Das Ohr – so klein und doch so große Wirkung

Das Ohr – so klein und doch so große Wirkung

Das Ohr – so klein und doch so große Wirkung

Die Ohrakupunktur (auch als Auriculo-Therapie bezeichnet) ist eine Diagnose- und Therapieform mit langer Tradition. Ihre Wurzeln reichen zurück bis ins Altertum zu Hippokrates (5. Jh. v. Chr.). Hinweise auf die Ohrakupunktur finden sich auch in 2000 Jahre alten chinesischen Schriften oder im alten Ägypten. Und sogar die Piraten früherer Zeiten kannten Einfluss und Wirkung bestimmter Punkte am Ohr auf den Körper: Ihre markanten goldenen Ohrringe wurden durch den „Augenpunkt“ gestochen, der die Sehkraft verbessern soll.

Historie und Herkunft

Im Ohr „steckt“ der ganze Mensch, erkannte vor gut fünfzig Jahren auch der französische Arzt Dr. Paul Nogier. Über einige seiner nordafrikanischen Patienten hatte er von einer traditionellen Behandlungsmethode gehört, bei der durch eine Behandlung am Ohr Rückenschmerzen verschwunden sein sollten.

So kam er zu der Erkenntnis, dass eine bestimmte Stelle am Ohr mit der Wirbelsäule verbunden sein muss und machte sich daraufhin an die Erforschung aller Körperentsprechungen am Ohr.

Das führte zur Entdeckung, dass die gesamte Ohroberfläche eine Reflexzone darstellt, auf die alle Organe des Körpers reagieren. In der Ohrmuschel sind die Reflexzonen der Körperorgane so angeordnet, dass sie das Bild eines auf dem Kopf stehenden Embryos ergeben. Dr. Nogier hat sein Konzept erstmals 1956 auf einem Akupunkturkongress vorgestellt.

Dies war die Geburtsstunde der modernen Ohrakupunktur.

Die hauptsächlichen Wirkungen entfalten sich auf den Gebieten:

  1. Schmerzbehandlung
  2. Suchtbehandlung
  3. Behandlung bei Stoffwechselstörungen
  4. Behandlung von Augenerkrankungen
  5. Behandlung von Allergien
  6. Muskelentspannende Wirkung
  7. Immunstimulierende Wirkung uvm.

Auch für die Diagnose sind diese Punkte hilfreich: Die Untersuchung der Ohrreflexzonen erlaubt eine genaue Aussage darüber, wo Schmerzen bestehen oder welche Organe des Körpers bei unklaren Beschwerden betroffen sind.

Der Mediziner fand heraus, dass nur die Punkte druckempfindlich waren, die einem krankhaft veränderten Teil des Körpers entsprachen. Diese Punkte wiesen eine andere Temperatur und einen anderen elektrischen Hautwiderstand auf. Das ist heute noch die Grundlage, um aktive und damit zu behandelnde Punkte aufzufinden: Mit Hilfe eines sogenannten Punktsuchgerätes können diese genauestens geortet werden, um sie anschließend mit Nadeln zu behandeln.

Wirkungsweise

Die Signale der Ohrakupunktur erreichen – im Gegensatz zur Stimulation der auf dem übrigen Körper befindlichen Akupunkturpunkte – direkt über eine kleinere Anzahl von Nervenschaltungen die zentralen Gehirnstrukturen. Damit erzielt die Ohrakupunktur sehr schnell eine Wirkung.

Eine Nadel zum Beispiel im Punkt des Kniegelenks fördert den lokalen Stoffwechsel in diesem Gelenk und vermindert oder beseitigt Schmerzen. Auch entzündliche Veränderungen werden beeinflusst. Neben diesen “lokalen” Punkten gibt es solche, die ausgleichend auf die Psyche wirken, und welche, die eine ähnliche Wirkung wie Medikamente haben – zum Beispiel hormonähnlich, entzündungshemmend, beruhigend.

Die Ohrakupunktur ist bei richtiger Anwendung und in der Hand eines geschulten Arztes oder Heilpraktikers nebenwirkungsfrei. Die Ohrakupunktur ist bei fachgerechter Durchführung nahezu schmerzfrei. Für die Behandlung werden spezielle dünne Ohr-Nadeln gesetzt, die Stichtiefe beträgt einen bis zwei Millimeter.

Sehr gut bewährt hat sich in der Ohrakupunktur aber auch das moderne Verfahren der Laserakupunktur, das ebenfalls eine hocheffektive und völlig schmerzfreie Weiterentwicklung der bisherigen Akupunkturtechniken (Nadelung) darstellt und der Nadelbehandlung in den verschiedensten Bereichen sogar überlegen sein kann (insbesondere bei Kindern und schmerzempfindliche Patienten).

Es gibt nur wenige Situationen, in denen die Ohrakupunktur nicht angewandt werden darf. Dies ist vor allem der Fall, wenn lokale Entzündungen am Ohr vorliegen oder die zu behandelnde Krankheit dringend eine Operation erfordert. Es können allerdings nach der Operation Nadeln gesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern.

Eine Akupunkturbehandlung umfasst meist acht bis zwölf Sitzungen über mehrere Wochen verteilt. Bei chronischen Erkrankungen können es auch mehr sein.

Anwendung und Kostenübernahme

In den letzten Jahren haben die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland zusammen mit Universitäten die Wirksamkeit von Akupunktur untersucht. Sie überprüften Hunderttausende von Behandlungen bei Kopfschmerzen, Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbel sowie arthrotischen Knieschmerzen. Das Ergebnis: Akupunktur ist erfolgreicher als die schulmedizinische Behandlung! Ihre Wirkung hält mindestens sechs Monate an.

40.000 Ärzte und 7.000 Heilpraktiker bieten in Deutschland Akupunktur an. Seit 2007 bezahlen alle deutschen gesetzlichen Krankenkassen gemäß einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses in Deutschland Akupunktur bei chronischen Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder in den Knien (Gonarthrose) im Rahmen einer Schmerztherapie. Die Behandlung von Kopfschmerzen durch Akupunktur wurde nicht in den Leistungskatalog aufgenommen. Alle anderen Akupunkturbehandlungen müssen ebenfalls selbst bezahlt werden. Viele private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten einer Akupunktur zur Behandlung von Schmerzen im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte, nach Einzelfallentscheidung auch für weitere Diagnosen.

Weitere Informationen

Am 14. Juni 2017 findet in Leipzig an der Deutschen Heilpraktikerschule zur Ausbildung Heilpraktiker für Naturheilkunde ein Infoabend mit dem Thema Ohrakupunktur statt.

Dieser Beitrag wurde von Maika Oechsel verfasst.

 

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