Vincenz Prießnitz

Priessnitz_kleinAm 04.10.1790 wurde Vincenz Prießnitz als Jüngstes von sechs Kindern in einfachen bäuerlichen Verhältnissen in Gräfenberg / Schlesien geboren. Seinen Schulbesuch musste der junge Prießnitz schon sehr früh aufgeben, da durch den Tod des ältesten Bruders und die Erblindung des Vaters seine Hilfe auf dem elterlichen Hof unabdingbar war. Durch seine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, seinen Scharfsinn und einem sehr guten Gedächtnis bemerkte er schon früh, dass Tiere erfolgreich durch kalte Wasseranwendungen von der Dorfbevölkerung kuriert wurden.

Mit 17 Jahren erlitt er einen schweren Unfall. Ein scheuendes Pferd warf ihn ab und der angehängte Wagen überrollte den jungen Mann. Prießnitz brach sich dabei zwei Rippen, seine Verletzungen waren so stark, dass die herbeigerufenen Wundärzte ihn als nicht behandlungsfähig einschätzten. Aus der not heraus, renkte er sich die beiden Rippen selbst ein, fixierte diese mit einem in kaltes Wasser getränkten Tuch und schlang noch weitere trockene Tücher darüber. Dies war die Geburtsstunde des sog. Prießnitz-Umschlages. Ohne entsprechende Fixierung ist diese Verletzung lebensgefährlich. Die Gesundung sprach für seine Methode und recht rasch sprach sich der Erfolg des „Wasserdoktors“ herum. Bereits mit 19 reiste er schon nach Böhmen und Mähren, um Patienten zu behandeln.

Die nüchterne Analyse seiner Methode gibt ihm recht: Das Auswaschen frischer wunden mit kaltem Wasser sowie das anschließende abdecken mit in kaltem Wasser getauchten Umschlägen, hemmt das Bakterienwachstum und fördert die lokale Durchblutung/ Hyperämie, wodurch die Heilung gefördert wird.

1826 kamen dann die ersten Kranken in seinen Heimatort Gräfenberg, worauf er alsbald ein Badehaus erbauen ließ. Dort behandelte er eigenhändig die hilfesuchenden angereisten Kranken. Dies blieb selbstverständlich nicht unbeobachtete und Prießnitz wurde 1829 der Kurpfuscherei angeklagt. Nachdem sich aber das Gericht davon überzeugte, dass er ausschließlich mit Wasser kuriert und keine Medikamente anwendete, weder äußerlich noch innerlich, erteilet ihm die österreichische Regierung die Erlaubnis Kranke nach seiner Methode zu behandeln. Nun war der Durchbruch endgültig gelungen, seine Patientenzahl stieg innerhalb von 10 Jahren von knapp 50 auf etwas 2000 an. In seiner gesamten Therapielaufbahn behandelte er etwa 36.000 Patienten.Die steigende Nachfrage blieb nicht ohne Folgen: Im Badehaus wurde ein großes zehn Meter langes Becken eingebaut, ein Brunnen wurde integriert und eine weitere Anstalt gebaut. Bis heute existiert die von ihm gegründete Kuranstalt in Bad Gräfenberg (Lázně Jeseník).

Neben der Hydrotherapie verordnete Prießnitz seinen Patienten „Luftbäder“, Barfußgehen, einfache bäuerliche Kleidung und deftige Ernährung, aber auch Diäten mit kalten, ungewürzten Speisen gehörten zu seinen Therapieplänen. Auch die Kräftigung der Abwehrkräfte, wie wir sie von Kneipp kennen, erreichte Prießnitz mit eiskalten Duschen, wobei das Wasser manchmal auch aus mehreren Metern Höhe sich auf die Patienten ergoss. Trinkkuren, Schwitzkuren, Klistiere und Bäder rundeten das Programm in er Badeanstalt ab.

1848 erlitt Prießnitz einen Schlaganfall, von dem er sich nicht erholte und an dessen Folgen er vermutlich am 28.11.1852 in Gräfenberg verstarb. Er hinterließ keine Publikationen, außer das 1847 diktierte Vinzenz Prießnitz’sche Familien Wasserbuch, welches er für seine Tochter Hedwig anfertigen ließ.