Ernährung bei verschiedenen Krankheitsbildern – Teil 6: Ernährung und Diabetes mellitus: Diabetes mellitus ist eine der häufigsten chronischen Stoffwechselerkrankungen weltweit und sie nimmt weiter zu. Allein in Deutschland leben über 8 Millionen Menschen mit der Diagnose. Doch Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Die Ursachen, Verläufe und Behandlungsansätze unterscheiden sich je nach Typ deutlich. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Ernährung. Sie kann den Verlauf positiv beeinflussen, Beschwerden lindern und in manchen Fällen sogar Medikamente reduzieren.
In diesem Beitrag beleuchten wir die unterschiedlichen Formen von Diabetes mellitus und zeigen auf, wie eine bewusste Ernährung zur besseren Blutzuckerkontrolle und mehr Lebensqualität beitragen kann.
Die wichtigsten Diabetes-Typen im Überblick
- Autoimmunerkrankung: Die körpereigene Abwehr zerstört die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, sodass kein Insulin mehr produziert werden kann. Insulin ist das Hormon, das dafür sorgt, dass die Glucose aus dem Blut in die Körperzellen gelangt. Dort wird die Glucose zur Energieversorgung gebraucht. Damit senkt Insulin den Blutzuckerspiegel.
- Betroffene: Meist Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene.
- Therapie: Eine lebenslange Insulinzufuhr ist notwendig. Eine gesunde Ernährung kann aber unterstützend wirken.
- Ziel: Blutzucker stabil halten, durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten mit Ballaststoffen, Proteinen, gesunden Fetten und komplexen Kohlenhydraten.
- Ursache: Wenn der Blutzuckerspiegel auf Dauer immer sehr hoch ist, kann es zu einer Insulinresistenz kommen. Die Körperzellen reagieren nicht mehr ausreichend auf Insulin und der Blutzuckerspiegel bleibt hoch, weil die Glucose nicht in die Zellen gelangt. Der Körper versucht mit mehr Insulin gegenzuregulieren. Das führt zu einer ständigen Belastung der Bauchspeicheldrüse, wo das Insulin produziert wird, und kann auf Dauer dazu führen, dass nicht mehr ausreichend Insulin hergestellt werden kann.
- Betroffene: Häufig übergewichtige Erwachsene, zunehmend aber auch Jüngere.
- Risikofaktoren: Übergewicht, bauchbetontes Körperfett, genetische Disposition, höheres Alter, ungesunder Lebensstil, energiereiche und ballaststoffarme Ernährung u. v. m.
- Therapie: Lebensstilveränderung (Ernährung, Bewegung), Medikamente und Insulingabe.
- Ziel: Insulinempfindlichkeit verbessern und Körpergewicht normalisieren, wenn Übergewicht/Adipositas vorliegt.
Besonders wichtig:
- Weniger Zucker und Weißmehl
- Mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn
- Gesunde Fette (Omega-3, Nüsse, Pflanzenöle)
- Weniger verarbeitete Produkte
- Ursache: Hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft führen zu erhöhter Insulinresistenz.
- Wichtig: Gesunde Ernährung und Bewegung können oft eine Insulintherapie vermeiden.
- Ziel: Stabile Blutzuckerwerte für Mutter und Kind, Blutzuckerspitzen meiden. Ernährung ähnlich wie bei Typ-2-Diabetes.
Die wichtigsten Grundsätze zur Ernährung bei einer Diabetes-Erkrankung
Ziel einer gesunden Ernährung bei Diabetes sollte es sein, den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten, starke Blutzuckerspitzen und Schwankungen zu meiden sowie den Körper mit nährstoffreichen Lebensmitteln zu versorgen. Die folgenden Empfehlungen sind nicht nur sinnvoll, wenn bereits Diabetes entwickelt wurde, sondern auch zur Prävention vor Diabetes Typ 2 oder wenn bereits eine Insulinresistenz besteht.
Empfehlungen: Ernährung und Diabetes mellitus
- Komplexe Kohlenhydrate bevorzugen: B. Vollkornprodukte, Quinoa, Hülsenfrüchte. Diese sorgen für einen langsamen Blutzuckeranstieg.
- Einfachzucker und stark verarbeitete Lebensmittel vermeiden: B. Süßigkeiten, Softdrinks, Weißmehl, Fertigprodukte, Fast Food. Seien Sie vorsichtig mit Zuckerersatz- und Süßstoffen. Es ist sinnvoll, sich nicht an eine zu starke „Süße“ zu gewöhnen, sondern lieber Aromen aus unverarbeiteten Lebensmitteln zu genießen.
- Ballaststoffe erhöhen: B. Gemüse, Flohsamen, Leinsamen. Diese fördern die Sättigung und verbessern die Blutzuckerregulation.
- Proteine zuführen: B. in Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten, Hülsenfrüchten, Tofu, Nüssen. Eiweißreiche Lebensmittel halten lange satt und zusammen mit Kohlenhydraten verzehrt, helfen sie, den Blutzuckerspiegel relativ konstant zu halten.
- Auf gesunde Fette achten: Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und verbessern die Insulinsensitivität.
- Nährstoffkombinationen nutzen: Kombinieren Sie Kohlenhydrate, Fette und Proteine in Mahlzeiten miteinander. Das sorgt dafür, dass die Glucose aus den Kohlenhydraten länger braucht, bis sie ins Blut gelangt.
- Hafertage regelmäßig eintakten: In Haferflocken steckt u. a. der wertvolle Ballaststoff Beta-Glucan. Dieser kann dafür sorgen, den Blutzuckerspiegel zu senken. Es können auch einzelne Hafertage eingelegt werden. Das hilft, die Bauchspeicheldrüse zu entlasten.
- Salat mit Essig als Vorspeise zubereiten: Ein ballaststoffreicher Salat kann helfen, den Magen zu füllen, und sorgt dafür, dass nachfolgende Kohlenhydrate nicht so schnell ins Blut aufgenommen werden. Essig kann die Alpha-Amylase, die sich schon im Speichel befindet, hemmen und damit auch den Blutzuckerspiegelanstieg dämpfen. Auch ein Glas Wasser mit einem Schuss Apfelessig vor der Mahlzeit kann helfen.
- Snacks und Zwischenmahlzeiten meiden: Wer nicht auf etwas Süßes verzichten kann, sollte das im Anschluss an eine vollwertige Mahlzeit essen und nicht zwischendurch.
- Regelmäßige Mahlzeiten einhalten: Das hilft Ihnen dabei, Blutzuckerspitzen zu vermeiden. Dazwischen sollten längere Essenspausen liegen, damit der Blutzuckerspiegel die Möglichkeit hat, sich zu regulieren und auch die Fettverbrennung einsetzen kann.
Rezept: Blutzuckerfreundliche Quinoa-Gemüse-Bowl mit Avocado und Kichererbsen
Diese Bowl liefert komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Pflanzenproteine und gesunde Fette ‒ ideal für stabile Blutzuckerwerte.
- 100 g Quinoa (ungekocht)
- 1 Dose Kichererbsen (abgespült)
- 1/2 Avocado
- 1 Handvoll Rucola oder Spinat
- 1 kleine Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 1 kleine Zucchini
- 1 kleine Karotte (geraspelt)
- 2 EL Olivenöl
- Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel
- optional: 1 TL Tahin (Sesampaste) für das Dressing
- Quinoa nach Packungsanleitung kochen.
- Zwiebel und Knoblauch kurz in Olivenöl anbraten und Zucchini dazugeben.
- Karotte raspeln.
- Alle Zutaten in einer Schale anrichten, mit Gewürzen und Zitronensaft abschmecken.
- Mit Sesam oder Sonnenblumenkernen toppen.
Ergänzende Tipps zur Ernährung
- Bewegung regelmäßig einbauen: Bewegung ist das A und O bei Diabetes und hilft, Körpergewicht abzubauen. Insbesondere Bauchfett ist problematisch. Direkt nach dem Essen kann ein Spaziergang helfen, dass der Blutzuckerspiegel nicht so stark ansteigt.
- Ausreichend trinken: Wasser und ungesüßte Tees ‒ mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Beim Thema Trinken sollte man noch erwähnen, dass Fruchtsäfte nicht unterschätzt werden sollten. Sie enthalten mitunter genauso viel Zucker wie Cola. Also lieber eine ganze Orange essen als ein Glas Orangensaft trinken!
- Alkohol nur in Maßen zu sich nehmen: Denn Alkohol kann Blutzuckerschwankungen verursachen.
Fazit ‒ Ernährung als aktive Selbstfürsorge bei Diabetes
Eine gute Ernährung bei Diabetes muss nicht bedeuten, auf Genuss zu verzichten ‒ im Gegenteil. Eine bewusste, abwechslungsreiche Ernährung kann nicht nur Blutzuckerwerte verbessern, sondern auch Energie, Stimmung und Wohlbefinden steigern. Dabei gilt: Kein Dogma, sondern ein individueller, alltagstauglicher Weg ‒ idealerweise begleitet von Ernährungsberatung, Bewegung und ärztlicher Betreuung.
Quellen:
- https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ernaehrung-bei-Diabetes-Vorsicht-mit-Snacks,diabetes252.html
- https://www.diabetesde.org/ernaehrung-diabetes
- https://www.freestylelibre.de/magazin/Diabetes-Ratgeber/diabetes-typen.html
- https://www.ddg.info/die-ddg/ausschuesse/ernaehrung
- https://www.diabetesstiftung.de/11-tipps-zur-praevention
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Dieser Beitrag wurde von Anne Stoye, Dozentin der Fernakademie im Praxisseminar Klarheit im Dschungel der Ernährungsformen, verfasst.
