranzentwicklung: Man braucht mehr, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Mit der Zeit entsteht eine Abhängigkeit, geprägt von Kontrollverlust und dem Zwang zum Konsum.

Welche Menschen sind mehr gefährdet, an einer Sucht zu erkranken?

Verschiedene Faktoren spielen hier eine wichtige Rolle wie:

  • das Einstiegsalter
  • die Art der Droge oder Substanz
  • die persönliche Situation.

Zur persönlichen Situation sind wiederum Faktoren zu berücksichtigen wie beispielsweise:

  • psychische Erkrankungen
  • soziale Faktoren
  • gestörtes und verantwortungsloses Sozialverhalten
  • fehlende Regeln und Normen
  • keine/instabile Beziehung zu Bezugspersonen
  • Missbrauch und Gewalt
  • geringe soziale, kognitive und emotionale Kompetenzen
  • Dauerstress in Beruf und Arbeit
  • Verluste
  • genetische Dispositionen.

Ein angelerntes Verhalten (Konditionierung) durch Bezugspersonen und die Umgebung kann auch dazu führen, denn unser Suchtgedächtnis ist eine gelernte Reaktion. Durch den Botenstoff Dopamin, der durch den Konsum freigesetzt wird, wird unser Körper belohnt und die vermehrte Ausschüttung der Botenstoffe versetzt jeden in eine gewünschte Stimmung. Die positiven Gefühle verstärken den Wunsch, diese Gefühle öfter zu haben. Dadurch kann eine Konditionierung stattfinden und ein Verlangen nach der Sache oder Substanz entstehen.

Dies ist nun ein kleiner Einblick in das spannende Thema Sucht. In meinem nächsten Beitrag gehe ich näher auf die Süchte der modernen Zeit ein.

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:

Dieser Beitrag wurde von Saskia Ewers verfasst. Sie ist stellvertretende Schulleiterin, Koordinatorin und Dozentin der Deutschen Heilpraktikerschule Mülheim/Ruhr, zertifizierte Psychologische Beraterin, Kinder-, Jugend- und Familienberaterin, Schematherapeutin und Entspannungspädagogin sowie Pädagogische Fachkraft in der Inklusion.