Homöopathie bei alten Verletzungen

Homöopathie bei alten Verletzungen

Homöopathie bei alten Verletzungen: In den bisherigen Beiträgen zu Verletzungsmitteln ging es um akute Verletzungen und um die Begleitung von Operationen. Im letzten Teil möchte ich auf die Behandlung alter Verletzungen eingehen, die die Ursache chronischer Schmerzen oder Beschwerden sind.

Der Einsatz von Homöopathie bei alten Verletzungen

Die Behandlung frischer Verletzungen kann nach der Methode der bewährten Anwendung erfolgen, indem man sich an den verletzten Gewebearten orientiert. So stehen dem Homöopathen eine Handvoll homöopathischer Arzneimittel zur Verfügung, die seit der Zeit Samuel Hahnemanns und seiner Nachfolger für die Behandlung von Verletzungen eingesetzt werden können:

  • Arnika bei frischen Blutungen ein (außer bei Pfähl- und Bissverletzungen!),
  • Staphisagria bei Schnittverletzungen,
  • Hyperikum bei der Verletzung von Nerven,
  • Ruta bei der Verletzung von Knochenhaut bzw.
  • Symphytum bei Knochenbrüchen usw.

Aber auch bei Wundheilungsstörungen, chronischen Schmerzen oder Beschwerden, die nach einem Unfall, einer Verletzung oder einer Operation zurückgeblieben sind, kann die Anwendung der Verletzungsmittel erfolgreich sein. Dabei ist es völlig egal, wie lange die Verletzung zurück liegt. Selbst Jahre später ist die Anwendung möglich, solange der zeitliche Zusammenhang klar erkennbar ist. Wie unterschiedlich die Herangehensweise und der Heilungsprozess sein kann, wird an den nachfolgenden Beispielen aus der Praxis deutlich.

Fallbeispiel 1 – Narbenschmerzen nach Brustentfernung

Brustkrebs wird oft therapiert, indem je nach Art und Ausmaß eine oder sogar beide Brüste entfernt werden. Zurück bleibt ein komplexes Narbengeflecht, dass nur in den seltensten Fällen beschwerdefrei ist. Häufig sehe ich harte, dicke oder wulstige Narben die schlecht durchblutet und weiß, bläulich oder rötlich gefärbt sind, das umgebende Gewebe ist sehr blass oder rötlich. Die Narben sind entweder taub oder überempfindlich bis schmerzhaft.

Die Gabe von Staphisagria und Hyperikum kann zunächst zu einer Erstreaktion (ein Zeichen, dass der Körper die Stellen bearbeitet) und dann zu einer allmählichen Verbesserung führen. Die Rötung kann abklingen, die Schmerzen können weniger werden und über die Zeit können die Narben weicher werden sowie die Empfindung zurückkehren.

Fallbeispiel 2 – Wundheilungsstörung nach Operation

Wenn Wunden nach Operationen nicht heilen, können Splitter oder Fremdkörper in der Wunde die Ursache sein. Einen solchen Fall konnte ich vor Jahren in meiner Praxis beobachten. Die Patientin kam eineinhalb Jahre nach der ersten Operation in meine Praxis. Die Wunde nässte und blutete kontinuierlich. Auch mehrere Operationen und Antibiotikagaben brachten im Vorfeld keine Veränderung. Inzwischen hatte die Patientin sogar große Angst entwickelt, nochmals operiert zu werden.

Die Patientin nahm mehrere homöopathische Arzneimittel über einen Zeitraum von vier Wochen ein. Nach zwei Wochen kamen aus der Wunde zwei kleine Splitter heraus, danach heilte der Bereich schnell komplett ab und schloss sich vollständig. Die Fortsetzung der Behandlung beruhigte auch die Angst vor einer erneuten Operation.

Fallbeispiel 3 – Empfindungsstörungen nach Schnittverletzung

Große und tiefe Schnittverletzungen, zum Beispiel nach Verletzungen mit Scherben, können langanhaltende chronische Beschwerden verursachen. Neben Schmerzen bzw. Wetterfühligkeit bereiten insbesondere die Nerven mit einschießenden Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühlen Probleme.

Auch Jahre nach einer solchen Verletzung kann die Gabe unter anderem von Hyperikum eine Verbesserung der Symptome bringen. Je schwerer die Verletzung ist und je länger dieser Zustand bestand, umso mehr Zeit braucht es, bis eine deutliche und anhaltende Verbesserung eintritt. In manchen Fällen kann sich die Taubheit allerdings nicht vollständig zurückbilden, dies trifft insbesondere auf sehr tiefe Schnitte zu.

Fallbeispiel 4 – rezidivierende Schmerzen nach Skiunfall

Manche Sportunfälle wie die Verdrehung von Gelenken bei Skiunfällen sind nach einiger Zeit der Genesung zunächst beschwerdefrei. Im Lauf der konstitutionellen Behandlung, Überlastung oder nach erneuter Traumatisierung können sich solche alten Verletzungen wieder aktivieren und bereiten Probleme.

Die Befragung des Patienten ergibt schnell, dass dieses Gelenk schon einmal verletzt war. In solchen Fällen gebe ich die homöopathischen Arzneimittel, die die ursprüngliche Verletzung gebraucht hätte mit Erfolg. Die Symptome können oft nach einer längeren Erstreaktion abklingen sowie vollständig und dauerhaft verschwinden.

Fazit: Homöopathie bei alten Verletzungen

In allen Beispielen liegt eine frühere Verletzung als Ursache zugrunde. Je schwerer die Strukturen betroffen sind, umso schwieriger gestaltet sich der Heilungsprozess und Bedarf manches Mal auch anderer homöopathischer Arzneien, um eine Veränderung zu bewirken. Und doch führt nicht jede Behandlung zum gewünschten Erfolg, in einigen Fällen sind die Nerven so schwer geschädigt, dass der Körper sich nicht mehr selbst heilen kann. Die Auswahl der Arzneimittel, Potenzen und die Anzahl der Wiederholungen erfordern in jedem Fall Feingefühl und Erfahrung und sollten daher durch einen erfahrenen Homöopathen erfolgen.

 

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Dieser Beitrag wurde von Dr. Martina Hanner, Tutorin der Ausbildung Klassische Homöopathie im Fernlehrgang, verfasst.