Wenn Liebe zur Last wird – emotionale Abhängigkeit erkennen und überwinden: Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum wir in Beziehungen manchmal mehr geben, als wir eigentlich sollten und uns trotzdem nicht wirklich frei fühlen? Gerade in der besinnlichen Zeit rund um die Feiertage, wenn Familie und Partnerschaft im Mittelpunkt stehen, fällt uns oft auf, wie eng unsere emotionalen Verbindungen wirklich sind. Doch was, wenn diese Verbindungen zur Belastung werden?
In diesem Blogbeitrag nehmen wir die spannende, aber oft auch schmerzhafte Dynamik der emotionalen Abhängigkeit unter die Lupe. Was genau steckt hinter diesem Begriff? Wie entstehen solche Abhängigkeiten? Welche Anzeichen gibt es? Und vor allem: Wie können Sie sich davon befreien und wieder zu sich selbst finden? Denn Liebe sollte uns nicht belasten, sondern tragen und stärken.
Was bedeutet emotionale Abhängigkeit?
Emotionale Abhängigkeit kann als einseitige Abhängigkeit von einem oder mehreren Personen gesehen werden. Dabei entwickeln die Betroffenen starke Verlustängste. Um diese Ängste zu überwinden und zu kompensieren, stellen sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurück und kümmern sich nur um jene Person bzw. Personen. Das Leben wird komplett nach ihnen ausgerichtet. Sie würden alles für diese tun und verlieren sich selbst darin.
Durch dieses „Kümmern“ erhoffen sich die Betroffenen, dass ihr Gegenüber sie anerkennt, und dadurch können Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen kompensiert werden. Die emotionale Abhängigkeit kann man somit beschreiben als das Bedürfnis, geliebt zu werden. Liebe zählt zu den normalen Grundbedürfnissen, die jeder Mensch hat, genau wie Essen, Schlafen und Sicherheit.
Die bekanntesten Formen von emotionaler Abhängigkeit sind jene in:
- Beziehungen (häufigste Form),
- Familien und
- Freundschaften.
Was sind die Ursachen?
Jeder Mensch ist unterschiedlich und entwickelt sich individuell. Es gibt jedoch ein paar Ursachen, die eine emotionale Abhängigkeit begünstigen.
1. Verlustangst
Ängste können sich auf vielfältige Weise äußern, den Alltag eines Menschen stark beeinträchtigen und seine Handlungsfähigkeit einschränken. Verlustangst zeigt sich beispielsweise in:
- Schwierigkeiten, eigenständige Entscheidungen zu treffen,
- einem überstürzten Aufbau von Bindungen bis hin zur Selbstaufgabe,
- einer ausgeprägten Empfindlichkeit gegenüber Kritik,
- einem übermäßigen Bedürfnis, anderen zu gefallen, wodurch die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden,
- einer intensiven Angst vor Verlassenwerden
- und einem klammernden Verhalten in Beziehungen.
2. Glaubenssätze, die in der Kindheit entstanden sind
Glaubenssätze sind individuelle Meinungen, die etwas einen Wert und eine Bedeutung geben. Sie sind das Ergebnis von Erfahrungen, Werten, Erziehung sowie übernommenen familiären und gesellschaftlichen Prägungen. Sie werden im Alltag immer wieder bestätigt und so zu der eigenen Realität. Glaubenssätze können unser Handeln und Leben beeinflussen. Unser gesamtes Sein beruht auf den Glaubenssätzen und wir werden jederzeit auch unterbewusst davon beeinflusst. Beispiele solcher Glaubenssätze sind:
- „Ich schaffe das nie.“
- „Ich bin dumm.“
- „Ich bin wertlos.“
3. Geringes Selbstbild und niedriges Selbstvertrauen
Durch ein niedriges Selbstbild und Selbstvertrauen wird der Partner idealisiert. Weshalb die Bestärkung des Selbst nur bei dem anderen gesucht wird. Dies kann für die Personen sehr anstrengend und abschreckend sein.
Symptome von emotionaler Abhängigkeit
- Verlustangst, die sich in panikartigen Attacken äußern können
- einseitige intensive Beziehung
- intensive negative Gefühle, wenn der Partner weg ist
- gefallen wollen, um jeden Preis
- Kritik kann nicht angenommen werden
- eigene Wünsche und Bedürfnisse werden ignoriert
- geringes Selbstbild und Selbstvertrauen
- klammerndes Verhalten
- Entzugserscheinungen, wenn der Partner nicht anwesend ist
- Probleme, allein zu sein
Auswirkungen von emotionaler Abhängigkeit
Sollten sich Partner, Familienmitglieder oder Freunde zu sehr eingeengt fühlen und sich von den betroffenen Menschen trennen, kann dies tiefen Kummer hervorrufen und den Betroffenen schwer treffen. Es kann sich daraus auch eine Depression entwickeln. Auch können durch die Verlustängste starke Panikattacken ausgelöst werden. Die betroffenen Personen versuchen alles, um den anderen an sich zu binden. Dies schränkt die Freiheit der Partner, Freunde oder Familienmitglieder sehr ein.
Wie löse ich mich aus der emotionalen Abhängigkeit?
- Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse wahr und erfüllen Sie diese.
- Lassen Sie Freundschaften wieder aufleben und pflegen Sie diese (z. B. Kaffee trinken mit Freunden, Unternehmungen, Kino).
- Achten Sie auf eine klare Kommunikation und setzen Sie Grenzen.
- Setzen Sie sich eigene Ziele und verfolgen Sie diese.
- Vertrauen und lieben Sie sich selbst.
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Dieser Beitrag wurde von Saskia Ewers verfasst. Sie ist zertifizierte Psychologische Beraterin, Kinder-, Jugend- und Familienberaterin, Schematherapeutin und Entspannungspädagogin, Pädagogische Fachkraft in der Inklusion sowie Dozentin und Qualitätsmanagementbeauftragte der Deutschen Heilpraktikerschule Mülheim/Ruhr.