Ein Text von Heilpraktiker Martin Zwiesele. Dozent der Fachausbildung Phytotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule in Leipzig.
Superfood – von A wie Alge bis S wie Spirulina
Superfoods sind heutzutage im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. In der Regel bezeichnet dieser Begriff für uns “exotische” Pflanzen, die in ihrem Herkunftsgebiet als Nahrungsmittel verwendet und wegen ihrer speziellen Qualitäten auch als Heilmittel eingesetzt werden können. Klassische Beispiele für entsprechend gehypte Superfoods wären die Spirulina oder Chlorella Algen, Chiasamen, Cranberries, Gojibeeren, aber auch Kakaobohnen oder Avocados gehören dazu. Und als maßvolle Ergänzung unseres “täglichen Brotes” sind sie auch nicht zu unterschätzen.
In unserer täglichen Ernährungsweise sind wir gewohnt, dass das Essen, welches wir uns regelmäßig zu Gemüte führen, teilweise wenig von dem “Lebensmittel” hat, welches die Nahrung idealerweise darstellen könnte. Zu viel ist zerkocht oder durch andere Zubereitungs- oder Konservierungsmaßnahmen seiner Lebendigkeit entfremdet bzw. als konventionelles Gemüse unter Einsatz von Düngemitteln auf ausgelaugten Böden hochgezogen worden. Nahrungsmitteln werden deshalb zunehmend Vitamine oder Spurenelemente zugesetzt, um sie aufzuwerten. Nahrungsergänzungsmittel haben Hochkonjunktur. Wir haben vielfach das Vertrauen in die Qualität unserer “normalen” täglichen Ernährung verloren.
Es geht mir also nicht darum, angesichts einer sich ausweitenden Entwicklung, unser Essen unter Laborbedingungen künstlich zu erschaffen, auch noch die Pflanzen madig zu machen, die uns gerade in Form eines Hypes der gesunden Lebensführung als besonders hilfreich angepriesen werden. Wenn Kiwis, Bananen, Mangos, Avocados oder Datteln für viele Menschen ganz normale Lebensmittel geworden sind, warum sich dann sträuben gegen die neueren der importierten segensreichen Gaumenfreuden? Ich will vor allem dazu ermuntern, einen kritischeren Blick zu schärfen auf den “ökologischen Fußabdruck” wie auch die sozialen Auswirkungen des massenhaften Anbaus von Superfoods infolge dieses Hypes. Manches Superfood benötigt unverhältnismäßig viele Ressourcen wie Wasser. Einige können je nach Herkunft mit Pestiziden belastet sein. Für die lokale Bevölkerung können durch die massenhafte Konsumbegeisterung bei uns dafür sorgen, dass bisher günstige gesunde Grundnahrungsmittel unerschwinglicher werden.
Einheimische Alternativen
Deshalb – warum in der Ferne schweifen, wenn das Gute wächst so nah? Eine sinnvolle Orientierung für den Großteil unserer Ernährung bildet die einfache Formel: möglichst frisch, lokal, saisonal und bio. Für viele aufwändig importierte Superfoods gibt es nämlich einheimische Alternativen. Die sind für uns als Konsument nicht nur ökologisch sinnvoller, sondern meistens auch wesentlich günstiger:
Glutenfreies “Getreide” wie Quinoa lässt sich durch Buchweizen wunderbar ersetzen, ebenso findet sich im heimischen Fuchsschwanz eine Alternative zu importiertem Amaranth.
Preiselbeeren klingen zwar nicht so chic wie Cranberries, beinhalten aber ähnliche Stoffe und können bei Blasenentzündungen und zur Stärkung des Immunsystems als Saft, frische oder getrocknete Früchte eingesetzt werden.
Gojibeeren müssen nicht importiert werden, da sie auch unter dem Namen Bocksdorn hier in Deutschland wachsen, ebenso lassen sich mit etwas Geduld die kräftigenden Schisandrabeeren hier anbauen.
Die teuren Chiasamen kann sich sparen, wer sich auf die einheimischen, nicht minder wertvollen Leinsamen konzentriert: wertvolle Fettsäuren, Schleim- und Ballaststoffe und zahlreiche Mineralien machen sie zu einer tollen Hilfe bei einer trägen Verdauung, Magensäureproblemen bzw. als nahrhafte Zutat in Müslis oder Ähnlichem. In eine ähnliche Richtung gehen auch Sesamsamen, Walnüsse, Hanfsamen oder die selbstgesammelten Brennnesselsamen. Kakaobohnen sind sicher eine sinnvolle Alternative zu zuckerreicher Schokolade, aber die u.a. darin enthaltenen Antioxidantien (“Radikalenfänger” als Krebsvorsorge) finden sich nicht nur in Rotwein, sondern in beträchtlichem Ausmaß auch in dunklen Früchten wie Heidelbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Holunderbeeren oder auch in roter Bete.
Überhaupt bieten neben heimischem Obst auch die meisten Gemüsesorten wie Kohlgewächse, Zwiebeln und Knoblauch eine wunderbare Quelle an kräftigenden Inhaltsstoffen, deren gesundheitsfördernde Bedeutung zum Glück auch wissenschaftlich immer besser untersucht wird, z.B. ist die krebshemmende Wirkung von Brokkoli inzwischen einwandfrei nachgewiesen. Generell haben Gemüse einen hohen Anteil an Wasser und Ballaststoffen, weshalb etwa eine Verdauungsförderung oder Blutdruck- und Blutzuckersenkung durch den regelmäßigen Genuss von Gemüse erreicht werden kann.
Zusätzlich dazu finden wir bei den wildwachsenden Kräutern und Gemüsen eine vergleichsweise wesentlich größere Menge an Bitterstoffen, Ballaststoffen, Mineralien und Spurenelementen.
weitere Informationen und Fachausbildung
Weitere Erkenntnisse darüber, die Verwendung von Wildpflanzen in der Küche wie auch der Heilkunde, sowie kulturgeschichtliche Hintergründe erfahren Sie bei meinen Pflanzenführungen. Termine finden Sie unter www.heilpraktiker-zwiesele.de.
Wer sich aus persönlichem oder professionellem Interesse noch tiefergehender mit den Hintergründen der Pflanzenheilkunde und den jeweiligen Heilpflanzen auseinander setzen will, findet sicher im Rahmen der Fachausbildung Phytotherapie an der Deutschen Heilpraktikerschule in Leipzig das Richtige. Ab Oktober diesen Jahres werden meine Kollegin Anke Döring und ich einen Jahreskurs anbieten, der über den Verlauf eines Jahres jeweils ein Kompaktwochenende pro Monat beinhaltet. Theoretisches Wissen über Pflanzeninhaltsstoffe, Heilpflanzenmonografien und die wesentlichen Indikationen sowie praktische Aspekte wie das Herstellen von Tees, Tinkturen, Wickeln oder auch die unmittelbare Begegnung mit den Pflanzen im Rahmen von Exkursionen bilden ein abgerundetes Gesamtprogramm. Weitere Informationen >>>
Termine zu Heilpflanzenveranstaltungen
Seien Sie also eingeladen, sich Appetit zu holen bei den folgenden Heilpflanzenveranstaltungen. (bei Interesse bitte Anmeldung an Martin Zwiesele, Tel.: 0157-30437755 oder per Email Naturheilkunde-Zwiesele@gmx.net)
19.08. Städtische Flora im Johannapark
Was sich bereits mitten in einem ganz normalen Park in der Innenstadt Leipzig an Pflanzen findet, werden Sie auf der Führung von 14-15:30 Uhr erfahren. Je nach Interesse der TeilnehmerInnen reicht das Spektrum von kulturgeschichtlichen Aspekten zu den Pflanzen über ihre heilkundlichen Qualitäten bis hin zu ihrer möglichen Verwendung in der Küche. Wir treffen uns an der Holzbrücke am Teich, die Kosten betragen 10€
20.08. Wildes & Ausgewildertes am Bahndamm
Was passiert, wenn eine frühere Bahnanlage lange Zeit sich selbst überlassen und damit durch die klassischen Pionierpflanzen renaturiert wird, kann am alten Bahndamm entlang des Lausner Weges in Kleinzschocher nachempfinden. Zusätzlich interessant ist diese Route außerdem durch die ausgewilderten Kulturpflanzen, die sich aus den nebenan liegenden Gärten ausgebreitet haben und ebenfalls ihren Platz zu behaupten wissen. Kulinarische Verwendungsmöglichkeiten stehen neben den heilkundlichen Qualitäten im Vordergrund, auch in Vorbereitung auf den zweiten Teil meiner Reihe “Kulinarisches mit Heilpflanzen” am selben Tag. Zeitraum von 10-12 Uhr, Treffpunkt ist die Ecke Schönauer Straße/Lausner Weg, Kosten sind 12€.
20.08. Sommerseminar Wildkräuterküche
In der zweiten Veranstaltung meiner Reihe KULINARISCHES MIT HEILPFLANZEN werden wir uns ebenfalls mit den saisonalen Wildpflanzen beschäftigen. Die Zubereitung und Verkostung einer Wildkräutersuppe, eines Salates, Pestos und verschiedener Tinkturen bildet die Grundlage der Veranstaltung. Die therapeutischen Kräfte der verwendeten Heilpflanzen werden ausführlich besprochen werden. Selbstverständlich stelle ich den TeilnehmerInnen ein ausführliches Skript zur Verfügung. Das Seminar findet statt von 14-17 Uhr im Praxishaus “Institut für alternative Möglichkeiten – IAM” in der Dieskaustr. 103 in Kleinzschocher. Unkostenbeitrag ist 30€.
Nach kurzer Sommerpause finden die Exkursionen des Heilpflanzenjahres 2017 ihren Abschluss und Höhepunkt mit …
16.09. Heilpflanzen vor der Haustür
Selbst wenige Schritte vor unserer Haustüre befindet sich eine reichhaltige Pflanzenlandschaft, die wir auf verschiedenen Ebenen erleben, nutzen und genießen können. Ich möchte Sie in die Meyerschen Häuser in Kleinzschocher einladen auf einen weiteren Spaziergang der grünen Art, um zwischen den rüstigen Jugendstilhäusern die Heilpflanzen zu unseren Füßen wahrzunehmen. Die Führung geht von 14-15:30 Uhr und beginnt vor dem Galeriecafé des Netzwerks älterer Frauen Sachsen in der Herrmann.-Meyer-Straße 38, die Kosten betragen 10€.
17.09. Herzpflanzen – Botanischer Garten
Die meisten von uns kennen die klassischen Herzpflanzen wie Fingerhut oder Maiglöckchen, die direkt auf den Herzmuskel wirken und die nur noch auf Rezept vom Arzt zu erhalten sind. In früheren Zeiten war die Sicht auf das Herz jedoch lange noch nicht so sehr auf den wichtigen Muskel beschränkt, der in unserer Brust wohnt. So galten verschiedene Herzpflanzen als heilsam, die wir heute nur noch im Bezug zu den Nerven, der Schilddrüse oder der Verdauung kennen. Ich möchte Sie einladen, mit mir Ihren Blick auf Pflanzen, die dem Herz gut tun können, zu erweitern. Und zwar von 14-16 Uhr, ausgehend von unserem Treffpunkt am Eingang Linnéstr. Bitte 12€ Unkostenbeitrag nicht vergessen.
17.09. Vortrag: das Herz auf allen Ebenen
Teilweise aufbauend auf der praktischen Exkursion will ich Ihre Perspektive auf das Herz bereichern: ausgehend von organischen und anatomischen Betrachtungen über naturheilkundliche und kulturgeschichtliche Ansätze bis hin zu psychologischen und spirituellen Sichtweisen wird Ihnen zwischen 19-21 Uhr ein rundes Bild geboten. Ich freue mich herzlich auf Ihr Interesse und eine rege Beteiligung. Einlass ist 18:30 Uhr im Praxishaus “Institut für alternative Möglichkeiten – IAM” in der Dieskaustr. 103. Die Kosten betragen 10€.
Neugierig geworden? Ich freue mich immer über interessierte Teilnehmer!
Kommentar verfassen