Homöopathische Behandlung – Vorgehen in der Praxis: Eine Patientin kommt in die Praxis wegen Magen-Darm-Problemen und Haarausfall. Sie beschreibt den Beginn der Krankengeschichte als Magenverstimmung im Urlaub. Seitdem hat sie undefinierbare Bauchschmerzen, war bei vielen Ärzten, hat die Ernährung umgestellt – aber nichts hat am Grundproblem etwas geändert. Nach einer Antibiotikagabe waren zwar die Darmprobleme etwas weniger, aber sie kann seitdem deutlich schlechter schlafen. Antidepressiva hat sie nach zwei Wochen wegen starker Nebenwirkungen wieder abgesetzt. Wenn sie sich strikt an den Ernährungsplan hält (glutenfrei, laktosefrei, kein Kaffee, kein scharfes Essen) geht es so. Sie ist müde, kraftlos und verzweifelt ob der Situation. Die Patientin bekommt zunächst ein Akutmittel gegen die Magen-Darm-Beschwerden, damit verstärken sich die Symptome aber. Daraufhin bekommt sie ein homöopathisches Arzneimittel, was die Symptome deutlich beruhigt. Der Schlaf ist deutlich besser, sie ist morgens erholt. Falls sie doch einmal erwacht, kann sie wieder einschlafen. Sie verträgt das Essen besser und kann sogar wieder Kaffee trinken.
Hintergrund der homöopathischen Behandlung
Akute Infekte oder längere Krankheitsphasen können die Gesundheit dauerhaft beeinträchtigen, auch wenn die eigentliche Ursache längst ausgeheilt ist. Wer betroffen ist und warum, scheint dabei nicht vorhersehbar zu sein. In der Anamnese fällt auf, dass die Patienten die Erkrankung an den Beginn einer langen Leidensgeschichte setzen.
Grundsätzlich kommen für die homöopathische Behandlung drei Möglichkeiten in Betracht, aus welchen Arzneimittelgruppen gewählt werden kann.
1. Das Konstitutionsmittel
Die Folgen verstärken bereits bekannte Beschwerden deutlich. Auf die Frage: „Kennen Sie diese Symptome bereits aus der Zeit vor?“ antwortet der Patient zustimmend. Hier wählt der Therapeut passend zu den alten und neu aufgetretenen Symptomen das Mittel, das zum gesamten Menschen passt. In meiner Praxis ist dies eher selten der Fall.
2. Das Akutmittel der Krankheit, die zum chronischen Zustand geführt hat
Symptome der Erkrankung halten an, obwohl kein Erreger mehr nachweisbar ist und auch die Blutwerte wieder unauffällig sind. Dennoch leiden die Patienten weiter zum Beispiel unter Magen-Darm-Beschwerden, Husten oder Schnupfen usw. Hier gilt es, aus den vorhandenen Akutsymptomen und ggf. den Symptomen der früheren Akutphase das Heilmittel zu finden. Wichtig ist hier, nur die neuen Symptome für die Mittelfindung heranzuziehen und keine konstitutionellen Symptome zu beachten. Als homöopathisches Arzneimittel kommt natürlich die ganze Bandbreite der Akutmittel in Frage. Gibt der Therapeut das passende Heilmittel, verstärken sich die Krankheitszeichen meist im Sinne einer Erstreaktion, bevor die Heilung einsetzt. Je länger und tiefgreifender der Zustand andauert, umso niedriger sollte die Potenz gewählt werden. Ich beobachte regelmäßig solche Zusammenhänge in der Praxis.
3. Ein Schwächemittel
Am häufigsten ist aber ein Schwächemittel das passende Heilmittel. Es ist klar ein Unterschied zwischen dem Symptomenbild vor der Erkrankung, während der Erkrankung und nach der Erkrankung zu erkennen. Schwächesymptome sind beispielsweise:
- Körperliche Schwäche
- Ein großes Ruhebedürfnis und vermehrter Schlaf, der aber nicht bessert
- Schweiß in der Nacht oder bei geringer Anstrengung
- Herzklopfen bei geringer körperlicher oder geistiger Belastung oder auch Aufregung
- Blässe
- Appetitlosigkeit oder schnelle Sättigung
- Eine gestörte Verdauung
- Haarausfall
- Trockener Husten der bei Belastung auftritt
Je nachdem, welche Details die Symptome aufweisen, führt das den Therapeuten zu unterschiedlichen homöopathischen Mitteln.
Hier finden Sie alle Informationen zu unserer Ausbildung Klassische Homöopathie im Fernlehrgang.
Dieser Beitrag wurde von Dr. Martina Hanner, Tutorin der Ausbildung Klassische Homöopathie im Fernlehrgang, verfasst.
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