In unserer neuen Blog-Reihe „Die Großen Heiler“ möchten wir Ihnen Persönlichkeiten vorstellen, die unsere heutige Medizin entscheidend geprägt und beeinflusst haben.
Bisher wurden nur männliche Persönlichkeiten vorgestellt. Anlässlich des internationalen Frauentags haben wir nun das Porträt einer großartigen Frau für Sie.
Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen wurde um 1098 als Hildegard von Bermersheim nahe des rheinhessischen Alzeys geboren.
Wie viele Mädchen und Frauen zur damaligen Zeit wurde die kleine Hildegard im Alter von acht Jahren von ihren Eltern einem Kloster übergeben. Im Kloster genoss sie eine religiöse Erziehung.
Hildegard wuchs zu einer selbstbewussten und unbeugsamen jungen Frau heran. Zur damaligen Zeit undenkbar für eine Frau erhob sie etwa das Wort und geriet in Streit mit dem Abt, da sie einige Lockerungen und Neuerungen für das Klosterleben einführte.
Die junge Nonne Hildegard widmete sich zunächst der Religion, Musik und Ethik. Sie ging in die Öffentlichkeit und war eine der wenigen Frauen ihrer Zeit, die außerhalb der Klostermauern als Predigerinnen tätig waren. Angesichts ihrer Visionen wurde Hildegard bereits zu ihrer Zeit „Botschafterin Gottes“ genannt.
Hildegard begann ihre regelmäßigen Visionen, aber auch ihre Vorstellung der Menschenkunde aufzuschreiben. Was für uns heute selbstverständlich ist, dass Mädchen und Frauen lesen und schreiben lernten, war zu Zeiten Hildegards von Bingen eine Ausnahme.
Eine bemerkenswerte Frau
Hildegard von Bingen war eine Frau, die sich nicht in eine Kategorie stecken ließ. Sie war religiös und wissenschaftlich belesen, aber sie interessierte sich auch für den Kosmos, den Menschen, die Natur und die Heilkunde. Sie war eine Frau, die man zu jener Zeit Universalgelehrte nannte.
Hildegard entwickelte eigene Vorstellungen von Krankheitsentstehung und verknüpfte diese mit dem damaligen Wissen der Volksmedizin und Naturheilkunde.
Wie bei vielen großen Heilern vor und nach ihr, war für diese charismatische Frau die Ganzheitlichkeit des Menschen, der Natur und des Kosmos der zentrale Kern all ihres Wirkens. So soll einer ihrer Sätze gewesen sein: „Drei Pfade hat der Mensch in sich, in denen sich sein Leben tätigt: die Seele, den Leib und die Sinne“.
Hildegard von Bingen selber verfasste keine naturheilkundlichen Schriften, ihre heilkundlichen Werke begeisterten jedoch noch weitere Generationen nach ihr, sodass ihr Wirken erst ca. 100 Jahre später aufgeschrieben wurde.
Hildegard von Bingen starb im Jahre 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen und wurde knapp 1000 Jahre später heiliggesprochen.
Wie dankbar wir sind, dass Hildegard von Bingen noch lange vor der Hexenverfolgung im Mittelalter lebte. Als selbstbewusste Frau mit naturheilkundlichem Wissen wäre sie einige Jahrhunderte später sicherlich auf dem Scheiterhaufen gestorben. Wir hätten nie von ihr erfahren.
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