Psychosomatik – Vom Zusammenspiel von Darm und Psyche

Psychosomatik – Vom Zusammenspiel von Darm und Psyche

Psychosomatik – Vom Zusammenspiel von Darm und Psyche

Psychosomatik – Unsere beiden Gehirne

Wir alle verfügen nicht nur über ein einziges Gehirn, sondern über zwei. Das als „Bauchhirn“ bekannte Nervengeflecht hat ungefähr so viele Neuronalverbindungen wie das Gehirn eines Hundes.

Dieses Nervengeflecht steht sowohl im Zusammenhang mit unseren Entscheidungen („Aus dem Bauch heraus“) als auch mit unseren Empfindungen („Auf den Magen geschlagen“).

Unser Darm ist ein hochkomplexes Organsystem, das durch unsere Gefühle stark beeinflusst werden kann. Wir alle kennen Situationen, in denen wir aufgeregte Schmetterlinge im Magen haben oder Übelkeit vor lauter Aufregung sowie vielleicht sogar Durchfall oder Erbrechen vor Angst.

Zu den funktionellen Erkrankungen, also denen ohne organische Ursache, gehören im Bereich des Magen-Darm-Trakts zum Beispiel das Globus-Gefühl (subjektives Fremdkörpergefühl im Hals), Dysphagie (Schluckbeschwerden), Aerophagie (Luftschlucken) oder eben auch der Colon irritabile (Reizdarmsyndrom).

Wenn der Darm zum Ausdrucksorgan unserer unbewussten und unterdrückten Gefühle wird, kann sich dies zu einem eigenen, häufig vorkommenden Syndrom auswachsen:

Das Reizdarmsyndrom (RDS) beeinträchtigte im Jahr 2017 laut dem Arztreport der Barmer Krankenkasse das Leben von 11 Millionen Menschen in Deutschland. Eine gefestigte Diagnose erhielten 1 Million Patient*innen. Die Tendenz ist steigend. Oftmals schweigen die Betroffenen aus Scham und suchen nicht den Weg zum Arzt oder zur Ärztin.

Das Reizdarmsyndrom kann einhergehen mit wechselnden Stuhlkonsistenzen zwischen Verstopfung und Durchfall, mit Flatulenzen oder Meteorismen (Aufgeblähtsein ohne Windabgang) sowie Schmerzen und Krämpfen.

Die Psychosomatik im Bereich der Verdauung beeinträchtigt viele Lebensbereiche und zieht die Lebensfreude stark in Mitleidenschaft:

  • „Wo ist bloß die nächste Toilette?“
  • „Ich traue mich kaum noch aus dem Haus!“
  • „Hoffentlich bekomme ich keine Schmerzen!“
  • „Nicht, dass ich wieder Blähungen bekomme.“
  • „Ich kann nicht mit Freunden essen gehen …“

Solche Sätze gehören zum Alltag der vom Reizdarmsyndrom Betroffenen.

Der Weg zum Arzt oder zur Ärztin ist sehr wichtig, um körperliche Erkrankungen wie beispielsweise Entzündungen des Darms, ausschließen zu können.

Zudem erfolgt hier eine erste Beratung: Anhaltender Stress, eine schlechte Ernährung oder schädliche Lebensgewohnheiten sowie bestimmte Medikamente können ebenfalls schädlich für eine gesunde Verdauung sein.

Psychische Belastungen können zu Darmproblemen führen. Eine belastete Verdauung wiederum beeinträchtigt die Psyche.

Depressionen beispielsweise schlagen ebenfalls auf die Verdauung. Dies hängt mit bestimmten Neurotransmittern zusammen, die sowohl die Verdauungstätigkeit als auch unser Gefühlsleben beeinflussen. Liegt hier ein Mangel vor, beeinträchtigt dies Psyche und Körper.

Lösungsansätze

Es gibt einige sehr hilfreiche Lösungsansätze wie beispielsweise eine Darmhypnose. Bei dieser medizinischen Hypnose „entkoppelt“ der*die Therapeut*in das Geschehen im Darm vom Gefühlserleben der Person. Der Darm soll wieder unbeeinträchtigt und „für sich alleine“ funktionieren. Sobald die Wirkung eintritt, verspüren die Betroffenen eine große Erleichterung.

Auch spezielle Yoga-Programme für den Darm helfen vielen Betroffenen sehr gut, da sie die Darmtätigkeit sanft unterstützen und überschüssige Luft entweichen lassen können.

Ursächlich kann man die Psychosomatik des Darms als klassisches Wechselspiel zwischen bestimmten Gefühlen und dem Körper sehen.

Unterdrückte Wut landet nicht selten als Luft im Bauch und verursacht dort Aufgeblähtsein, das selten zu Blähungen führt, sondern schmerzhaft im Darm verweilt. Ebenso wie die Betroffenen ihre Wut nicht ausdrücken, sondern oftmals „herunterschlucken“.

Wer zu Blähungen neigt, fühlt oftmals seine eigenen Grenzen als nicht gut geschützt und verhält sich unbewusst ein wenig wie ein „Stinktier“, das sich unbewusst Raum verschafft, indem es seine eigene Gesellschaft durch üble Gerüche unangenehm werden lässt.

Menschen mit dem Reizdarmsyndrom sind meist empfindsame Zeitgenossen, die nicht selten das Opfer von Ungerechtigkeit, zwanghafter Unterordnung oder Fremdbestimmung wurden. Sie schweigen oftmals, wenn sie sich eigentlich gerne ausdrücken möchten.

Viele erlebten schon von Kindheit an ein Bagatellisieren der eigenen Gefühle („Stell dich nicht so an! Du bist viel zu sensibel!“) oder erfuhren auf andere Weise, wie wenig erwünscht ihr Gefühlsausdruck ist.

Die Psychosomatik des Darms zeigt sich, wie alle psychosomatischen Erkrankungsbilder, als „Ausdruckskrankheit“: Jemand kann sich nicht darstellen, nicht ausreichend mitteilen und so sucht die Psyche den Weg über den Körper, um Erleichterung zu finden.

In Therapiegesprächen lernen Betroffene, ihren Gefühlen auf den Grund zu gehen und sie als berechtigt und angemessen zu akzeptieren. Weitere Schritte sind die Integration der Gefühle in das Selbstbild und dann der Ausdruck der eigenen Bedürfnisse und Gefühle im Rahmen einer Haltung der Selbstfürsorge.

Zudem ist eine gesunde Ernährung mit Probiotika als unterstützende Maßnahme wichtig. Regelmäßige Bewegung und Übungen zu regelmäßigen Stressabbau können weitere Maßnahmen sein. Eine Beratung zur Wiederherstellung der Darmgesundheit können Ärzt*innen und Heilpraktiker*innen bieten.

Hilfen finden Betroffene u.a. hier:

  • www.reizdarmselbsthilfe.de
  • Die (kostenpflichtige) App „Cara Care“
  • Hausazt oder Hausärztin
  • Internist*in
  • Heilpraktiker*in für Psychotherapie / Naturheilkunde

Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:


Dieser Artikel wurde von Saskia Epler für die Deutsche Heilpraktikerschule Mülheim / Ruhr verfasst.

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