Wirbelsäulensyndrome ‒ Ursachen, Beschwerden und Therapie: Früher war alles besser! Nein, früher war alles anders! Früher gab es Begriffe wie Hexenschuss, Schleudertrauma, steifer Nacken, Schulter-Arm-Syndrom, Kreuzschmerzen oder kurz: „Ich habe Rücken oder Ischias.“ Heute werden bei all diesen Erkrankungen bzw. Schmerzen die Sammelbegriffe Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom), Brustwirbelsäulensyndrom (BWS-Syndrom) oder Lendenwirbelsäulensyndrom (LWS-Syndrom) benutzt. Jedes dieser Wirbelsäulensyndrome beschreibt eine Vielzahl von Erkrankungen und Beschwerden in dem entsprechenden Bereich.
Wirbelsäulensyndrome im Überblick
HWS-Syndrom
Die Ursachen des HWS-Syndroms reichen von nachweisbaren Veränderungen z. B. an der Wirbelsäule bis zu Verspannungen und Verhärtungen der Muskulatur oder Verklebungen der Muskelfaszien.
Die Beschwerden allerdings können noch vielfältiger sein. Sie erstrecken sich von Schmerzen der Muskulatur über Bewegungseinschränkungen hin bis zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Ausfallerscheinungen in den Armen. Sogar der Tinnitus kann seine Ursache im HWS-Syndrom haben.
BWS-Syndrom
Auch beim BWS-Syndrom können degenerative Erkrankungen der Brustwirbelsäule (z. B. Osteoporose, Arthrose) und auch Muskelveränderungen wie etwa rheumatische Erkrankungen oder die Fibromyalgie Ausgangspunkt für Schmerzen und Beschwerden sein.
Ebenso wie beim HWS-Syndrom sind Verengung des Rückenmarkkanals (Spinalkanalstenose) oder Bandscheibenleiden Hintergrund für starke Schmerzen im Brustwirbelbereich. Nicht nur Schmerzen im Bereich des Rückens, sondern auch im Bereich des Herzens oder der Rippen können auf ein BWS-Syndrom hinweisen. Hier müssen jedoch Erkrankungen des Herzens oder der Lunge dringend von einem Arzt oder Heilpraktiker ausgeschlossen werden!
LWS-Syndrom
Wenn wir die Wirbelsäule fußwärts betrachten, erkennen wir, dass die Lendenwirbelsäule ein viel höheres Gewicht zu tragen hat als die Halswirbelsäule. Umso mehr sind hier Fehlhaltung, falsche Bewegung, gar keine Bewegung oder Fehlstellungen der Wirbelsäule und der angrenzenden Muskulatur belastend und krankheitsfördernd.
Wie bei den vorherigen Bereichen der Wirbelsäule sind auch hier u. a. Bandscheibenleiden, Osteoporose oder Arthrose als Ursache zu finden.
Ischiasnerv
Da sich der große Ischiasnerv aus Nervenwurzeln der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeins zusammensetzt, betreffen Veränderungen im Bereich der Lendenwirbelsäule nicht nur den Rücken, sondern können sogar zu starken Schmerzen oder Ausfallerscheinungen in den Beinen, Füßen und Zehen führen.
Die Therapie richtet sich immer nach der Diagnose. Daher ist es wichtig, bei allen drei Syndromen zu unterscheiden, ob es ein rein muskuläres Problem ist oder ob Anteile der Bandscheiben oder Rückenmarksnerven beteiligt sind.
Bei Einbeziehung von Rückenmarksnerven oder Bandscheiben kann ein operativer Eingriff indiziert sein, um zu verhindern, dass es zu dauerhaften Schäden kommt.
Ist die Wirbelsäule in sich verschoben, kann ein erfahrener Heilpraktiker nur mit seinen Händen ertasten, in welchen Bereichen eine Korrektur der Wirbelkörper bereits zur Linderung der Beschwerden führen kann. Diese Therapie nennt sich Dorn-Breuss-Methode.
Sind die Beschwerden muskulären Ursprungs, kann der Heilpraktiker auf eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten zurückgreifen wie:
- homöopathische Konstitutionstherapie
- Massagen
- Dorn-Breuss-Methode
- Wärmeanwendungen
- Neuraltherapie, bei der ein Lokalanästhetikum in die Haut injiziert wird
- Auflagen oder Umschläge mit Salben oder ätherischen Ölen
- Bewegungstherapie
- Entgiftung der Muskulatur und des Bindegewebes
- durchblutungsfördernde Maßnahmen
- Verringerung von psychisch belastenden Faktoren (Gesprächstherapie, Homöopathie, Bachblüten u. v. m.)
Fazit
Wirbelsäulensyndrome sind komplexe Beschwerdebilder, die unterschiedliche Abschnitte der Wirbelsäule betreffen und vielfältige Ursachen haben können – von muskulären Verspannungen bis hin zu degenerativen Veränderungen oder Nervenbeteiligungen. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um zwischen muskulären und strukturellen Problemen zu unterscheiden und die passende Therapie zu wählen. Während in schweren Fällen operative Eingriffe notwendig sein können, bieten sich bei funktionellen oder muskulären Ursachen zahlreiche ganzheitliche Behandlungsmöglichkeiten an – von manuellen Verfahren wie der Dorn-Breuss-Methode über Wärme- und Bewegungstherapie bis hin zu naturheilkundlichen und psychisch unterstützenden Ansätzen. Ziel ist stets, die Beweglichkeit zu verbessern, Schmerzen zu lindern und das körperliche sowie seelische Gleichgewicht wiederherzustellen.
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Dieser Beitrag wurde von Heike Wemhoff verfasst. Sie ist Inhaberin der Deutschen Heilpraktikerschule Münster.
