In ihrem Buch veranschaulicht die Autorin Céline Santini anhand der japanischen Tradition des Kintsugi, wie man Verletzungen und Rückschläge in das Leben integrieren, hervorheben und dadurch Stärke in der Persönlichkeit gewinnen kann.
Man wird dazu angeleitet und motiviert, eigene Bruchstellen zu reparieren und zu „verzieren“. Durch dieses Hervorheben zeigt man mit Stolz, welche Schwierigkeiten man im Leben gemeistert hat – anstatt sich zu verstecken und nach Perfektionismus zu streben. Denn auch unsere Schwächen und Erfahrungen machen uns zu dem liebenswerten Menschen, der wir sind.
Ich finde die Übertragung des Kintsugi einen besonders interessanten Ansatz für Beziehungsarbeit und Paartherapie. Denn anstatt Dinge aufzugeben oder wegzuwerfen, die Risse bekommen haben oder gar kaputtgegangen sind, ist es doch viel schöner, eben diese Dinge zu reparieren, ihnen Schönheit und Stärke zu verleihen. So kann man als Paar stolz darauf sein, welche Hürden man bereits gemeinsam meistern konnte. Das stärkt nicht nur die Beziehung und macht sie wertvoller, sondern schafft mit Sicherheit auch eine intensivere Bindung.
Das Buch bietet wirklich viel Inspiration und Motivation zu mehr Selbstliebe, Selbstfürsorge und Achtsamkeit. Außerdem gibt es am Ende jedes Kapitels kleine Aufgaben und Platz für eigene Notizen zur Selbstreflexion. Das Buch stellt eine Kombination aus Motivations-, Inspirations- und Arbeitsbuch dar. Durch den Beititel Wie uns Bruchstellen im Leben stark machen hätte ich mir allerdings etwas mehr Hintergrundinformationen aus der Psychologie in Bezug auf psychische Verletzungen, Umgang mit Traumata und deren Heilungsmöglichkeiten gewünscht. Anmerkend möchte ich allerdings dazu sagen, dass sich das Buch nicht nur auf psychische Verletzungen bezieht, sondern eher allgemein das Augenmerk auf mehr Selbstliebe und -akzeptanz gelegt hat, ganz gleich, ob e sich um eine Verletzung seelischen oder körperlichen Ursprungs handelt.
Die Buchgestaltung ist schlicht, aber wirklich sehr schön. Die Buchseiten sind im Sinne des Kintsugi mit Goldlinien gestaltet. Außerdem findet sich in jedem Kapitel ein tolles Zitat und zum Abschluss gibt es jeweils noch einen zum Thema passenden Exkurs in andere Traditionen oder kurze Geschichten.
Die Methode des Kintsugi und deren Übertragung auf den Umgang mit Verletzungen gefällt mir prinzipiell sehr gut, allerdings wurde in diesem Buch jeder einzelne Arbeitsschritt des Kintsugi ausgewählt und auf die Persönlichkeitsarbeit übertragen. An der ein oder anderen Stelle klingt es für mich so, als wurden auf Krampf passende Übertragungen gesucht. Meiner Meinung nach sind einige Themen nicht ganz zutreffend, wenngleich sie dennoch für die Persönlichkeitsarbeit eine Bedeutung haben – nur eben nicht unbedingt ganz zu dem entsprechenden Arbeitsschritt passend.
Fazit
Alles in allem ein tolles Buch voller Inspirationen für einen Weg zu mehr Selbstliebe und persönlichen Weiterentwicklung anhand der japanischen Tradition des Kintsugi. Wer sich gern mehr mit psychischen Verletzungen und deren Heilungsmöglichkeiten aus psychologischer Sicht beschäftigen möchte, für den ist dieses Buch vermutlich nicht ganz das Richtige.
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Dieser Beitrag wurde von Udo Schüppel, Inhaber der Deutschen Heilpraktikerschule Dresden, verfasst.
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