Verhaltenstherapie – Konzepte & Abläufe bei psychischen Störungen: Die Verhaltenstherapie hat ihren Ursprung in den 1950er-Jahren. In dieser Zeit haben Forschergruppen um Skinner, Wolpe und Eyseneck begonnen, den Begriff Verhaltenstherapie zu verwenden. Die Annahmen der ursprünglichen Verhaltenstherapie liegen darin, dass psychische Störungen aufgrund von fehlerhafter Konditionierung (klassisch, operant/instrumentell) entstehen. Durch diese Annahme kam es zu der Schlussfolgerung, dass dieses fehlerhaft erlernte Verhalten auch wieder verlernt/umgelernt oder neuerlernt werden kann. Ab den 1960ern kamen dann weitere Einflüsse durch u. a. Bandura (Modelllernen), A. T. Beck (kognitive Therapie) oder auch A. Ellis (RET) hinzu. Mehr und mehr wurden die kognitiven und affektiven Prozesse mit einbezogen und nicht mehr wie anfänglich im Behaviorismus ausgelassen. Aus der kognitiven Therapie von A. T. Beck entwickelte sich dann die Schematherapie nach J. E. Young.
Ablauf einer Therapie
Am Anfang lernen sich Therapeut*in und Klient*in erst einmal kennen und schauen, ob sie zusammenpassen und die Verhaltenstherapie auch das passende Verfahren ist. Klient*in und Therapeut*in sitzen sich bei dem Setting der VT gegenüber. Haben sich beide für die gemeinsame Therapie entschieden, dann findet die Problem- und Verhaltensanalyse statt, welche die Grundlage der Diagnostik bildet. Nach der Diagnostik wird dann von Klient*in und Therapeut*in:
- das Therapieziel definiert (z. B. Angstreduktion oder Aufgabe von Vermeidungsverhalten),
- der passende Therapieplan erstellt
- und das Konzept die Intervention erklärt.
Eine Kurzzeittherapie umfasst ca. 24 und eine Langzeittherapie maximal 80 Sitzungen á 50 Minuten. Das Intervall kann individuell abgesprochen werden, i. d. R. finden die Sitzungen jedoch wöchentlich statt. Nach der praktischen Umsetzung der Therapie kommt es zur Evaluation und Beendigung der Therapie.
Konzepte innerhalb der Verhaltenstherapie
Innerhalb der Verhaltenstherapie gibt es sehr viele Konzepte. Hier möchte ich euch drei genauer erläutern.
Kognitive Umstrukturierung nach Beck
Beck hat dieses Konzept ursprünglich speziell für die Behandlung von Menschen mit Depression entwickelt. Durch die Veränderung der kognitiven dysfunktionalen Denkmuster kommt es zu einer Veränderung der emotionalen Reaktionen und somit zur Verbesserung der depressiven Symptomatik. Diese dysfunktionalen Denkmuster beinhalten eine negative Sicht auf das Selbstbild, die Umwelt und die Zukunft. Die kognitive Umstrukturierung verläuft in verschiedenen Phasen ab:
- Erst wird das Therapiemodell erklärt,
- danach kommt es zur Exploration und Analyse von dysfunktionalen Gedanken, Annahmen und Grundüberzeugungen der zu behandelnden Person.
- In einem weiteren Schritt geht es an die Bearbeitung und Veränderung dieser. Die neuen Denkmuster werden in der Realität überprüft und nachhaltig gefestigt.
Systematische Desensibilisierung
Dieses Konzept wird synonym auch Gegenkonditionierung genannt und entspringt der klassischen Konditionierung. Es wird erfolgreich bei Angststörungen eingesetzt. Anstelle der Angst soll als Reaktion auf eine Situation die Entspannung gekoppelt werden.
- Dafür wird am Anfang ein Entspannungsverfahren erlernt, z. B. PMR.
- Danach wird von der/dem Klient*in eine Angsthierarchie gebildet. Das heißt, welche Situationen lösen eine Angst aus und wie ist jeweils der Grad der Angst (z. B. 100 %: ich befinde mich auf einem Hochhaus, 80 %: 9. Stock, … 20 %: 3. Stock, …).
- Nun kommt es im entspannten Zustand zur schrittweisen Präsentation der angstauslösenden Stimuli, angefangen bei einem niedrigen Grad. Dies findet erst in der Vorstellung (in sensu) und dann im Realen (in vivo) statt.
Soziales Kompetenztraining
Das soziale Kompetenztraining findet vor allem Anwendung bei sozialen Phobien und generell bei Menschen mit ausgeprägtem niedrigem Selbstwert. Hierbei geht es um das Erlernen sozialer Fertigkeiten, Selbstsicherheit und Selbstbehauptung. Das Training findet i. d. R. als Rollenspiel im Gruppensetting statt. Die Teilnehmer*innen sollen dabei lernen, eigene Ansprüche haben zu dürfen, sich trauen, diese zu äußern und durchzusetzen. Sie werden ermutigt, an passender Stelle anstatt Angst auch mal Ärger spüren zu dürfen.
Weitere sind u. a.:
- Expositionsverfahren
- Aversionsbehandlung und Löschung
- Operantes Verstärken
- Selbstkontrolltechniken
- Gedankenstopptraining
Schematherapie nach Young
Nach der konditionierten und kognitiven Verhaltenstherapie entsteht die „Dritte Welle der Verhaltenstherapie“, zu welcher die Schematherapie zählt. Wirksamkeitsnachweise liegen vor allem zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen vor. Sie findet aber auch Anwendung bei Depression, Angst, Essstörungen und Abhängigkeiten. Die Schematherapie zielt darauf, erlernte Grundschemata zu verändern. Dies sind innere Muster, welche wir ab der Kindheit erwerben. Diese ganzen Schemata machen uns zu der Person, die wir sind.
Bei der Schematherapie geht es darum, die maladaptiven, dysfunktionalen Schemata, welche unsere Persönlichkeiten belasten und ihr schaden, zu erkennen, zu verstehen und durch gezielte Interventionen (Imagination, innerer Dialog, Eltern-Reparenting durch den/die Therapeut*in …) zu verändern. Solche maladaptiven Schemata sind z. B.: Negativität/Pessimismus, emotionale Gehemmtheit, übertriebene kritische Haltung, Streben nach Zustimmung und Anerkennung oder auch Unterwerfung.
Ein weiterer Baustein der Therapie sind die verschiedenen Schemamodi. Da hätten wir den Kind-Modi, der Innere-Eltern-Modi, der Bewältigungs-Modi und der gesunde Erwachsene-Modi, welche einfach gesagt, als Anteile verstanden werden können, die in unterschiedlichen Situationen agieren. Ein weiteres Ziel der Therapie ist es also, den Modi „gesunder Erwachsener“ zu entwickeln und zu integrieren.
Für die meisten psychischen Störungen wurden bis dato Konzepte der Verhaltenstherapie entwickelt und empirisch belegt. Daher ist die Verhaltenstherapie bei vielen Therapeut*innen und auch Klient*innen ein gern genutztes Verfahren.
Quellen:
- Skript der Deutschen Heilpraktikerschule ®: Einführung in die Verhaltenstherapie
- Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, 6. Auflage, Möller, Laux, Deister
Hier finden Sie alle Informationen zu unseren Ausbildungen zum Heilpraktiker für Psychotherapie:
Dieser Beitrag wurde von Katharina Scholz, Tutorin der Vollzeitausbildung an der Deutschen Heilpraktikerschule Leipzig, verfasst.
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