Philosophie im Alltag und Stärkung der Resilienz: Als Resilienz wird die „Widerstandsfähigkeit“ oder Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften bezeichnet, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Wie kann Philosophie dazu beitragen? Und wie hängt beides zusammen? Dieser Kurzbeitrag des Autors, Philosophen und Lebenscoachs Maik Lindner zeigt es.
Philosophie ist viel mehr als Lebenssinnsuche
Beim Begriff Philosophie denken viele Menschen oft nur an geistig kontemplierende Menschen, großartige Philosophen wie Platon (428–347 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.) oder eventuell bildhaft an das Fresco von Raphael Sanzio „Schule von Athen“ (siehe Abb.). Welche als Geburtsstätte der abendländischen Philosophie von Menschen gilt, die über „Gott und die Welt“ oder den Sinn des Lebens nachdenken. Was sich ebenso in der recht kopflastig-komplizierten Definition laut Duden des „Streben nach Erkenntnis über den Sinn des Lebens, das Wesen der Welt und die Stellung des Menschen in der Welt; der Lehre, Wissenschaft von der Erkenntnis des Sinns des Lebens, der Welt und der Stellung des Menschen in der Welt“ ausdrückt.
Abb.: Fresco des Malers Raphael Sanzio, gefertigt um 1509–1511
Passender und treffender ist hier vielleicht die einfache altgriechische Übersetzung und Bedeutung des Wortes philosophia als „Liebe zur Weisheit“. Womit wir mitten im Leben stehen, denn Weisheit erlangen wir alle. Ob wir Philosophen sind, Philosophie studierten, uns so nennen oder nicht.
Der Mensch als denkendes Wesen
Ich selbst würde Philosophie mit seinen zahlreichen Strömungen, welche Kerngebiete wie Logik, Ethik, Metaphysik, Erkenntnistheorie oder Wissenschaftstheorie umfassen, daher nicht unbedingt vom einfachen Menschsein trennen wollen. Da uns das Denken bereits in die Wiege gelegt ist und sie sich schon im Kleinkindalter mit all den löchernden Fragen eines Kindes, das die Welt verstehen will, zeigt. Vielmehr ist Philosophie für mich eine Brücke zum Verständnis des „Warum“. Und hier lässt sich Philosophie mühelos in den Alltag integrieren und als Werkzeug nutzen, um Krankheit, Krisen, Katastrophen oder schwierige Lebenssituationen (mittels Resilienz) besser zu meistern, zu überstehen oder sogar zu vermeiden, bevor all das überhaupt entsteht.
Ein Mensch, der Ursache und Wirkung versteht, wird weniger krank
Wenn wir beispielsweise Krankheit, Unwohlsein, körperliche Beschwerden, Unfälle oder Lebenskrisen bei der Wurzel (be)greifen wollen und nicht nur – wie es leider in unserer Welt oft praktiziert wird – Symptome behandeln oder Schmerzrezeptoren betäuben wollen, ist es wichtig, über die Ursachen davon zu philosophieren/nachzusinnen, um solche schmerzhaften Erfahrungen zu vermeiden und idealerweise gar nicht erst entstehen zu lassen.
Ein Beispiel für die Praxis
Wenn wir beispielsweise über die Statistik von 100.000 Zusammenstößen pro Jahr, 500 Toten und 25.000 verletzten Verkehrsteilnehmern durch Handytelefonate beim Autofahren in Deutschland philosophieren, könnten wir daraus, ohne selbst in dieser Situation gewesen zu sein, die Weisheit ziehen, dies lieber künftig zu unterlassen, rechts an den Streifen/Parkplatz zu fahren oder allen Bekannten mitzuteilen, dass man während der Autofahrt vorrübergehend nicht erreichbar ist. Dies würde die Konzentration im Straßenverkehr erhöhen, Unfälle und dadurch entstehendes Leid mindern, Geld sparen und Leben retten. Womit Philosophie unsere Fähigkeit gestärkt hätte, solche Situationen besser zu meistern. Natürlich ließe sich das mühelos auf jedes Lebensthema übertragen: Partnerschaft, Beziehungen, Fitness, Gesundheit, Krankheit, Lebenskrisen, Lebensziele, Beruf, Arbeit … Wenn wir durch Kontemplation/Philosophie verstehen, was uns krank macht und leiden lässt, können wir hier bewusst gegensteuern und dadurch unsere Lebensqualität erhöhen.
Philosophie im Alltag als Schlüssel zum körperlich-geistigen Wohlbefinden
Hoffnungsvoll stimmt, dass unsere Wissenschaftler die körperlich-geistigen Zusammenhänge für unser Wohlbefinden immer mehr begreifen. Und führende Zellbiologen wie Bruce Lipton äußern, dass sie anhand unserer Gedanken und Verhaltensweisen und der daraus entstehenden Wirkungen auf die Zellen, ziemlich treffsicher vorhersehen können, wann wir wo welche körperlichen Leiden bekommen. (Buchtipp: Bruce Lipton: Intelligente Zellen)
Oder die Kraft der Gedanken auch auf unser Altern oder unsere Gene immer mehr erforscht wird. Weshalb sogar Nobelpreisträger dazu raten, sich dessen bewusster zu werden. (Buchtipp: Prof. Blackburn: Der Telomer-Effekt – Die Entschlüsselung des Alterns) Womit wir den Kreis der Philosophie im Alltag und Stärkung der Resilienz schließen können und der Schlüssel in unsere Hände übergeben wird. So können wir uns mehr Zeit nehmen, um über wirklich wichtige und dringende Dinge nachzudenken oder uns einreden, keine Zeit dafür zu haben. Während Einstein als recht moderner Philosoph entgegnen würde, Zeit sei relativ, existiere nach unseren Vorstellungen nicht und sei lediglich Bewegung im Raum.
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Dieser Beitrag wurde von Maik Lindner verfasst. Er lebt am Starnberger See, arbeitet im sozialen und gesundheitlichen Bereich und ist Sachbuch- und Blogautor.
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