Erfahrungsbericht Depression – Teil 1: Ursachen und Erkennungsmerkmale: Depressionen sind eine Realitätsform, die viele von uns nur schwer begreifen können, bis sie uns selbst treffen. Ich selbst habe erlebt, wie eine mittelgradige Depression mein Leben verändert hat, und möchte hier meine Erfahrungen teilen, um anderen zu helfen, die Anzeichen dieser Erkrankung besser zu verstehen.
Was ist eine Depression?
Für mich begann die Depression nicht als klar erkennbares Problem, sondern eher wie ein schleichender Schatten. Es war mehr ein Gefühl von Machtlosigkeit. Ich fühlte mich oft niedergeschlagen und es war, als ob eine schwere Last auf mir lag, die ich einfach nicht abschütteln konnte. Die Welt, die mir früher Freude gemacht hatte, wirkte plötzlich grau und für mich in meiner Erlebenswelt nicht zu greifen. Es war, als ob die Farben und die Vielfalt meines Lebens schwinden würden.
Ursachen meiner Depression
Rückblickend sehe ich, dass meine Depression verschiedene Ursachen hatte:
- Biologische Faktoren: In meiner Familie gibt es schon depressive Erscheinungsformen und ich habe gelernt, dass auch mein eigenes chemisches Ungleichgewicht des Neurotransmitterhaushaltes im Gehirn eine Rolle spielen könnte.
- Psychologische Faktoren: Meine nicht produktiven Denkmuster, die ich lange ignoriert hatte, und mein geringes Selbstwertgefühl haben die Krankheit genährt. Frühe, nicht verarbeitete Erlebnisse haben sich über die Jahre angesammelt und mich schließlich eingeholt.
- Soziale Faktoren: Chronischer Stress, ein toxisches berufliches Umfeld und einseitige Beziehungen, in die ich mehr Energie gesteckt als wieder retour bekommen habe, haben mir den Rest gegeben. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt und bin über meine Grenzen gegangen, ohne auf meinen Körper zu hören.
Erkennungsmerkmale – so hat sich meine Depression gezeigt
Es dauerte eine Weile, bis ich wahrnehmen konnte, dass ich an einer Depression litt. Die Symptome waren allgegenwärtig, doch ich konnte sie nicht sofort einordnen:
- Anhaltende Niedergeschlagenheit: Ich fühlte mich ständig leer.
- Antriebslosigkeit: Selbst einfache Aufgaben fielen mir schwer und es kostete mich ungeheure Anstrengung, meinen Tag zu bewältigen.
- Schlafstörungen: Ich konnte oft nicht einschlafen, lag dann stundenlang wach und wälzte mich hin und her.
- Müdigkeit: Obwohl ich erschöpft war, fand ich keinen erholsamen Schlaf und er fühlte sich wie „schwarzer Schlaf“ an – absolut erholungsfrei. Es war ein Teufelskreis.
- Grenzenlosigkeit: Ich merkte nicht, wie sehr ich mich überlastete, bis mein Körper schließlich streikte.
Neben diesen persönlichen Erfahrungen gibt es eine Reihe weiterer Symptome, die bei einer Depression laut ICD-10-Diagnostik auftreten können. Es ist wichtig, diese zu kennen, damit sich mögliche Betroffene besser erfassen können:
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- verlangsamtes Denken und Reaktionsvermögen
- Appetitlosigkeit oder übermäßiges Essen
- Verlust des Interesses an Aktivitäten
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit
- Suizidgedanken
Somit hoffe ich, dass sich andere, die ähnliche Erfahrungen machen, besser wiedererkennen können. Es ist wichtig, sich einzugestehen, dass man Hilfe annehmen kann, und zu wissen, dass man nicht allein ist. Der schleichende Schatten der Depression umgibt viel mehr Menschen als man denkt.
Dieser Beitrag wurde von einer an Depression erkrankten Person verfasst.
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