Hat Long-Covid etwas mit dem Hormonsystem zu tun?

Hat Long-Covid etwas mit dem Hormonsystem zu tun?

Hat Long-Covid etwas mit dem Hormonsystem zu tun? Natürlich wird in diesem Bereich weiterhin sehr aktiv geforscht und wir wissen vieles noch gar nicht. Doch ich würde sagen, diese Frage muss man definitiv mit ja beantworten. Sicherlich längst nicht immer und in jedem Fall, doch überraschend häufig.

Schnell nach Beginn der Erkrankungswelle von Covid-19 zeigten sich im Labor immer wieder Hormonauffälligkeiten. Der anfängliche Verdacht häufte sich bei immer mehr Patienten. Heute kann ich aus der Sicht durch meine Praxisbrille von einigen Erfahrungswerten berichten:

Einerseits scheint Covid-19 die Prostaglandin-Aktivität zu stimulieren. Andererseits zeigen sich Störungen im Steroidhormon-Bereich mit hohen Östradiolwerten (auch bei Männern!) und einer – zum Teil stark – abgeflachten Tagescortisol-Kurve bis hin zu einer Nebennierenschwäche. Gleichzeitig treten immer wieder hypothyreote Lagen auf. Darüber hinaus bestehen oft herbe Nährstoffmängel.

Symptome und Hormone

Greifen wir nur einige der Symptome heraus, können wir den Zusammenhang zu den vorgenannten hormonellen Dysbalancen schnell herstellen:

  • Massive vaginale Sturzblutungen (u.a. aufgrund von Östradioldominanz, Prostaglandinaktivität, Nährstoffmängel),
  • Zyklusanomalien jeder Art (u.a. aufgrund von Östradioldominanz, Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenschwäche, Nährstoffmängel),
  • Gerinnungsprobleme (u.a. aufgrund von Östradioldominanz),
  • Wundheilungsstörungen (u.a. aufgrund von Nährstoffmangel, z. B. wegen Verdauungsstörungen aufgrund Prostaglandinaktivität),
  • Verdauungsbeschwerden (u.a. aufgrund von Prostaglandinaktivität),
  • erhöhte Infektanfälligkeit (u.a. aufgrund von Darmbeschwerden wegen erhöhter Prostaglandinaktivität, Östradioldominanz, Nebennierenschwäche, Hypothyreose, Nährstoffmängel),
  • unendliche Erschöpfung, einhergehend mit zunehmend weniger Leistungsfähigkeit zur Alltagsbewältigung und einem deutlich erhöhten Schlafbedürfnis (u.a. aufgrund von Nebennierenschwäche, Cortisolmangel, Nährstoffmängel) oder
  • Haarausfall (u.a. aufgrund von Nährstoffmangel, z. B. wegen Verdauungsstörungen aufgrund Prostaglandinaktivität, Nebennierenschwäche, Östradioldominanz).

Long-Covid & Hormonsystem: Was nun?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Patient möglicherweise an einer Long-Covid-Erkrankung mit hormoneller Beteiligung leidet, sollten Sie in jedem Fall die freien Anteile der Hormone Östradiol, Progesteron, T4, T3, DHEA und ein Tagesprofil des freien Cortisols erheben. Therapeutisch ist es anschließend notwendig, die Hormondrüsen mit speziellen homöopathischen oder phytotherapeutischen Präparaten zu stärken.

Außerdem ist eine gezielte Nährstoffversorgung unabdingbar. Hierzu eignet sich ebenfalls im Vorfeld eine spezielle Mikronährstoffanalyse, z.B. über die Haare. Zudem muss selbstverständlich die Darmflora aufgebaut werden. Um zu wissen, wie dieser Aufbau genau aussehen muss, empfiehlt sich hier ebenfalls ein genaues Labor über die Darmbesiedlung anhand einer speziellen Stuhldiagnostik.

Reichen all diese Maßnahmen nicht aus, muss über eine gezielte Zuführung von Hormonen nachgedacht werden. Dabei ist es wichtig, mit niedrigen Dosen zu beginnen und sich langsam an die benötigte Dosierung heranzutasten. Manche Körper kommen nicht mehr in ihre Eigenkompetenz zurück und benötigen eine längerfristige Zuführung bioidentischer Hormone, damit die Patienten ihren Alltag bewältigen zu können.

Mehr zu diesem Thema könnt ihr nachhören im Podcast Frauengeflüster.net: Long-Covid & CFS – Behandlungsansätze für die Praxis – Im Interview mit Juliane Herzberg (ehemals Miorin-Bellermann).

 

Hier finden Sie alle Informationen zu unserer Online-Ausbildung zum Hormoncoach.

 

Dieser Beitrag wurde von Juliane Herzberg, Tutorin der Online-Ausbildung zum Hormoncoach, verfasst.

Kommentar verfassen

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.