Wurzeln der Seele – wie unsere Kindheit unser Leben formt

Wurzeln der Seele – wie unsere Kindheit unser Leben formt

Wurzeln der Seele – wie unsere Kindheit unser Leben formt: Wie wir alle wissen, ist die Kindheit ist eine entscheidende Phase für den weiteren Lebenslauf eines Menschen, in der sich emotionale, soziale und kognitive Grundlagen entwickeln. Die Art und Weise, wie Kinder ihre Welt wahrnehmen, erleben und mit ihr interagieren, beeinflusst nicht nur ihre Gegenwart, sondern auch ihr zukünftiges Verhalten und Denken.

Die Tiefenpsychologie, maßgeblich geprägt durch Sigmund Freud, Carl Jung und andere, betont die Rolle unbewusster Prozesse und frühe Beziehungserfahrungen für die Entwicklung der Persönlichkeit. Freud postulierte, dass die Kindheit eine Phase ist, in der zentrale Konflikte und Wünsche entstehen, die oft unbewusst bleiben, aber das spätere Leben maßgeblich beeinflussen.

Die Rolle der Bindung in der Kindheit

Ein zentraler Aspekt in der tiefenpsychologischen Betrachtung ist die Bindung zwischen Kind und Bezugspersonen. Sicher gebundene Kinder entwickeln ein starkes Selbstwertgefühl und ein Gefühl von Sicherheit, das ihnen ermöglicht, ihre Umwelt explorativ zu erkunden. Unsicher gebundene Kinder hingegen können Schwierigkeiten in späteren Beziehungen haben, da sie oft von Angst und Misstrauen geprägt sind.

Später erweiterte Carl Jung Freuds Konzepte, indem er die Idee des kollektiven Unbewussten einführte – wie beeinflussen Erfahrungen mit unseren Mitmenschen das individuelle Verhalten. Diese Erfahrungen wirken oft auf unbewusster Ebene und gestalten unsere Wahrnehmung und Reaktionen im Erwachsenenleben. Habe ich als Kinder gelernt, meine Bedürfnisse zu äußern und sie adäquat zu befriedigen, wird es mir auch als Erwachsener nicht fremd sein.

Die Entwicklungspsychologie, vertreten durch Theoretiker wie Jean Piaget, Erik Erikson und Lev Vygotsky, legt den Fokus auf die verschiedenen Entwicklungsphasen, die jedes Kind durchläuft. Jede Phase bringt spezifische Herausforderungen mit sich, die entscheidend für die Entwicklung des Individuums sind.

Erik Erikson beschrieb acht Lebensphasen, von denen die ersten fünf in der Kindheit liegen. Jede Phase ist mit einem psychosozialen Konflikt verbunden, den das Kind bewältigen muss, um eine gesunde Persönlichkeit zu entwickeln:

  1. Vertrauen vs. Misstrauen (0–1 Jahr)
  2. Autonomie vs. Scham und Zweifel (1–3 Jahre)
  3. Initiative vs. Schuld (3–6 Jahre)
  4. Werksinn vs. Minderwertigkeit (6–12 Jahre)
  5. Identität vs. Rollenverwirrung (12–18 Jahre)

Wenn ein Kind diese Konflikte erfolgreich durchlaufen darf, fördert es die Entwicklung positiver Charakterzüge. Ein Kind, das lernt, Vertrauen in seine Bezugspersonen zu haben, wird eher in der Lage sein, gesunde Beziehungen und Zukunftsaussichten sowie Lösungsstrategien im Erwachsenenalter aufzubauen.

Doch wie können wir unsere Kinder in den verschiedenen Entwicklungsphasen optimal unterstützen?

1. Vertrauen vs. Misstrauen (0–1 Jahr)

Zuverlässigkeit: Reagieren Sie zuverlässig auf die Bedürfnisse Ihres Säuglings. Hunger, Müdigkeit oder Schmerzen sollten prompt und liebevoll beantwortet werden.

Körperkontakt: Halten Sie Ihr Kind oft im Arm und bieten Sie viel Hautkontakt durch Streicheln, Kuscheln und Tragen in einer Babytrage an. Das fördert die emotionale Sicherheit.

Sanfte Routinen: Etablieren Sie regelmäßige Essens- und Schlafenszeiten, um ein Gefühl von Stabilität und Vorhersehbarkeit zu schaffen.

Aufbau einer sicheren Bindung durch:

  • Blickkontakt: Schauen Sie Ihr Kind häufig an, während Sie mit ihm sprechen oder spielen.
  • Spielen Sie zusammen: Interagieren Sie durch einfaches Spielen, Singen oder Vorlesen. Das stärkt die emotionale Verbindung.

2. Autonomie vs. Scham und Zweifel (1–3 Jahre)

Selbstständigkeit fördern: Lassen Sie Ihr Kind einfache Aufgaben allein ausführen (z. B. das Anziehen). Loben Sie seine Fortschritte, auch wenn das Ergebnis nicht perfekt ist.

Entscheidungsfreiheit: Geben Sie Ihrem Kind Wahlmöglichkeiten (z. B. zwischen zwei Kleidungsstücken oder Snacks). Das stärkt das Gefühl von Kontrolle und Selbstbewusstsein.

Ermutigen Sie zum Erkunden: Schaffen Sie sichere Umgebungen, in denen Ihr Kind die Welt selbstständig erkunden kann.

Unterstützung des Selbstwertgefühls:

  • Positive Verstärkung: Bestärken Sie Ihr Kind verbal, indem Sie seine Bemühungen anerkennen und wertschätzen.
  • Fehler akzeptieren: Lernen Sie, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind. Ermutigen Sie Ihr Kind, aus seinen Erfahrungen zu lernen, anstatt Angst vor Misserfolgen zu haben.

3. Initiative vs. Schuld (3–6 Jahre)

Kreatives Spiel: Fördern Sie das kreative Spielen, indem Sie Ihrem Kind Materialien anbieten, mit denen es basteln und gestalten kann. Lassen Sie Raum für Fantasie und Rollenspiele.

Zielorientierte Aktivitäten: Bieten Sie kleine Herausforderungen, die Ihr Kind erfolgreich bewältigen kann, wie z. B. das Bauen eines Turms aus Klötzen.

Freiheit im Spiel: Geben Sie Ihrem Kind Zeit und Raum, um eigenständig zu spielen. Achten Sie darauf, nicht ständig einzugreifen.

Unterstützung der Initiative:

  • Offene Fragen stellen: Ermutigen Sie Ihr Kind, Gedanken zu teilen, indem Sie Fragen stellen, wie: „Was würdest du tun, wenn …?“
  • Dankbarkeit zeigen: Loben Sie die Ideen und Lösungen Ihres Kindes, um es zu ermutigen, aktiv zu bleiben und kreativ zu denken.

4. Werksinn vs. Minderwertigkeit (6–12 Jahre)

Positives Feedback: Geben Sie konstruktives Feedback zu schulischen und außerberuflichen Leistungen, um das Selbstbewusstsein zu stärken.

Herausforderungen anbieten: Bieten Sie neue Aufgaben oder Spielmöglichkeiten an, um Neugier und Lernbereitschaft zu fördern.

Teamarbeit wertschätzen: Fördern Sie Aktivitäten, die Zusammenarbeit erfordern, wie z. B. Gruppenprojekte oder teambasierte Spiele.

Stärkung des Selbstvertrauens:

  • Fehler als Lernchance: Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, aus Fehlern zu lernen, indem Sie darüber sprechen, was beim nächsten Mal anders gemacht werden kann.
  • Kompetenzen fördern: Helfen Sie Ihrem Kind, Interessen und Talente zu entdecken, sei es im Sport, in der Kunst oder in anderen Bereichen.

5. Identität vs. Rollenverwirrung (12–18 Jahre)

Selbstreflexion anregen: Fördern Sie Gespräche über persönliche Werte, Interessen und Ziele. Nutzen Sie Fragen wie: „Was sind deine Stärken?“ Oder: „Was möchtest du in Zukunft erreichen?“

Unterschiedliche Perspektiven wertschätzen: Unterstützen Sie Debatten und Diskussionen zu relevanten Themen, um kritisches Denken und Selbstbewusstsein zu fördern.

Vorbildfunktion: Seien Sie ein positives Beispiel, indem Sie selbstbewusst zu Ihren Werten und Entscheidungen stehen.

Unterstützung bei der Identitätsfindung:

  • Offenheit für Veränderungen: Erkennen Sie an, dass sich Interessen und Identitäten im Jugendalter verändern können und unterstützen Sie Ihr Kind in seiner Suche nach Identität.
  • Rückhalt bieten: Erzeugen Sie eine Atmosphäre, in der Ihr Kind sich sicher fühlt, über seine Sorgen und Fragen zur Identität zu sprechen, ohne Angst vor Verurteilung.

Fazit

Die prägenden Erfahrungen aus der Kindheit sind entscheidend für unser ganzes späteres Leben. Was entwickeln wir für ein Selbstbild, wie nehmen wir die Welt wahr und was für Lösungsstrategien lernen wir, um Probleme zu bewältigen? Indem Sie den Bedürfnissen Ihres Kindes begegnen und eine vertrauensvolle Beziehung pflegen, legen Sie das Fundament für ein gesundes psychisches und emotionales Wachstum. Dies wird nicht nur die Beziehung zu Ihrem Kind stärken, sondern auch seine Zukunft positiv beeinflussen.

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Dieser Beitrag wurde von Sonja Schmidt verfasst. Sie ist Inhaberin der Deutschen Heilpraktikerschule Erlangen.