Für den Erfolg von Gesprächen und zum Aufbau einer therapeutischen Beziehung, ist es entscheidet zu erkennen, wie sich Ihr Klient fühlt am 14. und 17. Oktober findet an dem Standort Mülheim/Duisburg das Seminar “Mimikresonanz” statt. Die Dozentin Margarete Stöcker hat vorab die wesentlichen Aspekte der Mimikresonanz zusammengefasst.
Mimikresonanz und Mikroexpressionen
“Die 39-jährige Stationsleitung einer Klinik in NRW sitzt mir gegenüber, sie erzählt von ihrer Arbeit, die immer mehr wird. Alle verlangten immer mehr Leistung von ihr. Ihre körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, hin und wieder Magenprobleme und der etwas veränderte Schlaf beeinträchtigen sie. Dadurch sei sie schon mal unkonzentriert und Fehler passieren halt. Immer wieder lächelt sie und versichert mir mit Worten und Gesten, dass sie die Aufgaben meistern wird. Doch ich sehe die Angst, die sich immer wieder in Bruchteilen von Sekunden in seinem Gesicht zeigt.”
Das was ich wahrnehme sind die sogenannten Mikroexpressionen.
Mikroexpressionen sind sehr kurze, unwillentliche und emotional ausgelöste Gesichtsausdrücke, die sich nur für Sekunden-Bruchteile zeigen, (40 bis 500 Millisekunden). Sie treten in emotional geladenen Situationen auf und sind Signale von Gefühlen, die vom Gesprächspartner verheimlicht werden sollen.
“Möchte die Stationsleitung ihre Gefühle verheimlichen und ist sie sich dessen nicht bewusst?”
Als Gesprächspartner bekomme ich Hinweise auf eine Emotion, keine Beweise. Diesen Hinweisen muss der Therapeut weiter nachgehen, zum Beispiel durch empathisches Nachfragen. Dieses Erkennen und der ressourcenvolle Umgang damit, sind die Hauptpfeiler der von Dirk W. Eilert entwickelten Mimikresonanz.
Doch was geschieht im Gehirn?
Studien haben gezeigt, dass die Mimik direkt mit dem limbischen System (Emotionszentrum) des Gehirns verbunden ist. Das bedeutet eine Emotion entsteht und sie wird über die Mimik sichtbar, als Mikroexpression in Bruchteilen von Sekunden, oder subtil in nur Teilbereichen des Gesichtes oder als Makromimik. Dies sind Gesichtsausdrücke, die länger als 500 ms sichtbar sind. Sie treten auf, wenn jemand ein Gefühl weder verbergen noch unterdrücken möchte.
Jedoch ist dies keine Einbahnstraße – die Vernetzung der mimischen Bewegungen mit dem Emotionszentrum zeigt sich auch, indem eine Bewegung der Mimik eine Aktivität im Emotionszentrum zur Folge hat.
Dieses Phänomen ist die Grundlage der Empathiefähigkeit und wird auch „sensorisches Feedback der Mimik“ genannt. (Siehe Mimikresonanz Dirk W. Eilert, Junfermann Verlag) Denn wir ahmen in einer Unterhaltung ständig die Mimik unserer Gesprächspartner nach. Das passiert unbewusst. Und durch diese Nachahmung bekommen wir automatisch ein Gefühl dafür, was in der anderen Person vorgeht. Wie im geschilderten Beispiel einer Therapie, geht es in der Regel für einen Klienten um wichtige Ziele oder Probleme. Er wird also gefühlsmäßig betroffen sein und sehr wahrscheinlich Mikroexpressionen zeigen – insbesondere bei inneren Konflikten.
“Im weiteren Gespräch nahm ich den Hinweis der Angst auf. Mehrere Möglichkeiten stehen zur Verfügung. Dazu gehören das aktive Zuhören, um weitere Signale wahrzunehmen. Meinen Gegenüber aufzufordern weiter zu sprechen und / oder ihn durch konkretes Nachfragen oder direktem Ansprechen seinem Gefühl näher bringen. Dies ist nur eine kleine Option und bleibt dem konkreten Gespräch vorbehalten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Erkenntnis, dass das Gespräch eine andere Richtung angenommen hätte, wenn die Emotion nicht wahrgenommen wäre.”
Fazit
Wenn Sie als Therapeut oder Coach Mikroexpressionen erkennen können, nehmen Sie besser wahr, welche Gefühle ihre Klienten bewegen und finden somit einen Ansatz für erfolgreiche Veränderungsprozesse. Sie sehen schneller, welche Bereiche emotional getragen sind und können sich somit präziser auf Ihren Klienten einstellen.
Weitere Bereiche der Mimikerkennung im Kontakt mit Klienten liegen auf der Hand: Wie reagiert der Klient emotional bei entwickelten Lösungsansätzen? Oder wie ist die emotionale Dynamik mehrerer Gesprächspartner, z. B. in der Paartherapie.
Jedoch nicht nur das Erkennen der Emotionen ist ausschlaggebend für den weiteren Verlauf einer Therapie. Durch unsere Empathiefähigkeit übernehmen wir, wie bereits erwähnt, die Mimik unseres Gegenübers. Studien haben belegt, dass auch Klienten von den mimischen Signalen des Therapeuten beeinflusst werden. Daher ist es wichtig für die eigenen mimischen Signale sensibel zu sein. Mit welchen Emotionen reagiere ich auf das Gesagte der Klienten? Bin ich als Therapeut kongruent, d.h. stimmig in meinen Aussagen?
Emotionale Intelligenz
Die emotionale Intelligenz nimmt in unserer heutigen Zeit einen immer intensiver werdenden Stellenwert sein. Löst sie zukünftig den Wert des regulären Intelligenz Quotienten ab? Beetrachten wir erfolgreiche Menschen, können wir feststellen, das ihr IQ nicht immer ausschlaggebend für ihren Erfolg war.
Was bedeutet emotionale Intelligenz? Beim ersten Wort geht es um Emotionen und in dem Wort finden wir Motion, das wiederum bedeutet Bewegung. Emotionen sind in Bewegung und sie bewegen uns Menschen. Sie bedeuten Kontakte knüpfen, Beziehungen halten, sie bedeuten das Leben. „Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen“. (Mimikresonanz, Dirk W. Eilert, Junfermann-Verlag)
Die Wissenschaft hinter der Mimik
Die Grundlage der Mimikforschung beginnt bereits bei Charles Darwin. In seinem Buch „Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren.“ (1877) steht: „Die Bewegungen der Mimik enthüllen die Gedanken und Absichten eines Menschen mehr als Worte.“ Im Rahmen der Mimikresonanz würde ich den Satz von Charles Darwin aufgreifen und wie folgt verändern: „Die Bewegungen der Mimik enthüllen die Emotionen eines Menschen mehr als Worte.“ Wie wichtig das Gesicht als Informationsquelle ist, hat das beschriebene Beispiel verdeutlicht. Darwin stellte die „Universalitätshypothese“ auf. Das bedeutet, dass es verschiedene Emotionen gibt und sich diese in der Mimik kulturübergreifend gleich aussehen. Dies wiederum nahm der Psychologe Silvan Tomkins auf und entwickelte daraufhin seine Affekttheorie. Tomkins lernte 1960 Paul Ekman kennen.
Nach anfänglichen Widerständen und vielen Forschungsjahren definierte Ekmann die sieben Basisemotionen:
(Neutral) Freude, Ekel, Überraschung, Ärger, Trauer, Verachtung und Angst. (In der Reihenfolge der Fotos)
Weitere Entdeckungen kamen hinzu. Durch das Sichten unzähliger Videoaufnahmen von Patienten bei Psychotherapie-Sitzungen, der beiden Psychologen Ernest A. Haggard und Kenneth S. Isaacs in Zeitlupentempo, wurden schnelle Gesichtsausdrücke. entdeckt. Jahre später beobachten Paul Ekman und Wallace Friesen unabhängig von diesen Ergebnissen ähnliche Bewegungen. Die Forschung ging weiter und Ekman veröffentlichte das sogenannte Facial Action Coding System, kurz FACS. Auf mehr als 700 Seiten werden dort die mimischen Bewegungen nach sogenannten Action Unit beschrieben. Somit ist genau zu erkennen, d. h. im Gesicht zu lesen, welche Bewegung der Muskeln für welche Emotionen stehen.
Beispiel: Das Anheben der Mundwinkel, wie beim lächeln, die AU 12. (Soziales Lächeln) oder die AU 12 und die AU 6 (echt erlebte Freude).
Fazit
Für Therapeuten / Coach ist es entscheidet Emotionen der Klienten zu erkennen und dann in die Resonanz zu gehen. Jedoch nicht nur im therapeutischen Setting, sondern grundsätzlich in menschlichen Begegnungen. Das Seminar richtet sich an Therapeuten, Coaches und Berufsgruppen, die eng mit Menschen und der Gefühlen zusammenarbeiten. Auch für Heilpraktikeranwärter eine bereichendes Seminar für die zuküftige Praxistätigkeit.
Dieser Beitrag wurde von Margarete Stöcker verfasst.
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