Mit den Jahreszeiten leben – Winter: Nachdem im Frühling Projekte geplant und im Sommer umgesetzt wurden, nahm die Aktivität in der Natur bereits im Herbst ab und als Mensch konnte man zurückblicken auf das, was man geleistet hatte, auch Früchte des in Gang gebrachten ernten.
Im Winter gilt es jetzt, den Körper auszuruhen. Rückzug zur Regeneration, Kräfte klug einteilen und bewahren, Erschöpfung vorbeugen – das sind die Themen dieser kalten Jahreszeit. Wer die angeborenen Zyklen übergeht oder im Winter „sich gegen den Strom stemmt“, wird krank. Burnout, Tinnitus oder Migräne sind Beispiele für Erschöpfungen der Lebensenergie Chi beim Menschen. Also jetzt Kraft sammeln ist wichtig für einen nächsten – guten (!) – Jahreszyklus. Aber ist das noch möglich in einer so schnell gewordenen Zeit? Mehr Verständnis für den Körper hilft hier ganz sicher!
Die Nieren stärken
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Niere die Wurzel der Lebensenergie Chi und regiert das Wasser-Element. Damit ist sie auch mit der Jahreszeit Winter verbunden, der Zeit der Speicherung und Ruhe.
Die Niere öffnet sich zum Ohr, weshalb Ohrenprobleme wie Tinnitus oder Hörverlust oft auf eine Nieren-Disharmonie hinweisen, da die Ohren der äußere Ausdruck des Nierenmeridians sind. Um die Energie der Nieren zu schützen, sollte man im Winter zum einen nicht frieren – das will ja auch niemand. Zum anderen sollte man aber auch Schwitzen vermeiden, also keinen Schweiß über die Haut verlieren, weil so der Wasserhaushalt geschwächt wird. Sind das Nieren-Chi oder das Wasserelement beeinträchtigt, führt dies zunächst zu Erschöpfung, woraus dann wiederum Angst entsteht.
Die Angst, genau hinzuschauen
Eine ganz besondere Angst, die durch fehlende Regeneration und Rückzug im Winter entstehen kann, ist die Angst, sich sein Leben genau anzusehen. Die meisten Ängste haben mit dem Zwischenmenschlichen oder den eigenen Beziehungen zu tun. Geschwächtes Nieren-Chi bringt aber eine viel tiefer gehende Frage mit sich: Was muss ich beenden, um glücklich leben zu können?
Die Angst ist hier eher, etwas zu entdecken, das zu einer wirklichen Änderung im Leben führen könnte. Da kommen automatisch auch Winter-Themen wie Loslassen, Sterben und Tod auf. Oder in der ersten Reaktion ein innerer Widerstand. Um unseren sich so häufig einschleichenden, größten Sabotierer „Ja, aber …“ in die Schranken zu weisen, braucht es einen starken inneren Willen oder auch Unterstützung von außen, zum Beispiel von einem Heilpraktiker für Psychotherapie.
Vom äußeren Willen zum inneren Willen wechseln
Frühling und Sommer brauchen den starken äußeren Willen, um Projekte in Gang zu bringen und umzusetzen. Hier sprechen wir vom Yang-Willen.
Im Winter hingegen müssen wir uns um den Yin-Willen kümmern. Wer Rückzug, weniger Aktivitäten und Regeneration in einer schnellen und fordernden Welt unterbringen möchte, der merkt schnell, dass die Frage „Was brauche ich eigentlich wirklich?“ hier hilft, Prioritäten zu setzen. Mal etwas von der To-Do-Liste auf die Was-Soll’s-Liste setzen. Der inneren Stimme folgen und vertrauen, dass sie weiß, was man braucht. Oder mit Wu Wei, dem „Tun durch Nicht-Tun“, konstruktiv warten. Nicht die Brechstange ansetzen, sondern warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Vielleicht ist es das erst, wenn der Frühling sich nach dem Winter wieder zu regen beginnt …
Beseelt und ganz bei sich sein
In der TCM ist die Niere der Wohnsitz dieses inneren Willens. In diesem inneren Haus gibt es keine Berechnungen, kein Kalkül, ist das Leben nicht optimiert oder ergebnisorientiert. In diesem Zuhause in sich selbst kann jede und jeder ganz bei sich und einfach so sein, wie sie oder er ist. Den Nieren tut das gut, und man wird merken, wie beseelt man dann ist. Wie es zu Weihnachten doch sein sollte.
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Dieser Beitrag wurde von Dr. rer. nat. Bettina Klingner verfasst. Sie ist Dozentin für die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Aschaffenburg.
