Mein Umfeld als Ressource: Mit wem bin ich aufgewachsen? Wie sieht mein soziales Umfeld jetzt aus? Was habe ich dadurch für Stärken entwickelt (entwickeln müssen)? Wenn wir uns diese Fragen stellen, können wir herausfinden, inwieweit unser Umfeld uns als Ressource dienen kann. Die kurze Selbstexploration in diesem Beitrag kann Sie dabei zusätzlich unterstützen.
Am Anfang stand die Herkunftsfamilie …
… also die Familie, in die wir hineingeboren wurden und/oder bei bzw. mit der wir gemeinsam aufwachsen. Wir sind von Anfang an danach bestrebt, uns zugehörig zu fühlen – also unser Bedürfnis nach Bindung zu erfüllen. Auch unsere psychologischen Bedürfnisse nach Autonomie, Selbstwertschutz/-erhöhung, Orientierung und Kontrolle sind grundlegende Elemente unseres Aufwachsens. Je nach Alter mal mehr, mal weniger vordergründig.
Unsere Herkunftsfamilie ist eines der ersten Systeme, in denen wir uns mit anderen Menschen auseinandersetzen können und teilweise auch müssen. Je danach wie dys-/funktional dieses Anfangssystem ist, entwickeln wir verschiedene Stärken und Schwächen. Auch wie wir mit unseren Stärken und Schwächen umgehen, wird durch unsere Herkunftsfamilie mitgeprägt.
Selbstexploration
Schauen wir da mal genauer hin und verbinden das gleich mit einer kleinen Selbstexploration. Nehmen Sie sich ruhig ein Blatt Papier und einen Stift und schreiben Ihre Gedanken dazu auf.
Familienkonstellation
- Welche Position haben Sie in Ihrer Herkunftsfamilie (Einzelkind, jüngstes Kind, mittleres Kind, ältestes Kind)?
- Wie hat Sie diese Familienposition geprägt?
- Welche Fertigkeiten und Stärken haben Sie dadurch entwickelt?
- Welche Stärken stehen Ihnen dadurch auch heute noch zur Verfügung?
Rollenübernahme
Innerhalb einer Familie gibt es verschiedene Regeln, Normen, Werte und Verhaltensmuster. Wie in jeder anderen Gruppe entstehen dadurch auch bestimmte Rollen innerhalb der Familie. Da hätten wir z. B. Vorzeigekind, Clown, Sorgenkind, Liebling, Sonnenschein, Vermittler, Träumer etc. Wie die Rollen benannt werden können, ist dabei ganz individuell.
- Welche Rolle haben Sie in Ihrer Familie gehabt?
- War die Rolle starr oder flexibel? War sie von außen auferlegt oder selbst gewählt?
- Welche Fertigkeiten und Stärken haben Sie dadurch entwickelt?
- Welche Stärken stehen Ihnen dadurch auch heute noch zur Verfügung?
Nähe und Distanz
So wie es in einer Familie Regeln, Normen und Werte gibt, so gibt es auch Nähe und Distanz. Wie wir Nähe und Distanz in unserer Herkunftsfamilie erleben, hat oft auch Auswirkungen auf unser Erwachsenenleben und unsere weiteren Beziehungen.
- Wie wurde in Ihrer Familie mit Nähe und Distanz umgegangen?
- Wie wurden Grenzen kommuniziert?
- Wie wurde der Wunsch nach Bindung kommuniziert?
- Welche Fertigkeiten und Stärken haben Sie dadurch entwickelt?
- Welche Stärken stehen Ihnen dadurch auch heute noch zur Verfügung?
Mein aktuelles soziales Umfeld
Nachdem Sie sich mit Ihrer Herkunftsfamilie auseinandergesetzt haben, möchte ich Sie nun einladen, sich auch mal Ihr aktuelles soziales Umfeld anzuschauen?
- Wer gehört alles zu Ihrem sozialen Umfeld?
- Welche Unterstützung erhalten Sie durch Ihr soziales Umfeld? Z. B.: emotionale Unterstützung (Verbalisieren von Emotionen, Sorgen, Ängsten; Zuneigung, Akzeptanz …), instrumentelle Unterstützung (Verfügbarkeit von Ressourcen wie Geld, Materialien, Hilfsangebote …), informationelle Unterstützung (Informationen über Ressourcen, alternative Handlungsstrategien …), freundschaftliche Unterstützung (gemeinsame Aktivitäten, positive Ablenkung, Zugehörigkeit, Bestätigung …)
- Auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 10 (absolut) – wie zufrieden sind Sie in/mit Ihrem sozialen Umfeld?
- Woran machen Sie das fest?
- Was bräuchte es, um auf der Skala noch eine Zahl nach oben zu steigen?
Lassen Sie jetzt all die vorangegangenen Fragen nochmal Revue passieren:
- Was für Ressourcen haben Sie für sich mitgenommen?
- Was war Ihnen schon vorher bewusst und was ist vielleicht neu dazugekommen?
- Welchen Blick haben Sie nun auf Ihr soziales Umfeld und auf Ihre damit verbundenen Ressourcen?
Mein Umfeld als Ressource – Fazit
Wie eingangs schon geschrieben, sind manche Ressourcen, die wir uns angeeignet haben, aus Zeiten entstanden, in denen diese uns geholfen haben, mit unserem Umfeld umzugehen, die wir vielleicht auch entwickeln mussten, da sie damals nötig und hilfreich waren. Wenn wir uns diese Fertigkeiten heute nochmal bewusst in Erinnerung rufen und als Ressource aktivieren, dann haben wir dadurch mehr Handlungsspielraum bei der Bewältigung aktueller Krisen und Herausforderungen. Wir erlangen dadurch mehr Selbstwirksamkeit, dies stärkt wiederum unser Selbstbewusstsein und das hat wiederum Auswirkungen auf unser Miteinander im sozialen Umfeld. Und so schließt sich der Kreis wieder.
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Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Dozentin für die Ausbildung Heilpraktiker Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.
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