Petersilie – Giftpflanze des Jahres 2023: Stille Kräuter sind grün und giftig

Petersilie – Giftpflanze des Jahres 2023: Stille Kräuter sind grün und giftig

Petersilie – Giftpflanze des Jahres 2023: Stille Wasser sind tief und dreckig – stille Kräuter sind grün und giftig. 2022 erhielt die Kartoffel den Titel „Giftpflanze des Jahres“. Das konnten die meisten ja noch nachvollziehen. Aber die Petersilie? Wir haben nachgeforscht und bringen Licht ins Dunkel!

Petersilie – alter Hut oder neuer Trend?

Die Petersilie kommt ursprünglich aus dem mediterranen Bereich. Mittlerweile ist sie weltweit verbreitet. Wir unterscheiden die:

  • Blattpetersilie und
  • Wurzelpetersilie.

Unsere krause Petersilie ist sehr robust und übersteht nahezu jedes Wetter. Diese Eigenschaft hat den Spruch geprägt: „Es hat mir die Petersilie verhagelt.“ Damit wird eine Situation beschrieben, die fast unmöglich ist. Deshalb ist sie in nahezu jedem Garten zu finden und aus der Küche nicht mehr wegzudenken.

Es ist auch ratsam, das Kraut selbst zu säen und nicht wild zu sammeln, da es Vertreter wie die Hundspetersilie gibt, die giftig sind. Die Erfahrung mit der Hundspetersilie kann neben klassischen Magen-Darm-Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Verdauungsbereich in entsprechend großen Mengen auch zur Atemlähmung und damit zum Tode führen.

Im alten Griechenland wurde die Blattpetersilie als Bestandteil von Begräbnisriten verwendet. Es wurden Kränze daraus geflochten und die Gräber mit ihr geschmückt. Man verstand die Petersilie als Symbol der Wiedergeburt. In einigen abergläubischen Völkern war das Pflanzen der Petersilie auch ein Todessymbol. Pflanzte man es bei einem anderen in den Garten, „pflanzte man den Betroffenen in die Erde“.

Selten wurden einer Pflanzen so gegensätzliche Eigenschaften zugesprochen. Denn in Europa ist sie seit dem achten Jahrhundert als Gewürz- und Heilpflanze bekannt. Im Mittelalter war sie oft Zutat in Flugsalben. Diese wurden der Überlieferung nach von Hexen genutzt, um zum Hexensabbat fliegen zu können. In diesen Salben waren viele Pflanzen mit psychoaktiven Inhaltsstoffen verarbeitet. Der vermeintliche Flug war am Ende also nichts anderes als die mittelalterliche Form eines Drogentrips. Warum die Nutzung für solche Erfahrungen gar nicht so weit hergeholt ist, ergründen wir später.

Zu Risiken und Nebenwirkungen

Schon Dioskurides verwendete die Petersilie im ersten Jahrhundert als harn- und menstruationstreibende Pflanze. Für Erkrankungen der Harnwege blieb sie der modernen Phytotherapie bis ins Mittelalter erhalten. Auch bei Gicht und Rheuma wurde sie häufig eingesetzt.

Ihr lateinischer Name Petroselinum verrät uns Folgendes:

  • Petroselinum – lat. petra = Stein
  • Selinon = abgeleitet von Doldenblütern, die harn- und steintreibend wirken

In der traditionellen Phytotherapie findet die Petersilie noch heute Anwendung:

  • in der Durchspülungstherapie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege
  • und bei Nierengrieß.

Diese aquaretische Wirkung ist vergleichbar mit der des Wachholders und des Liebstöckels. Zudem wirkt sie nachweislich gegen Streptokokken.

Der frische Saft der Blätter führt bei Insektenstichen zur raschen Symptomlinderung. Vor allem hellhäutige Menschen sollten hier vorsichtig sein, da die enthaltenen Furanocumarine die Haut sehr sonnenempfindlich machen.

Sie ist mit 165 Milligramm/100 Gramm Kraut eine hervorragende Vitamin-C-Quelle. Aus diesem Grund sollte sie Gerichten erst am Ende zugesetzt werden. Denn Vitamin C wird ab ca. 70 Grad Celsius zerstört.

Warum ist nun die Petersilie eine Giftpflanze?

Nun aber zu ihrem schlechten Ruf in diesem Jahr. Grund dafür sind die ätherischen Öle der Petersilie (u. a. Apiol und Myristicin), die sich vor allem in den Früchten der Dolden und in geringem Maße im Kraut befinden. Jedoch scheinen die ätherischen Öle nach heutigem Wissen wiederum der Grund für ihre positiven Wirkungen zu sein.

Die ätherischen Öle der Petersilie:

  • regen die Durchblutung des Beckens an und fördern damit die Menstruation.
  • helfen bei einer schmerzhaften Regelblutung, diese schnell zu lindern.
  • reizen das Nierenparenchym, welches die schon erwähnte aquaretische Wirkung nach sich zieht.

Reines Apiol:

  • wirkt in hohen Dosen kontraktilitätssteigernd auf Darm, Blase und Uterus. Vor allem letzteres kann durch Blutüberfüllung des Uterus zum Abort bei einer schwangeren Frau führen.
  • kann auch zentrale Erregungszustände mit anschließenden Rauschzuständen hervorrufen.

Die Durchblutung im Uterus kann durchaus Vorteile haben, weswegen die Petersilie auch gern als Aphrodisiakum eingesetzt wurde. In mittelalterlichen Städten war die Petersiliengasse diejenige, die die Freudenhäuser beherbergte.

Die ätherischen Öle in Verbindung mit dem enthaltenen Chlorophyll sorgen für eine Neutralisation unangenehmer Gerüche aus dem Mund. Vor einigen Jahren versuchte ein Startup dieses Wissen praktisch umzusetzen. Sie entwickelten eine Limonade, mit hohem Chlorophyllgehalt, die Knoblauch- und Zwiebelgerüche schnell wieder verschwinden lassen soll. Zielgruppe waren Dönerliebhaber. Ich habe das Produkt sogar mal probiert und es war sehr lecker. Aber leider konnte es sich in der Dönergemeinde nicht durchsetzen. Die meisten scheinen selbstbewusst mit Mundgeruch aufgrund von Lebensmitteln durchs Leben zu gehen.

Petersiliensalat

Zutaten:

  • 2 große Bund glatte Petersilie
  • 3 kleine Tomaten
  • 2 kleine Salatgurken
  • Saft von 2 Zitronen
  • 2 kleine Zwiebeln
  • 3 EL Ölivenöl
  • Salz und Pfeffer
  • gemahlener Koriander

Zubereitung:

Die Petersilie waschen, trocknen (eventuell in der Salatschleuder) und mit einem Wiegemesser klein schneiden. Die Tomaten und Gurken waschen und in sehr kleine Würfel schneiden, ebenso die Zwiebeln.
Mit dem Zitronensaft und Öl sowie Salz und Pfeffer eine Marinade anrühren und mit dem Koriandergewürz abschmecken. Danach die Tomate-, die Zwiebel- und die Gurkenwürfel unterrühren. Die Petersilie erst kurz vor dem Servieren unterheben, da sie sonst zu sehr zusammenfällt.
Der Petersiliensalat passt hervorragend zu Lammgerichten oder Geflügel und ist im Sommer eine Bereicherung auf dem Buffet.

Fazit

Als Kräuter- und Küchengewürz ist sie für alle Personengruppe unbedenklich einzusetzen und sogar als gesund einzustufen. Sechs Gramm des Krautes und/oder der Wurzel pro Tag ist die empfohlene Menge.

Konzentrierte Zubereitungen, das ätherische Öl oder große Mengen der Früchte sollten:

  • in der Schwangerschaft,
  • bei akuten Entzündungen des Urogenitaltraktes,
  • Nierenerkrankungen
  • und krankhaften Ödemen durch Herz- und Nierenerkrankungen

gemieden werden.

 

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Dieser Beitrag wurde von Kristin Metz, Tutorin der Online-Ausbildung Phytotherapie, verfasst.

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