Co-Abhängigkeit: Was ist mit den Angehörigen von Suchtkranken?

Co-Abhängigkeit: Was ist mit den Angehörigen von Suchtkranken?

Co-Abhängigkeit: Was ist mit den Angehörigen von Suchtkranken?

Co-Abhängigkeit: Was ist mit MIR, wenn jemand in meiner Nähe ein Suchtproblem hat? Egal ob es ein Drogen-, ein Medikamenten- oder ein Alkohol-Problem ist, dies sind Krankheiten, von denen Menschen in der Umgebung des Süchtigen mitbetroffen sind. Durch ihr Tun oder auch Nicht-Tun erhalten Familienangehörige, Freunde oder auch Chefs ungewollt die Abhängigkeit einer anderen Person aufrecht. Manchmal wird finanziell unterstützt, dann wieder am Montagmorgen beim Arbeitgeber angerufen mit einer Erklärung, warum er oder sie nicht arbeiten kommen kann. Die Freunde wollen sich nicht einmischen und halten ihre Meinung zurück, damit es nicht zum Streit kommt. Oder es ist sogar der behandelnde Arzt, der schon seit Jahren oder Jahrzehnten den Wünschen der Abhängigen nachkommt, indem er immer wieder Rezepte ausstellt für Medikamente, die schon viel zu lange eingenommen werden. Co-Abhängige brauchen oft selbst sehr viel Unterstützung, evtl. sogar eine eigene Therapie, um die Mechanismen des Miteinander zu durchschauen. Häufig sind sie mit der Zeit auch selbst in die Abhängigkeit von Drogen, Medikamenten oder Alkohol geraten.

Sich eigene Fragen stellen

Wer das Gefühl hat, co-abhängig zu sein, kann sich zunächst einmal folgende Fragen stellen:

  • Finde ich Entschuldigungen und Erklärungen für das Trinken oder Suchtverhalten des anderen?
  • Versuche ich den Schein zu wahren?
  • Vertusche ich gegenüber anderen, was bei uns wirklich los ist?
  • Meide ich die Gesellschaft von Freunden oder anderen Menschen, damit ich niemandem etwas erklären muss?
  • Bezahle ich nicht nur meine Rechnungen, sondern auch die eines Alkoholikers?
  • Habe ich schon einmal Drogen weggeworfen oder Alkohol weggeschüttet?
  • Mache ich dem anderen Vorwürfe oder streiten wir, dass er oder sie zu viel trinkt oder zu viel Geld für die Sucht ausgibt?

3 Phasen der Co-Abhängigkeit

Zu Beginn, in der Beschützerphase, gibt es noch Hoffnung. Die Größe des Problems wird noch nicht umfassend erkannt, vieles wird noch entschuldigt. In der Kontrollphase wird sich bereits um die Aufgaben des Betroffenen z.B. im Haushalt gekümmert, ihm oder ihr viel abgenommen. Bis schließlich in der Anklagephase Aggressionen, Streits oder Beschimpfungen an der Tagesordnung sind. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, eine Entscheidung für das eigene Leben zu treffen.

Jeder kann nur sich selbst ändern

Durch Co-Abhängigkeit wird der Leidensdruck des Süchtigen gemindert, gleichzeitig aber auch seine Krankheit verlängert. Sich klarzumachen: „ICH halte das Kiffen oder das Trinken am Leben“ kann ein erster Schritt sein auf dem Weg, sich Hilfe zu suchen. In einer Therapie oder Selbsthilfegruppe wie bei Al-Anon für erwachsene Angehörige oder bei Alateen für Jugendliche ist es möglich, sich selbst besser zu verstehen: „Warum tue ich das?“ Am Anfang steht die Akzeptanz für die Krankheit. Hier gibt es aber auch Raum, sich die eigenen Gefühle anzusehen, besonders Wut oder Schuldgefühle. Und dann Grenzen setzen lernen und Schritt für Schritt wieder mit den eigenen inneren Werten in Würde leben. Für die Krankheit des anderen einen neuen Blickwinkel finden.

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Dieser Beitrag wurde von Dr. rer. nat. Bettina Klingner verfasst. Sie ist Dozentin für die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Aschaffenburg.

 

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