Hat Opi oder Omi jetzt eigentlich Alzheimer oder Demenz? Das fragen sich viele Menschen und die Antwort ist ganz einfach: Sie haben beides. Denn Alzheimer ist eine Form von Demenz.
Aber es gibt auch noch andere Demenzformen. Bei der Unterscheidung schauen wir, was da noch ist. Aber von Anfang an …
Alzheimer oder Demenz – allen gemeinsam ist die Symptomatik
Eine Demenz zeichnet sich aus durch die Hauptsymptome Gedächtnis- und Orientierungsstörungen.
Beim Gedächtnis ist der Prozess betroffen, mit dem etwas abgespeichert wird. Das heißt, das Langzeitgedächtnis ist vorhanden und die Patient*innen können auch – zumindest zu Beginn der Demenz – darauf zurückgreifen. Dann erzählt Omi fröhlich, dass sie sich im Krieg die BHs selbst genäht hat und wie sie Opa kennen gelernt hat. Das Kurzzeitgedächtnis funktioniert hingegen nicht mehr gut. Der Schlüssel wird beim Auspacken der Einkäufe im Kühlschrank vergessen. Namen von Bekannten gehen verloren und das Datum ist als Rentner ja sowieso nicht mehr so wichtig.
Wenn sich dann ein*e Patient*in verläuft und nicht mehr weiß, wo er wohnt oder wohin er gehen wollte, dann geht die Orientierung noch weiter verloren. Nach Zeit und Ort können Demenz-Patient*innen später auch Situationen nicht mehr einordnen. Ist der Mann im weißen Kittel ein Bäcker, ein Maler oder ein Arzt??? Und am Ende vergessen sie, wer ihre Kinder sind oder wie sie selbst heißen.
Diagnose der Grunderkrankung
Wenn die Symptome bestehen und ein*e Patient*in zwischen 50 und 60 Jahren und damit im „richtigen Alter“ für eine dementielle Erkrankung ist, dann wird zunächst nach einer Grunderkrankung gesucht. Das können frühere Infektionen sein wie:
- Syphilis
- das AIDS zugrunde liegende HI-Virus oder
- die Prionen-Krankheit Creutzfeld-Jakob, auch Humane Spongiforme Enzephalopathie (HSE) genannt, ein menschliches Äquivalent des Rinderwahns BSE.
Diese Krankheiten müssen durch eine Laboranalyse abgesichert werden. Auch neurologisch sollte der Arzt suchen:
- Liegt eine Multiple Sklerose (MS) oder
- eine Epilepsie vor?
Auch diese beiden Erkrankungen können am Ende zu Demenz führen.
Oder hatte der/die Patient*in schon einen oder mehrere Schlaganfälle, dann liegt eine vaskuläre – die Gefäße im Gehirn betreffende – Demenz vor.
Bei einer Beteiligung des frontotemporalen Lappens des Gehirns kann es zu Morbus Pick kommen, dann verlieren die Patient*innen außer ihrem Gedächtnis und der Orientierung auch noch das soziale Benehmen. Sie reden anzüglich mit Pfleger*innen oder Familienangehörigen, driften ab ins Sexuelle oder benehmen sich wie Schwein (Eselsbrücke: Morbus „Pig“) beim Essen oder Trinken. Weitere Erkrankungen können im Endstadium zu einem dementiellen Syndrom führen, dieser Ausdruck wird oft als Synonym für eine Demenz verwendet.
Morbus Alzheimer ist eine Ausschlussdiagnose
Haben der Hausarzt, der Neurologe und das Labor ausgiebig gesucht und nichts gefunden, dann bleibt Morbus Alzheimer als Diagnose. Vielleicht gibt es in der Familie schon frühere Fälle von Demenz. Frauen sind häufiger betroffen als Männer und die tatsächliche Ursache ist bisher unbekannt.
Zwei Proteine stehen im Verdacht, Alzheimer auszulösen:
- Das Beta-Amyloid
- und das Tau-Protein.
Beide Proteine können im Gehirn verklumpen und bilden dann sogenannte Alzheimer Plaques. Der Nachweis der Plaques kann bei lebenden Patient*innen mit bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT erfolgen. Und auch ein Neurotransmitter scheint beteiligt zu sein, die Ausschüttung von Acetylcholin ist vermindert.
Progredienter Verlauf
Diese Krankheit ist nicht zu heilen, sie verläuft, immer schlechter werdend, progredient. Aus Phase 1 der Alzheimer-Krankheit mit Amnesie und Orientierungsstörungen geht es in 2 weitere Phasen: In Phase 2 kommt es zu Apraxie, die Patient*innen können die alltägliche Praxis nicht mehr bewältigen. Sie halten den Kamm in der Hand und wissen nicht mehr, wie man die Haare damit kämmt. Ein Standard-Test hierfür ist der Mini Mental State Test mit zum Beispiel dem Uhrentest, in dem sie aufgefordert werden, eine Uhr mit einer bestimmten Uhrzeit aufzuzeichnen. Oder ein Blatt Papier falten. Für gesunde Menschen sind dies Kleinigkeiten, aber für Demenz-Patient*innen ist so etwas nicht mehr möglich.
Die Behandlung erfolgt symptomatisch
Da die Ursache nicht klar ist, kann diese auch nicht behandelt werden. Es gibt Medikamente, die die Gedächtnisfähigkeit stärken, hierzu gehören in der Naturheilkunde die Ginkgo-Präparate. Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) scheinen die Krankheit zu verzögern – auch hier wird aktuell geforscht.
Am besten sollten Patient*innen jedoch möglichst aufgefordert werden, sich am Familienleben oder in ihrem eigenen Haushalt zu beteiligen. Sowohl Praxis als auch der Sinn solcher Tätigkeiten sind wirksam. Wichtig ist es auch, das Heim so um- oder auszurüsten, dass Stürze möglichst vermieden werden. Hierfür werden von Ergotherapeuten auch häufig die Angehörigen geschult. Und alles, was die Aufmerksamkeit fördert, ist ebenso hilfreich. Essen in eindeutigen und unterschiedlichen Farben wie Grün und Rot macht Alzheimer-Patient*innen gleich viel mehr Spaß. Aber aufzuhalten ist die Krankheit leider bisher nicht.
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Dieser Beitrag wurde von Dr. rer. nat. Bettina Klingner verfasst. Sie ist Dozentin für die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule Aschaffenburg.
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