Was geben uns soziale Berufe zurück: Soziale Berufe gelten als zukunftssicher, vielseitig, bieten flexible Arbeitszeiten und wunderbare Möglichkeiten, mit Menschen zu arbeiten. Sie stärken die Autonomie und den sozialen Zusammenhalt und bieten Chancen für erfüllende Tätigkeiten mit gesellschaftlicher Bedeutung und mehr. Der 2024 für sein soziales Engagement mit dem KIT-Medienpreis geehrte Autor, Lebenscoach und Sozialarbeiter Maik Lindner berichtet aus der Praxis.
Das Geschenk der Motivation und Inspiration
Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meinem ersten sozialen Projekt als Alltagsbegleiter bei „Jung hilft Alt“ einer älteren Dame half, dem tristen Alltag ihres mausgrauen Altenheims zu entfliehen. Wie ihre Augen jedes Mal leuchteten, sie sich etwas schick machte, mit mir flirtete und hier und da in Erinnerung schwelgte, als sie noch jung, wunderschön und begehrenswert war.
Oder an eine 84-Jahrige, die meinte: „Was soll ich hier?“, da sie noch recht fit, sich nicht mit „alten Leuten“ umgeben wollte. Weshalb sie, mit Unterstützung ihrer Söhne, bald in eine kleine Wohnung umzog. Wo sie fortan glücklich lebte, und ihren kleinen Balkongarten pflegte – was mich inspirierte.
Das Geschenk der Selbsterkenntnis
Als ehemaliger Ayurvedatherapeut im Kurbetrieb war es andererseits wundervoll zu beobachten, wie Menschen gebeugt kamen und durch individuelle Behandlungen teils wieder aufrechtgingen. So wie viele Jahre später, in meiner Zeit als Streetworker. In der ich Dinge sah und erlebte, die ich nirgendwo sonst erlebte. Was mein Wissen und meinen Erfahrungsschatz unglaublich bereicherte.
Das Geschenk von Sinnhaftigkeit
Als selbständiger Lebenscoach, Seminarleiter und Entspannungstrainer war es für mich wiederum erfüllend mitzuerleben, wie problembeladene oder gestresste Menschen sich innerlich wandelten, Chancen ergriffen und ihr Leben in Richtung Würde und Sinnhaftigkeit transformierten. Wodurch ich mit jedem Individuum auch selbst wieder ein Stück weit wuchs, daraus etwas lernte und dieses Wissen dann wieder weitergab.
Das Geschenk des inneren und äußeren Wachstums
Arbeit mit Menschen war also auch immer Wachstum und Bereicherung für mich, gab nicht nur anderen Impulse, sondern auch mir. Egal mit welcher Art Trauma, Schmerz oder Sinnsuche ich konfrontiert wurde.
Das Geschenk von Respekt und bedingungsloser Liebe
Das größte Geschenk bestand jedoch darin, jeden anzunehmen und zu respektieren, so wie er ist. Also bedingungslos ohne Werturteile zu lieben, so wie die Natur uns annimmt und liebt. Diese Zuwendung öffnet gebrochene Herzen, wird erwidert, fließt zurück und richtet Menschen wieder auf. Und zieht weitere Kreise, in einer Zivilisation, der es meist nicht an Wissen, sondern an Emotionen mangelt. Wie hatten es doch einige rebellische Punks und Hausbesetzer eines Abrisshauses formuliert, die mich als Streetworker-Referent in ihre bescheidene Hütte einluden: „Endlich einmal jemand, bei dem man sich nicht mies und dreckig fühlt.“
Das Geschenk der Menschenwürde
Das Geschenk der Menschenwürde ist also etwas, das soziale Berufe auf beeindruckende Weise zurückgeben können. Wenn man offen ist, sich auf diese individuell unterschiedliche „Nähe“ einzulassen und lernt, nicht mitzuleiden, sondern mitzufühlen. Was im emotionalen Miteinander wichtig ist. Ich erinnere mich hier noch gut an meinen ersten Tag als einfacher unzertifizierter Pflegehelfer in einem großen Krankenhaus, wo ich mir auf meiner Station auch Zeit für die Patienten nahm. Woraufhin am ersten Tag Belobigungen beim Stationsleiter eingingen. Was für einen wunderbaren neuen Pfleger man doch jetzt habe. Während eine examinierte Schwester zugab: „Ja, wir müssten alle mehr Zeit für die Patienten haben.“ Was sie bedauerte, da Krankenhäuser auch Wirtschaftsunternehmen sind.
Das Geschenk einer größeren Vision
So geben soziale Berufe neben beruflichen Qualifikationsmöglichkeiten und einem sicheren Einkommen unglaublich viel zurück. Darunter sogar die Möglichkeit, aktiv an einer größeren Vision gelebter Menschlichkeit mitzuwirken, in einer Welt, die durch Technologie, KI, Digitalisierung usw. immer mehr an Menschlichkeit verliert, wie Experten mahnen.
Quellen:
- https://marjorie-wiki.de/wiki/Netz_innovativer_Bürgerinnen_und_Bürger_NiBB
- https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/handynutzung-bei-kindern-hirnforscher-schlaegt-alarm,hirnforscher-100.html
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Dieser Beitrag wurde von Maik Lindner verfasst. Er lebt am Starnberger See, arbeitet im sozialen und gesundheitlichen Bereich und ist Sachbuch- und Blogautor.