HPU – Die unbekannte Stoffwechselstörung

HPU – Die unbekannte Stoffwechselstörung

HPU – Die unbekannte Stoffwechselstörung

Hinter dem Kürzel HPU versteckt sich der Name einer nur wenigen bekannten Stoffwechselstörung – die Hämopyrrollaktamurie. Diese Störung ruft häufig ein komplexes Beschwerdebild hervor, sodass es nicht immer einfach ist, sie auf Anhieb zu erkennen. Die HPU beeinflusst zahlreiche Stoffwechselvorgänge und hat einen großen Einfluss auf die Entgiftungsfähigkeit der Betroffenen. Bei Verdacht empfiehlt sich eine spezifische Diagnostik, um Klarheit zu gewinnen. Vielen bringt das Wissen um die HPU große Erleichterung, da nicht wenige Menschen bereits einen langen Leidensweg hinter sich haben. Ist eine HPU erst einmal diagnostiziert worden, lässt sie sich sehr gut behandeln.

In dem folgenden Beitrag möchten wir Ihnen nützliche Informationen an die Hand geben, um als Heilpraktiker oder Therapeut eine mögliche HPU leichter erkennen und ihren Klienten bei Bedarf eine geeignete Diagnostik vermitteln zu können. Ebenso zeigen wir Ihnen, wie eine vorliegende HPU behandelt werden kann.

Charakteristika der HPU

Schätzungen zufolge sind etwa 10% der Frauen und 1% der Männer von einer HPU betroffen. Sie betrifft also jede zehnte Frau und jeden hundertsten Mann – und ist damit keine Seltenheit! Umso schwerwiegender ist es, dass nur wenige Ärzte diese Stoffwechselstörung kennen. Die HPU ist in den meisten Fällen genetisch bedingt, kann neueren Studien zufolge aber auch erworben sein – etwa infolge eines Halswirbelsäulentraumas, einer Schwermetallbelastung oder einer Borrelien-Infektion.

Was ist HPU?

Bei der Hämopyrrollaktamurie handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, die auf einem Defekt im Häm-Stoffwechsel beruht, bei dem durch die unzureichende Funktion mehrerer Enzyme Häm teilweise falsch gebildet wird. Häm ist u. a. Bestandteil des Hämoglobin-Moleküls, welches Sauerstoff in die Körperzellen transportiert. Es spielt eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel sowie bei der körpereigenen Entgiftung. Das so entstandene Häm ist funktionsunfähig und muss vom Körper über den Urin ausgeschieden werden, da es sonst schädlich wirken kann. Zur Ausscheidung werden jedoch sehr hohe Mengen an aktivem Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat), Zink und zum Teil auch Mangan benötigt, die dem Körper hierdurch verloren gehen und auf Dauer in einen Mangel geraten können. Sind diese in nicht ausreichendem Maße vorhanden, kommt es im Körper zu einer Ansammlung des schädlichen Häms. Zugleich beeinflusst der Mangel an Mikronährstoffen zahllose Stoffwechselprozesse, was die Entstehung von Folgeerkrankungen begünstigen kann.

Symptome

Das Beschwerdebild kann bei bestehender HPU sehr vielfältig und unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Jedoch lassen sich einige spezifische Symptome und Folgeerkrankungen festhalten, die gehäuft auftreten. Auf körperlicher Ebene können eine Medikamentenunverträglichkeit, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie Magen-Darm-Beschwerden auftreten (z. B. Histamin-Intoleranz, Fruktose-Malabsorption, Gluten-Unverträglichkeit, Laktose-Intoleranz, Veränderungen der Darmflora). Hervorzuheben sind besonders auch die häufige Müdigkeit, schnelle Erschöpfung sowie Infektanfälligkeit. Bei nicht wenigen kann es auch zu Schilddrüsenstörungen kommen (z. B. Über-/Unterfunktion, Hashimoto-Thyreoiditis). Bei Frauen kommen zudem Fruchtbarkeits- und Schwangerschafts- sowie Menstruationsprobleme hinzu. Durch das Fehlen relevanter Mikronähstoffe kann es auch auf psychischer Ebene zu Beeinträchtigungen kommen. Mögliche Anzeichen für eine HPU können Depressionen, Psychosen und sogar AD(H)S sein, ein weniger gut funktionierendes Kurzzeitgedächtnis sowie Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und fehlende Erinnerung an Träume sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Stress.

Diagnose – Wie kann die HPU festgestellt werden?

Zum Nachweis einer HPU ist eine spezifische Diagnostik nötig. Die HPU wird fatalerweise häufig mit der bekannteren KPU (Kryptopyrrolurie) verwechselt. Auch wenn beide zu den sogenannten Pyrrolen gezählt werden und sich in gewisser Weise ähneln mögen, sind sie nicht identisch! Von einem KPU-Test wird in diesem Falle abgeraten, da dieser stets alle möglichen Pyrrole abbildet. Eine bestehende HPU bleibt somit ungewiss, da ein negativer KPU-Test nicht zwangsweise bedeutet, dass keine HPU vorliegt – und vice versa!

Ein spezieller Urin-Test wurde vom KEAC-Forschungslabor in den Niederlanden entworfen. Das HPU-Testkit kann direkt beim Labor bestellt werden [1] sowie telefonisch über die Heidelberger Chlorella GmbH. Die Kosten für einen HPU-Test betragen zwischen 55 und 70€, die von der Krankenkasse leider nicht übernommen werden. Das KEAC bietet zudem einen Online-Fragebogen [2] an, um abschätzen zu können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine HPU ist und ob ein Test wirklich notwendig ist.

Therapie der HPU

Bei Nichtbehandlung einer bestehenden HPU können auf Dauer Folgeerkrankungen entstehen, die das Beschwerdebild und somit dessen Behandlung zusätzlich erschweren können. Frauen, die HPU-positiv sind, haben zudem ein höheres Risiko für Fehlgeburten.

Die Therapie der HPU ist durch eine alleinige Anpassung der Ernährung nicht möglich, da der Verlust relevanter Mikronährstoffe über den Urin zu hoch ist. Zum Ausgleich erfolgt eine Supplementation von aktivem Vitamin B6, Zink und Mangan. Geeignete Kombinationspräparate können beispielsweise über die bereits genannten Bezugspunkte bestellt werden. Zunächst sollte mit einer niedrigen Dosierung begonnen werden, damit sich der Stoffwechsel langsam an die erhöhte Gabe der Mikronährstoffe gewöhnen kann. Sollten Nebenwirkungen wie Reizbarkeit, Kopfschmerzen o. ä. auftreten, kann eine sanfte Ausleitung von Schadstoffen unterstützend wirken (z. B. mit Chlorella-Algen, Koriander oder Bärlauch). Bei Personen, die unter psychischen Problemen oder an Verdauungsbeschwerden leiden, ist es ratsam, zunächst mit der alleinigen Gabe von Zink und der Aminosäure Taurin zu beginnen. Sowohl der Körper als auch die Psyche wird so auf sanfte Weise für Veränderungsprozesse geöffnet. Nach zwei bis drei Monaten kann dann auf ein niedrig dosiertes Kombi-Präparat übergegangen werden. Bereits nach wenigen Monaten sollte sich eine deutliche Verbesserung der Symptomatik einstellen. Die Dauer der Supplementation richtet sich nach dem Wohlbefinden des Betroffen und kann auch über einen längeren Zeitraum erfolgen.

Durch die Nahrungsergänzung kann die HPU sehr gut behandelt werden, sodass Beschwerden sich deutlich verbessern oder gar verschwinden können. Da die Stoffwechselstörung jedoch bestehen bleibt, sollten Patienten lernen, ihren Alltag achtsamer zu gestalten und auf diese Stoffwechselbesonderheit abzustimmen. Dazu gehören neben einem guten Stressmanagement auch eine schadstoffarme Ernährung und Kosmetik sowie eine gute Grundversorgung mit Mikronährstoffen.

Literaturempfehlung: Umfangreiche Informationen zum Thema HPU bietet das Buch „Stoffwechselstörung HPU. Für Patienten und Therapeuten“ von Dr. Tina Maria Ritter und Dr. Liutgard Baumeister-Jesch (VAK Verlags GmbH).

[1] Weitere Infos unter: http://www.keac.de/hpu/index.html

[2] Der Online-Fragebogen steht unter folgendem Link zur Verfügung: http://www.keac.de/hpu/fragebogen.html

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Dieser Beitrag wurde von Henriette Frädrich, Mitarbeiterin für Newsletter & Blogbeiträge an der Deutschen Heilpraktikerschule München, verfasst.

Kommentare (10)
  1. Heike Jung

    Oktober 17, 18

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    durch meine HP-Ausbildung (vor 4 Jahren) kam heraus, dass ich KPU habe. Bisher konnte mir aber noch keiner genau sagen, worin der Unterschied liegt. Vielleicht habe ich doch HPU? Können Sie mir den Unterschied erklären?
    Trotz Supplementierung von aktivem B6, Zink und Mangan und noch andere Mikronährstoffe, habe ich als dennoch Schwierigkeiten im Alltag, wie z. B., dass ich max. 4 – 5 Stunden am Tag arbeiten kann. Dazu habe ich noch Hashimoto. Meine Ernährung habe ich vor einigen Jahren bereits umgestellt auf vegetarisch/vegan, mache mehrmals im Jahr eine Darmsanierung usw.. Alles auf eigene Kosten, die nicht unerheblich sind. Und dennoch gibt es diese (vielen) Tage, an denen ich gefühlt nichts auf die Reihe bekomme…
    Haben Sie dazu noch einige Ideen? Ich denke, eine große Steigerung zur Besserung wird es bei mir nicht mehr geben… Ein Hoffnungsfunke ist noch da… 🙂
    Mit den Ärzten kann man darüber leider nicht reden. Die ignorieren das immer…. 🙁

    Vielen Dank im Voraus für die Beantwortung.

    Viele Grüße

    Heike Jung

    • JP

      Oktober 18, 18

      Sehr geehrte Frau Jung,

      wir haben Ihre Anfrage an Frau Frädrich weitergeleitet. Sie wird sich in Kürze bei Ihnen melden und auf Ihre Fragen eingehen.

      Wir wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag!

      Herzliche Grüße
      Ihr Team der Deutschen Heilpraktikerschule®

  2. idi

    Februar 24, 19

    Guten Tag, ich war auch HPU positiv..bei mir hat sich nichts verbessert auch nach einem Jahr (hormonelle Störungen) und es hat nicht alles ganz zu HPU gepasst zum Bsp das ich absolut nicht lichtempfindlich bin..auch in der Sonne bin ich den ganzen Tag..die man normal nicht verträgt…könnte es falsch positiv gewesen sein (ev Eisenmangel…grenzwertig erhöhte SD Aktivität) …ich bin mir ja sicher das es noch viele Gründe gibt dass man falsch positiv ist auf die man noch gar nicht draufgekommen ist…Danke

  3. sabine Broermann

    Mai 7, 19

    Hallo Idi,

    ich würde mich an das Eisenzentrum in Münster wenden oder ein Zentrum bei dir in der Nähe. Es sollte überprüft werden
    ob du überhaupt Eisen verwerten kannst. Ichwar selber davon betroffen und es wurde ein Test gemacht, der war
    positiv. Danach habe ich dann eine Eiseninfusion bekommen. Der Vitamin D Spiegel ist wichtig. In unseren Breitengraden
    ist eine Vitamin D Aufnahme durch die Sonne kaum möglich, erst recht nicht, wen wir einen Mangel aufweisen. Der Vitamin
    D Spiegel soll bei 100 ug liegen, dann bist du gut bedient. Auffüllung des Vitamin D Spiegels nach Dr. Raimund van Helden o.ä.
    Bezüglich der Hormone nehme ich DHEA ein,
    Gruß
    S

  4. Ihm

    Januar 2, 20

    Guten Abend,bei mir (w.46J.)würde vor über 1Jahr HPU festgestellt. Seitdem nehme ich täglich life Protect Kapseln,ich esse so gut wie kein Weizen (Glutenunverträglichkeit),trinke keinen Alkohol u verzichte weitestgehend auf Schoki(Histaminintolleranz).leider merke ich keine wirkliche Besserung.Meine Leber sieht nicht gut aus,meine Regel ist unerträglich. Ich habe schon mehrere Darmpräparate genommen , da ich auch Leaky gut habe. Gibt es irgend etwas,was ich machen kann,dass ich mich mal wieder besser fühle.Ich schlafe schlecht,bin den ganzen Tag müde,hab Panik. Bei einem normalen Hausarzt oder Facharzt brauch ich meine Probleme nicht mehr ansprechen.
    Vielen Dank u ich wünsche ein gesundes neues Jahr 2020.
    Viele Grüsse Ulrike Ihm

    • Sehr geehrte Frau Ihm,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Leider können wir an dieser Stelle keine gesundheitliche Beratung durchführen. Um Ihnen weiterhelfen zu können, bedarf es einer gründlichen Anamnese, die nur ein Arzt oder Heilpraktiker durchführen kann.
      Wir wünschen Ihnen alles Gute.

      Ihr Team der Deutschen Heilpraktikerschule®

  5. Cecilia

    Juli 29, 20

    Ich habe HPU und seit 5 Jahre Phychose und suche schnell jemanden die mir professionell helfen kann ich bedanke mich….. Dav.

    • Hallo Dav.,

      vielen Dank für Ihren Beitrag. Leider können wir an dieser Stelle keine gesundheitliche Beratung durchführen. Um Ihnen weiterhelfen zu können, bedarf es einer gründlichen Anamnese, die nur ein Arzt oder Heilpraktiker durchführen kann.
      Wir wünschen Ihnen alles Gute.

      Ihr Team der Deutschen Heilpraktikerschule®

  6. Naomi

    Dezember 10, 20

    Guten Tag,

    als angehende Heilpraktikerin (vor Kurzem positiv auf HPU getestet) interessiere ich mich sehr für das Thema und wollte gerne in Erfahrung bringen, wie ich HPU Therapeutin werden kann. Vielen Dank schon mal für die Antwort.

    Mit freundlichen Grüßen
    Naomi

    • Michael Manig

      Dezember 11, 20

      Hallo Naomi,

      Ich empfehle Dir zum Beispiel Dich als Therapeut beim Tisso-Fachkreisportal einzuloggen (https://www.tisso.de/fachkreise/) und dort nach dem Begriff „KPU“ zu suchen. Dort findest Du eine sehr interessante Reihe zu diesem Thema.

      Außerdem empfehle ich Dir die Seite http://www.hpuandyou.de, dort kannst Du auch Kurse zu diesem Thema belegen.

      Liebe Grüße,

      Michael Manig
      Leiter der Deutschen Heilpraktikerschule Bamberg

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