Die Psychotherapie – Grundprinzipien, Rollenverteilung, Hindernisse und Fehlerquellen: Psychotherapie bedeutet im Allgemeinen die „Behandlung der Seele“ und umfasst viele Formen der Einflussnahme durch psychologische Methoden und Verfahren. Schaut man genauer auf diesen Aspekt, so ist Psychotherapie eine besondere Form der menschlichen Beziehung. Diese unterliegt klaren Grundprinzipien und einer bestimmten Rollenverteilung. Um Veränderung oder gar Heilung seelischer Leiden zu bewirken, handeln Therapeuten nach bestimmten Regeln, die dies möglich machen. Durch die besondere Beziehungsgestaltung erwerben Klienten neue Fähigkeiten, besser mit sich selbst, ihren Problemen und Belastungen umzugehen. Ziel ist es, Wohlbefinden und seelische Widerstandskraft zu erreichen. In diesem sensiblen Prozess können sich jedoch auch Hindernisse und Fehlerquellen einschleichen.
Therapeutische Grundprinzipien
Allgemeines Ziel einer psychotherapeutischen Intervention ist die Klärung von Konflikten und Problemen sowie die Förderung realistischer positiver Erwartungen und Bewältigungsstrategien. Psychotherapie dient damit der Lebensbewährung.
Therapeuten werden dabei mit emotionalen Belastungen und fordernden Situationen konfrontiert. Wichtig ist deshalb die positive und eindeutige Beziehungsgestaltung zum Klienten:
In Ruhe und mit voller Aufmerksamkeit sowie einer optimistischen Grundhaltung dem Klienten entgegenzutreten, schafft den seelischen Raum, den dieser benötigt. Wertschätzung, Offenheit und eine positive Sichtweise signalisieren ihm, dass er mehr ist als sein Problem, mehr Fähigkeiten hat und mehr Selbstwert besitzt, als er sich derzeitig zugesteht. Durch diese positive Resonanz erlebt sich der Klient wieder als bedeutsam und liebenswert. Wichtig ist, dass Therapeuten dabei offen, aktiv und ressourcenfördernd mit Situationen umgehen, die potenziell belastend sind.
In der Grundhaltung der Empathie, dem einfühlenden Verstehen, erfährt der Mensch Anteilnahme und Wertschätzung, jedoch keine Bewertung. Vielfach sind Probleme, Kummer und Kränkungen gerade aus dieser fehlenden Resonanz – also einem lieblosen zwischenmenschlichen Umgang – entstanden, so dass die Beziehungsgestaltung in der Psychotherapie zum heilsamen Gegenentwurf werden kann.
Es gibt hierfür drei Grundprinzipien, die jede Psychotherapie positiv prägen und über die Therapeuten jeder Fachrichtung Kenntnis haben sollten:
- Rapport, d. h. die gefühlsmäßige und verbale Verbindung zum Klienten
- Pacing, das Mitschwingen und Spiegeln des Klienten
- Leading, d. h. den Klienten in eine bestimmte lösungsorientierte Richtung zu führen
Psychische Belastungen sind oft mit dem Gefühl verbunden, von Gedanken und Emotionen überflutet zu werden. Hier gilt es grundsätzlich, den Klienten zur Selbstbeobachtung anzuleiten, um Auslöser, Gedanken und Reaktionen wieder in sich wahrzunehmen. Somit wird für ihn der Weg frei für umsetzbare Handlungsmöglichkeiten, da er aufhört, „automatisch“ zu reagieren und anfängt, sich selbst bewusst wahrzunehmen. Oft lernen sich Klienten in einem solchen Prozess wirklich kennen und entwickeln neue Erkenntnisse über sich selbst.
Rollenverteilung in der Therapie
Bei aller Wertschätzung und emotionaler Nähe bleiben Therapeuten in ihrer Rolle neutrale fachkundige Menschen, die ihren Klienten eine „Arbeitsbeziehung“ anbieten und sich an abgesprochene Rahmenbedingungen wie Setting, Termin- und Zeitvorgaben halten. Dieser sensible Umgang von Nähe und Distanz ist wichtig, damit das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle beim Klienten eintreten kann.
Der Therapeut erwartet dabei jedoch keine Resultate. Keinesfalls erwarten Therapeuten, dass Klienten sie bei eigenen Problemlösungen unterstützen.
Je nach Methodik kann die therapeutische Haltung unterschiedlich ausfallen. Ist in der Verhaltenstherapie der Therapeut eher aktiv, so zeigt er sich in der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie eher abstinent. In der Gesprächstherapie dagegen ist es die Authentizität als Beziehungspartner, die für die Therapie wichtig ist und diese als gleichwertige Begegnung von Mensch zu Mensch ansieht.
Mit welcher Methodik auch immer gearbeitet wird – wichtig ist, dass „die Chemie stimmt“ – denn diese gegenseitige Akzeptanz und das authentische Auftreten des Therapeuten sehen die meisten Klienten als die wichtigsten Faktoren an, um für eine Therapie motiviert zu bleiben.
Hindernisse auf dem therapeutischen Weg
Ausschlaggebend für jede Psychotherapie ist der subjektive Leidensdruck des Klienten, seine Motivation und seine Einsicht, dass die Zeit für Veränderung reif ist. Die persönliche Wahrnehmung und Bereitschaft, sich mit den bestehenden Problemen und Belastungen auseinanderzusetzen, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Haben sich seelische Störungen und Fehlhaltungen bereits chronifiziert, d. h. über längere Zeit innerseelisch verfestigt, können Resignation, das Gefühl von Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit zu Hindernissen werden, eine Therapie fortzusetzen.
Viele Menschen fürchten sich unbewusst vor unangenehmen Erkenntnissen, die ihnen eine Therapie eröffnen könnte oder scheuen sich davor, Hilfe anzunehmen. Auch die Angst vor Veränderung sitzt tief. Der Erfolg einer Therapie hängt also stets von der Einsicht, dem Willen und der Motivation ab und ist eine bewusste Entscheidung. Um Widerstände zu überwinden, ist es in der Therapie wichtig, machbare Ziele zu formulieren, die Klienten selbstwirksam umsetzen können. Denn nicht zu vergessen ist: die Motivation für eine Therapie bleibt bei vielen Klienten lange ambivalent und in der Schwebe.
Fehlerquellen in der Therapie
Therapeuten sind emotional die „sichere Basis“ für Klienten. In diesem Vertrauen bauen sie darauf, dass in der Therapie keine Abwertungen, verbale Angriffe, emotionale Verstrickungen oder Kränkungen stattfinden. Der therapeutische Raum ist dafür da, verlorenes Vertrauen in sich selbst zurückzugewinnen.
Irritationen oder Fehler in der Therapie treten meist dann auf, wenn diese Beziehungsebene nicht mit aller Sorgfalt gewahrt bleibt. Sind Therapien oft zu lange oder mit zu vielen Terminen verbunden, kann dies Klienten überfordern. Bestehen sogar Abhängigkeiten in der Therapie und denken Klienten nur noch an die nächste Sitzung und haben eventuell das Gefühl, nur noch in diesen Sitzungen sie selbst sein zu können – dann läuft im Therapieprozess etwas schief. Die Verantwortung für die Beziehungsgestaltung liegt stets beim Therapeuten. Deshalb gilt die Introspektionsfähigkeit auch und vor allem für Therapeuten, um den Therapieprozess klar und zum Wohle der Klienten zu steuern.
Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Heilpraktikerausbildungen:






Dieser Beitrag wurde von Andrea Maskow verfasst. Sie ist Inhaberin der Deutschen Heilpraktikerschule Wiesbaden.