Heute Morgen bin ich aufgestanden und ich dachte, jetzt ist es wieder soweit. Ich stehe im Dunkeln auf, gehe zur Arbeit und ich gehe im Dunkeln wieder nach Hause. Und die Zeit dazwischen habe ich immer das Gefühl es hat jemand vergessen das Licht anzuschalten.
Wenn ich aus dem Fenster sehe, ist es grau und es regnet und die Menschen laufen mit gedrückter Körperhaltung durch die Straßen. Und ich weiß, das ist erst der Anfang, denn diese dunkle Jahreszeit kann dauern – im schlimmsten Fall bis Februar. Während dieser Zeit möchte ich noch mehr schlafen, immer im Warmen sein und eine gewisse geheimnisvolle Ruhe erleben. Vielleicht auch viel Zeit auf dem Sofa verbringen, die Urlaubsfotos sortieren, ein gutes Buch lesen, viele Filme schauen und mehr als sonst in der Badewanne liegen.
Doch irgendwann schleicht sich ein anderes Gefühl dazu, die Melancholie, so eine kleine Traurigkeit, die manchmal nicht in Worte zu fassen ist. Dieses Gefühl der Melancholie bewirkt in mir, dass ich noch langsamer werde und es mir dann auch immer öfter schwer um das Herz wird.
Im allgemeinen Wortgebrauch spricht man von dem Winterblues.
Doch Moment – was ist ein Winterblues? Doch nur eine nette Beschreibung für eine Saisonale Depression. Bedeutet das, dass wir jedes Jahr in eine mehr oder weniger Kollektive Depression verfallen? War das schon immer so, haben die Menschen das auch schon immer so empfunden? Aus den alten Geschichten weiß ich, dass die Leute früher in der dunklen Jahreszeit ihre Zeit genutzt haben, um Dinge herzustellen oder zu reparieren, den Kindern wurde Geschichten am Feuer erzählt und die Familie hatte Zeit miteinander, denn auf dem Feld gab es keine Arbeit.
Und wenn ich meine Oma frage, kann sie mit dem Gefühl der Winterdepression oder des Winterblues nichts anfangen. Sie spricht von einer Zeit der Ruhe und Besinnung. Heißt das jetzt, dass meine Generation mit dem Gefühl der Ruhe und Besinnung nicht umgehen kann oder sie im schlimmsten Falle nicht mal mehr aushält?
Für mich persönlich sind die Monate vom Oktober bis zum Februar auch Monate der Erneuerung und des Auftankens. Denn wann habe ich schon mal so viel Zeit mich zu besinnen, wie es meine Oma nennt oder mich Dingen hinzugeben, die sonst hinten runterfallen.
Und wenn es mir doch einmal zu viel der Gedanken oder der Melancholie sind dann hilft mir:
– ein warmer Kakao
– eine warme Badewanne
– ein schönes Hörbuch
– ein Frühstück im Bett mit einem Märchenfilm
– ein Spaziergang
– jeden Morgen ein frisch gepresster Orangensaft
– mein gelber Regenmantel in den grauen Tagen
– ein schöner Blumenstrauß
– Käsefondue mit Freunden
– ein Saunabesuch
– eine Gesichtsmassage
– ein Lied, wo Beine von alleine anfangen zu Tanzen oder
– ein bisschen Lyrik, wie zum Beispiel der Text von Baz Luhrmann
Ob der Winterblues doch eine Depression ist und woran eine Depression erkennbar ist, ist Teil der Heilpraktikerausbildung Psychotherapie. Die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie hat zum Ziel, psychische Symptome zu erfassen und zu differenzieren. Auch der Aufbau und das Training von psychologisch fundierten und störungspezifscher Gesprächsführungskompetenzen sind ein wichtiger Teil der Heilpraktikerausbildung. Weitere Informationen zur Ausbildung Heilpraktiker für Psychotherapie finden Sie hier.
Dieser Text wurde von Charlotte Winkler, Geschäftsbereichsleiterin Psychotherapie der Deutschen Heilpraktikerschule und Heilpraktikerin für Psychotherapie, verfasst.
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