Narzissmus ist nicht gleich Narzisssmus
Manche Narzissten wollen immer im Mittelpunkt stehen, zeigen oder darüber reden, wie toll sie sind. Andere mischen sich überall ein, wollen mitreden oder sogar bestimmen, wie etwas gemacht wird, oder wer in der Familie sich wie zu verhalten hat. Als Mütter schaffen sie es, gleich bei der Tochter ins neu gebaute Haus mit einzuziehen, damit sie immer da sind, wenn die Tochter Hilfe braucht. In Wirklichkeit wollen sie selber nicht allein sein, wollen betüdelt oder gebraucht werden. Sie schaffen es einfach nicht, sich ihr Leben selber so einzurichten, dass es erfüllend ist.
Auch Krankheit kann dazu führen, dass ein Narzisst ständig im Mittelpunkt steht. Der sekundäre Krankheitsgewinn ist, dass er zu Arztterminen gefahren werden muss oder es müssen ihm seine Befunde noch einmal ganz genau erklärt werden. Die Kinder müssen sich dann kümmern, dafür sind Kinder doch da!
Wieder andere kritisieren ständig herum. Das hätte man anders und besser, sprich: so wie ich, machen müssen. Werden sie aber mal selber kritisiert, dann springen sie einem ins Gesicht. Sie erklären einem äußerst ausführlich, warum ein anderer die Schuld daran hat, dass sie jetzt einen Nachteil haben oder nicht so weit gekommen sind, wie sie eigentlich vorhatten.
Und dann manipulieren sie einen, ohne dass man das so schnell bemerkt oder auch nur durchschaut, was da gerade passiert. Sie loben, sie schmeicheln oder bitten. Ganz eindringlich machen sie klar, dass es jetzt wirklich wichtig ist, dass man dies oder jenes für sie tut. Da lauert schon das schlechte Gewissen, es ist wirklich schwer, dann Nein zu sagen.
Nein sagen und Grenzen setzen?
Wenn es doch jemand tut, sich traut, einfach Nein zu sagen und Grenzen zu setzen, dann bekommt ein Narzisst oder eine Narzisstin eine narzisstische Krise, sucht sich vielleicht doch einen Therapeuten. Es geht ihm oder ihr dann schlecht, und er möchte auch, dass sich etwas ändert. Sätze wie „Machen Sie was mit meiner Frau, so kann das nicht weiter gehen!“ oder „Ich schicke Ihnen mal meinen Sohn, mit dem stimmt was nicht.“ hört man dann in der Praxis. Ein Termin oder vielleicht zwei, mehr nicht, die anderen, mit denen stimmt ja etwas nicht.
Tatsächlich kommen sie irgendwann zu uns Heilpraktikern für Psychotherapie in die Praxis: die Partnerin, der Partner, die Tochter oder der Sohn. Und mit diesen Menschen stimmt alles! Aber sie empfinden es nicht so. Sie haben immer wieder erlebt, wie sie zum Schwarzen Schaf wurden. Immer wieder waren sie an etwas Schuld. Immer wieder wurden sie beschimpft und beleidigt, wurden benutzt und eingespannt. Spaß durften sie nicht haben, Genießen war schon immer ein Fremdwort. Der Selbstwert ist im Keller.
Aber sie können lernen, diese Mechanismen zu durchschauen. Eine wirksame eigene Psychohygiene etablieren, neue Strategien im Umgang mit Narzissten entwickeln, ihnen eindeutige Grenzen setzen. Ein Heilpraktiker für Psychotherapie mit guter Ausbildung kann hier zeitnah helfen, denn einen Therapieplatz bekommen die Angehörigen oft nicht.
Noc Zelwerowicz
Dezember 9, 20Liebe Bettina,
Mir hat der Artikel den Du verfaßt hast sehr gut gefallen, nun frage ich mich nur wie ist denn der narzisstisch veranlagte Mensch selbst zu behandeln?
Oder ist diesem Menschen überhaupt zu helfen?
Es wäre schön dafür einige Anregung zu bekommen.
Beste Grüße
Noc
Bettina Klingner
Dezember 9, 20Lieber Noc,
wenn ein Narzisst den Wunsch hat, eine Therapie zu machen, dann man kann in zwei Richtungen arbeiten: Zum einen kann ein narzisstisch veranlagter Mensch lernen, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln und sein eigenes Gefühl der Minderwertigkeit zu reduzieren. Deshalb versuchen sie ja, sich selbst möglichst gut darzustellen, weil sie sich selber nicht wirklich wohlwollend betrachten können. Außerdem wird in der Therapie an der Empathie für andere gearbeitet. Ein Narzisst kann sich selbst sehr schlecht in andere hineinversetzen. Wenn er es aber lernt, kann er auch irgendwann verstehen, wie andere sich fühlen, und er kann aufhören, sich selbst immer über andere zu stellen. Akzeptieren, dass es kein „besser“ oder „schlechter“ gibt, sondern einfach nur ein „anders“. Der Umgang mit Kritik ist ebenfalls wichtig, das kann man z.B. in Stressbewältigungstrainings oder Workshops lernen. Und auch Achtsamkeitsübungen können hier sehr hilfreich sein, denn achtsam sein bedeutet, etwas nur zu beachten, aber nicht zu bewerten. Und das wird dann für die Menschen in der Umgebung genauso wie für die eigene Person mit allen Ecken und Kanten geübt.
Viele Grüße zurück, Bettina