Humor und Lachen in der Psychotherapie: „Schon lange nicht mehr so gelacht.“ – Diese oder ähnliche Aussagen erwartet wohl erstmal niemand in einer psychotherapeutischen Praxis. Meist erwartet man Patienten mit starren Gesichtern und gedrückter Stimmung sowie einen ernsten Therapeuten. Themen in der Psychotherapie sind ja meist mit einem hohen Leidensdruck und enormen Einschränkungen im Alltag verbunden, denkt man hier an Angst und Panikstörungen, Depressionen, Zwangsstörungen, Burnout usw.
Tatsächlich ist es aber in meiner Praxis häufig so, dass innerhalb einer Therapie sehr viel gelacht wird und Klienten nach einer Sitzung meist mit einem Lächeln im Gesicht die Praxis wieder verlassen. Das habe ich mir als persönliches Ziel gesetzt. Meine Klienten sollen die Praxis immer besser verlassen, als diese gekommen sind.
Lachen in der Psychotherapie
Dabei ist Humor und Lachen in der Psychotherapie nicht unumstritten. Gerade in einer tiefenpsychologischen Praxis wird die Grundhaltung des Therapeuten wohl eher sein, dass Lachen in der Therapie kontraproduktiv sein kann. Hier wird Humor und Lachen als Vermeidungsstrategie gesehen, welche die Auseinandersetzung mit den Therapieinhalten behindern. In dieser Therapie wird eine intensive und konzentrierte Arbeitsweise eingesetzt, um Oberflächlichkeit zu vermeiden und sich gezielt und fokussiert dem Problem und der Analyse zu widmen.
Was passiert beim Lachen in der Psychotherapie?
Wer lacht, entspannt sich – ganz automatisch. Wir nehmen viel Luft und Sauerstoff auf, atmen tief, die Blutgefäße weiten sich, die Muskulatur entspannt und wir kommen in eine positive Grundstimmung. Wer lacht, befindet sich automatisch im Hier und Jetzt:
- Stress wird abgebaut,
- Grübeln und schwere Gedanken werden augenblicklich unterbrochen
- und Glückshormone freigesetzt.
Wer kennt nicht den Spruch: „Lachen ist die beste Medizin“?
Wenn man mit seinem Therapeuten lachen kann, baut man ein vertrauensvolles, wertschätzendes Therapieverhältnis auf Augenhöhe auf. Patienten in der Psychotherapie profitieren sehr von einem gelassenen Therapeutenmodell, in dem die Chemie stimmt und ich mich als Klient wohlfühlen darf. Meiner Meinung nach ist dies die Grundlage für eine gelingende Therapie. Denn wer sich wohl fühlt und gerne zur Therapie geht, hat schon eine deutlich offenere Haltung und Therapiemotivation.
Lachen ist auch eine sehr positive Form des Reframings
Was passiert mit unseren Problemen, Sorgen und Ängsten, wenn wir darüber auch lachen können? Sie wirken weniger bedrohlich. Wir nehmen diese Schwierigkeiten in unserem Leben nicht mehr als so schwer wahr und finden einen gelösteren Umgang damit. Manche Probleme kann man nicht verändern, aber man kann seine Wahrnehmung dazu ändern. Und Humor ist eine Möglichkeit.
Schon der österreichische Psychiater und Neurologe Viktor Frankl sagte:
„Der Mensch hat als einziges Lebewesen die Möglichkeit, sich von seinen Problemen zu distanzieren.“
Warum also sollten wir diese Möglichkeit nicht nutzen?
Menschen, die viel lachen und Humor haben, sind auch deutlich resilienter und stressresistenter. Natürlich ist es enorm wichtig, viel Feingefühl und Empathie beim Einsetzen von Humor in der Psychotherapie walten zu lassen.
Beim Einsatz von Humor gilt eine wertschätzende, einfühlsame und kongruente Haltung des Therapeuten gegenüber dem Klienten. Es werden keine flapsigen und platten Witze eingesetzt. Und vollkommen klar sollte auch sein, dass Humor niemals auf Kosten des Klienten gehen darf.
Aber wenn es Therapeut und Klient schaffen, einen liebevollen, wertschätzenden und humorvollen Blick auf Problemlagen zu entwickeln, kann dies sehr heilsam und enorm fördernd für eine Psychotherapie sein.
„Humor ist Medizin, den Ernst des Lebens gelassener zu sehen und seinen Weg entspannter und ruhiger zu begehen.“ Christl Schimpl
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Dieser Beitrag wurde von Sonja Schmidt verfasst. Sie ist Inhaberin der Deutschen Heilpraktikerschule Erlangen.
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