Leben mit den Jahreszeiten – Frühling: Der Frühling ist eine Zeit des Erwachens und der Erneuerung – sowohl in der Natur als auch in uns selbst. Das betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Frühling als eine besonders dynamische Zeit angesehen, in der das „kleine Yang“ beginnt, sich zu manifestieren und die Lebensenergie, das Qi, nach der Ruhe des Winters wieder in Bewegung kommt. Es ist eine Zeit, in der die Pflanzen zu sprießen beginnen und die Tiere aus ihrem Winterschlaf erwachen – ein natürlicher Neubeginn, der auch uns Menschen beeinflusst.
Die TCM assoziiert den Frühling mit der Farbe Grün und dem Holz-Element, das für Wachstum, Flexibilität und Ausdehnung steht. Es ist die Jahreszeit, in der die Leber – das Organ, das dem Holz-Element zugeordnet ist – besonders unterstützt werden sollte. Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Entgiftung und der Blutregulation. Ein ausgeglichenes Leber-Qi fördert Kreativität, Entscheidungsfähigkeit und emotionale Flexibilität.
Für den Körper: Entgiften
Eine bekannte Praxis der Naturheilkunde im Frühling ist die Durchführung von Entgiftungskuren. Wer gärtnert, kann zum Beispiel die ersten kleinen Brennnesseln zu einem leberstärkenden Tee aufgießen. Diese – und andere grüne Kräuter – helfen, überschüssige Feuchtigkeit und Schlacken, die sich im Winter angesammelt haben, auszuleiten und das Qi wieder zum Fließen zu bringen. Mit grünem Gemüse, Kräutern und Sprossen können wir unser Yang stärken und die Verdauung unterstützen.
Für die Seele: Pläne schmieden
Die ganzheitliche Betrachtung eines Menschen lehrt uns, dass jeder Teil unseres Körpers und jedes Organ nicht nur eine physische, sondern auch eine geistige und seelische Funktion hat. Der Frühling bietet eine einzigartige Gelegenheit, nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist und unsere Seele zu reinigen und zu erneuern. Jetzt ist eine Zeit, in der man sich ganz leicht auf neue Anfänge konzentriert und Pläne für das startende Jahr schmiedet. Prozesse keimen, um ihren Weg zu gehen. Und dann ist da vielleicht plötzlich wieder Vertrauen, dass es schon wird. Nach jedem Winter kommt wieder ein Frühling.
Achtsam ins Frühjahr starten: Beobachten und Staunen
Da war in der kalten Jahreszeit nichts mehr – und jetzt wächst da etwas Neues. Nehmen Sie sich Zeit, um die Veränderungen in der Natur zu beobachten. Wie kann es sein, dass kleine Blumen aus winzigen Zwiebeln wachsen, fünf Zentimeter am Tag? Wann öffnen sich die Knospen? Welche Farben sind neu oder verändern sich? Diese visuelle Achtsamkeitsübung fördert die Wertschätzung für die kleinen Wunder der Natur.
Waldbaden, in Japan auch bekannt als Shinrin-Yoku, ist eine Achtsamkeitsübung, um vollständig in die Atmosphäre der Natur einzutauchen. Gehen Sie langsam und achten Sie bewusst auf Ihre Sinne. Fühlen Sie den Boden unter den Füßen, die Textur der Bäume und schnuppern Sie mal.
Atemübungen können überall durchgeführt werden – im Wald, im Park, im Garten. Atmen Sie tief ein und spüren Sie, wie die frische Frühlingsluft Ihre Lungen füllt. Beim Ausatmen lassen Sie Stress und Sorgen los.
Aktiv werden geht aber auch im ganz Kleinen
Vielleicht haben Sie aber auch gar keine Lust auf große Veränderungen. Dann möchten Sie vielleicht ein Jahreszeiten-Tagebuch beginnen, alles aufschreiben, was das Wort Frühling für Sie bedeutet.
Endlich mal wieder eine Frankfurter Grüne Soße nach Goethes Rezept mit Pellkartoffeln genießen. Oder einfach nur den Geruch von Gundermann beim Rasenmähen lecker finden.
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Diese Beitragsreihe zu unseren großen Emotionen – Angst, Wut, Trauer & Freude wurde von Dr. rer. nat. Bettina Klingner verfasst. Sie ist Dozentin für die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Aschaffenburg.