Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen – Inklusion beginnt mit Haltung: Am 3. Dezember wird weltweit der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen begangen – ein Anlass, der nicht nur auf Barrieren im Alltag aufmerksam machen soll, sondern auch auf die Vielfalt, Lebensrealitäten und Rechte der rund 7,8 Millionen schwerbehinderten Menschen in Deutschland. Als Deutsche Heilpraktikerschule möchten wir diesen Tag nutzen, um für mehr Sensibilität, Respekt und Aufklärung zu werben – sowohl in der Gesundheitsbranche als auch im täglichen Miteinander.
Wer sind Menschen mit Behinderungen?
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Stand 2022) sind rund 9,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland schwerbehindert – das bedeutet, sie haben einen festgestellten Behinderungsgrad von mindestens 50. Auffällig: Die meisten Behinderungen entstehen nicht etwa durch Unfälle oder Geburtskomplikationen, sondern entwickeln sich im Laufe des Lebens – insbesondere im höheren Alter.
So sind über 45 Prozent der schwerbehinderten Menschen zwischen 55 und 74 Jahren alt, weitere 34 Prozent sogar über 75 Jahre. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren machen hingegen nur knapp 3 Prozent aus.
Ursachen und Formen von Behinderungen
Rund 90 Prozent der schweren Behinderungen sind krankheitsbedingt. Nur ein sehr kleiner Teil geht auf Unfälle, Berufskrankheiten oder angeborene Ursachen zurück. Besonders häufig sind körperliche Einschränkungen – etwa durch Erkrankungen der inneren Organe, des Bewegungsapparats oder der Sinnesorgane. Geistige oder seelische Behinderungen betreffen etwa 14 Prozent der schwerbehinderten Menschen.
Diese Zahlen zeigen: Behinderung ist kein Randthema – sie betrifft viele, vor allem im späteren Lebensabschnitt. Umso wichtiger ist ein respektvoller, informierter Umgang – sowohl im privaten wie auch im professionellen Kontext, etwa in der Naturheilpraxis.
Der Ton macht die Haltung: Wie wir respektvoll begegnen
Trotz der Allgegenwärtigkeit von Behinderungen herrscht im Alltag oft Unsicherheit im Umgang mit Betroffenen. Der Deutsche Knigge-Rat hat deshalb zehn Empfehlungen für ein respektvolles Miteinander zusammengestellt. Sie zeigen, wie mit kleinen Gesten und bewusstem Verhalten viel erreicht werden kann:
- Keine Angst vor Menschen mit Behinderungen: Menschen mit Behinderungen sind keine „Problemfälle“, sondern ganz normale Menschen mit vielen Facetten.
- Direkt ansprechen – nicht über sie hinweg: Personen mit Behinderung im Gespräch einbeziehen, nicht nur mit der Begleitperson sprechen.
- Hilfe anbieten – und dann abwarten: Es ist höflich, Hilfe anzubieten; wichtig ist aber, geduldig zu sein und das Angebot auch zurücknehmen zu können.
- Distanz- und Respektzonen wahren: Hilfsmittel wie Rollstuhl, Blindenstock usw. sind Teil der Person – nicht ohne Erlaubnis anfassen oder verändern.
- Sprachliche Sorgfalt walten lassen: Begriffe und Formulierungen sorgfältig wählen (z. B. „Mensch mit Behinderung“ statt „der Behinderte“).
- Gewohnte Redewendungen sind okay: Formulierungen wie „auf Wiedersehen“ oder „spazieren gehen“ sind in der Regel nicht das Problem.
- Die Begleitung ist nicht die Hauptperson: Wenn Übersetzer (z. B. Gebärdensprachdolmetscher) beteiligt sind ‒ der Mensch mit Behinderung steht im Mittelpunkt des Gesprächs.
- Blickkontakt herstellen – angemessen: Blickkontakt zeigt Respekt und unterstützt die Kommunikation (z. B. bei Hörbehinderung). Nicht in Babysprache sprechen.
- Keine plumpe Neugier – Small Talk mit Bedacht: Fragen wie „Warum haben Sie das?“ oder intensives Anstarren sind unangemessen. Die Behinderung ist nicht unbedingt Thema.
- Die Behinderung ist nur ein Merkmal von vielen: Menschen mit Behinderung sind nicht „nur“ behindert ‒ sie haben Interessen, Fähigkeiten, Rollen wie alle anderen auch.
Haltung zeigen – im Alltag und in der Heilpraxis
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen erinnert uns daran, dass Teilhabe ein Menschenrecht ist – und dass wir alle dazu beitragen können, diese Realität zu verwirklichen. Nicht mit Mitleid, sondern mit Offenheit, Respekt und dem Willen, zu lernen.
Lassen Sie uns gemeinsam an einer inklusiven Gesellschaft mitwirken – in der der Mensch im Mittelpunkt steht, nicht seine Einschränkung.
Quelle:
- https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/06/PD22_259_227.html;jsessionid=815D0E049F80B8CC4052E8836D132FC6.live721
- https://knigge-rat.de/menschen-mit-behinderungen-stehen-nicht-auf-mitleid-sondern-auf-manieren/
- https://www.der-querschnitt.de/broschuere-10-knigge-tipps-zum-respektvollen-umgang-mit-behinderten-menschen-49266






Dieser Beitrag wurde vom Team der Fernakademie verfasst.
