Cantharidenpflaster

Cantharidenpflaster

Das Cantharidenpflaster – der „weiße Aderlass“

Ausleitungsverfahren gehören zu einer modernen Heilpraktiker-Praxis wie selbstverständlich dazu. Häufig wird baunscheidtiert oder auch geschröpft, doch ein Verfahren ist (leider zu unrecht) oftmals unterrepräsentiert – das Cantharidenpflaster.

Schade, denn das Cantharin ist stark durchblutungsfördernd und kann somit über die Haut eine enorme Heilkraft erzielen. Bereits Paracelsus räumte dem Cantharidenpflaster eine hohe Bedeutung ein „wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und ausleeren. Wo sie dies nicht selbst fertig bringt, dort lasse man diese über die Haut heraus.“

Doch nicht nur Heilpraktiker, auch erfahrene Ärzte wenden es an. So z. B. Professor Dr. med. F. Herget, ehem. Leiter des Funktionsbereiches Schmerztherapie der Universität Gießen, welcher die Vesikation (“Blasenbildung“) mit Cantharidenpflastern bei chronisch schmerzhaften Gelenkerkrankungen verordnete.

Der Wirkstoff Cantharidin wird aus Weichkäfern (Cantharidae), v.a. der Spanischen Fliege gewonnen. Die auf dem Pflaster befindliche Paste wirkt mit ihrem Reizgift blasenbildend. Die Blasenbildung setzt nach einigen Stunden Einwirkzeit ein. Die Patienten merken meist selbst, wann es soweit ist. Sie geht einher mit einem leichten Brennen und Ziehen in der Haut. Je länger das Pflaster auf der Haut verbleibt, umso größer ist die Blasenbildung und umso effektiver die Therapie. Die Blasen füllen sich mit Lymphflüssigkeit, der Abtransport von Schadstoffen wird angeregt, die Nährstoffversorgung durch einer erhöhte Durchblutung verbessert, Schmerzmediatoren abgeleitet.

Besonderheiten der Therapie

Die lymphehaltige Blase wird steril punktiert oder am unteren Wundpol aufgeschnitten. Die Flüssigkeit wird abgelassen. Manche Heilpraktiker injizieren Ihren Patienten noch 1-2 ccm der Flüssigkeit in den Gesäßmuskel, um eine zusätzliche Stoffwechselanregung zu erreichen und so die Abwehrkräfte zu mobilisieren.

Die Blasenhaut wird nicht entfernt, sondern mit einer sterilen Wundauflage (Gaze) abgedeckt. Nach der Anwendung kann es bei empfindlichen Menschen zu einer bräunlichen Pigmentierung der Haut kommen. Diese vergeht zumeist innerhalb einiger Wochen vollständig.

NICHT angewendet werden darf das Pflaster bei bestehenden Blasen- und Nierenreizungen, auch geschädigte oder sehr sensible Haut schließt die Anwendung aus. Generell darf es niemals auf Schleimhäuten oder im Bereich der Nieren aufgeklebt werden.