Erfahrungsbericht Depression – Teil 2: Diagnose, Herausforderungen und Selbstwahrnehmung

Erfahrungsbericht Depression – Teil 2: Diagnose, Herausforderungen und Selbstwahrnehmung

Erfahrungsbericht Depression – Teil 2: Diagnose, Herausforderungen und Selbstwahrnehmung: Nachdem ich die wie im 1. Teil dieser Beitragsreihe beschriebenen Symptome meiner Depression mit fachlicher Hilfe besser erkannt hatte, stellte sich die Frage: Wie gehe ich damit um? Der Weg zur Diagnose war alles andere als einfach und ich musste einige – vor allen Dingen innere – Hürden überwinden.

Mein Weg zur Diagnose

Es war ein unangenehmer Schritt aus meiner Egoperspektive betrachtet, aber schließlich nahm ich professionelle Hilfe an. Das erste Gespräch, die erste Anamnese, war für mich ein Brocken. Ich, die bislang immer stark nach außen wirkte und vieles allein bewältigen konnte. Es fiel mir schwer, offen über meine Gefühle und Erfahrungen zu sprechen, doch ich spürte, dass es notwendig war.

  • Anamnesegespräch: Ich sprach über meine anhaltende Niedergeschlagenheit, die Schlafstörungen, mein verändertes Gefühl zum Leben und die ständige Müdigkeit. Auch die Tatsache, dass ich meine eigenen Grenzen ignorierte, wurde thematisiert.
  • Beobachtung und Reflexion: Ein wichtiger Teil der Diagnose war die Selbstbeobachtung. Ich begann, meine Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen genauer zu reflektieren. Dieser Prozess half mir zu erkennen, dass meine Stimmungsschwankungen nicht einfach nur „schlechte Tage“ waren, sondern ein Zeichen für etwas Tiefergehendes. Dabei wurde mir klar, dass meine Reaktionen auf alltägliche Herausforderungen oft unangemessen intensiv waren.
  • Differenzialdiagnostik: Es war wichtig, andere mögliche Ursachen auszuschließen. So wurden organische Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen könnten, abgeklärt.

Herausforderungen bei der Diagnosestellung

Eines der größten Probleme, die ich hatte, war die Stigmatisierung. Ich wollte nicht als „schwach“ gelten und war lange Zeit der Meinung, dass ich alles alleine bewältigen müsste.

„Das schaffe ich alleine.“
„Ich brauche keine Hilfe.“
„Das geht von alleine wieder weg.“

Diese Haltung hat mich jedoch nur tiefer in den grauen Mantel der Depression gehüllt. Erst als ich bereit war, meine Situation anzuerkennen und Hilfe zu suchen, konnte ich den Weg zur Besserung einschlagen.

Ein weiteres Hindernis war meine eigene Wahrnehmung. Ich hatte Schwierigkeiten, zwischen normalen Stimmungsschwankungen und echten Symptomen zu unterscheiden. Oft redete ich mir ein, dass alles gar nicht so schlimm sei, bis es nicht mehr zu leugnen war.

Meine eigene Unsicherheit

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit meinem Therapeuten, in dem ich sagte: „Ich weiß nicht, ob ich wirklich depressiv bin oder einfach nur gestresst.“ Er half mir zu erkennen, dass diese Unsicherheit Teil der Krankheit war. Die Gespräche gaben mir Klarheit und waren der erste Schritt auf meinem Weg zur Heilung.

Dieser Beitrag wurde von einer an Depression erkrankten Person verfasst.

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