Schaue ich mir unseren Hund an, habe ich bisweilen den Eindruck, die Ohren sind bei ihm nur gewachsen, damit es nicht in seinen Kopf hineinregnet. Beim Menschen verhält es sich glücklicherweise meistens anders. Unsere Ohren befinden sich links und rechts des Kopfes und – kommt der Regen nicht gerade von der Seite – dienen unsere Ohren auch zum Hören.
Aber nur zum Hören?
Geschichte der Ohrakupunktur
Bereits die alten Ägypter fanden heraus, dass das Ohr, besser gesagt die Ohrmuschel, therapeutisch genutzt werden kann. Werden bestimmte Reflexzonen der Ohrmuschel z.B. mit Nadeln oder auch gezieltem Druck gereizt, kann hieraus eine positive Wirkung auf den restlichen Körper entstehen.
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass diese Reize im Gehirn auf der Ebene der Formation reticularis (Nervennetzwerk des Hirnstamms) umgeschaltet und zu inneren Organen oder Funktionen weitergeleitet werden.
Ohrakupunktur in unserer Zeit
Der Franzose Paul Nogier, Begründer der heutigen Ohrakupunktur, entdeckte Mitte des letzten Jahrhunderts, dass einzelne Organe bzw. ihre Reflexzonen in der Ohrmuschel so angeordnet sind, dass es an einen Fötus im Mutterleib erinnert.
Demzufolge befinden sich beispielsweise wichtige Punkte des Kopfes am oder auf dem Ohrläppchen (Lobulus) wie etwa
- die Sonne (Nr. 35) – psychische Aufhellung
- das Auge (Nr. 8) – das Auge als Organ, das Erkennen bestimmter Situationen, der Weitblick
- der Punkt der Begierde (Nr. 29 c) – der große Entwöhnungspunkt; sehr beliebter Punkt während einer Gewichtsreduktion oder Raucherentwöhnung.
Nicht nur eine Nummer
Die Punkte der Ohrakupunktur sind nummeriert, viele haben hingegen auch wohlklingende Namen, wie der große Meisterpunkt Shen Men (das Tor der Götter). Dieser Punkt ist oftmals bei Unruhe, Schlaflosigkeit oder Schmerzen hilfreich.
Für die Therapie in der Naturheilpraxis werden Einmalnadeln aus Stahl, Gold oder Silber verwendet. Je nach Material können unterschiedliche Wirkungen (Beruhigung oder Belebung) erzielt werden. Das Setzen der Nadeln ist kaum spürbar, sind diese Nadeln doch kaum dicker als ein menschliches Haar.
Wer dennoch Angst vor Nadeln hat, braucht auf die Vorzüge der Ohrakupunktur nicht verzichten: Ein kleines hautfarbenes Pflaster mit einem runden Samenkorn (Ohrsamenpflaster) wird auf den entsprechenden Punkt verbracht, so dass es auch hier zu einer Stimulation der entsprechenden Zone kommt.
In die Sprechstunde kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen. Mit dieser Heilmethode haben Sie und wir eine beachtliche Möglichkeit, diverse Reflexpunkte innerhalb der Therapie zu kombinieren: so wählen wir einen Punkt für das entsprechende Organ sowie Punkte für die gewünschte Wirkung, antiphlogistische (entzündungshemmende), tonisierende (stärkende) oder sedierende (beruhigende) Punkte, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Therapieform Ohrakupunktur bietet uns Heilpraktikern demzufolge eine Fülle an Einsatzmöglichkeiten und sollte zukünftig in keiner naturheilkundlichen Praxis fehlen. Die Ohrakupunktur ist fester Bestandteil der Ausbildung zum Heilpraktiker für Naturheilkunde.
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