In der heutigen Zeit, in der zunehmend Termindruck herrscht, wir ständig erreichbar sind und in der die Technik und digitale Medien einen immer größeren Raum in unserem Leben einnehmen, ist es umso wichtiger geworden, einen bewussten Ausgleich zu schaffen. Ein Spaziergang in der Natur hilft, uns vom Alltag zu lösen, wieder bei uns selbst anzukommen und neue Kraft und Klarheit zu gewinnen. Die Natur kann sich überaus positiv auf die Regeneration und Gesunderhaltung des menschlichen Körpers und Geistes auswirken. Wenn wir den Wert natürlicher Umgebungen und Orte (wieder)erkennen, können wir ihn gezielt als Ressource nutzen: als Kraftort und Raum für Erholung und Heilung.
Positive Wirkungen auf Psyche und Geist
Ein Großteil der Studien, die sich mit den möglichen gesundheitsfördernden Wirkungen von Outdooraktivitäten beschäftigen, befassen sich mit der mentalen Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Menschen.
So verbessert sich bei Probanden nach nur einer Stunde Aufenthalt in der Natur die Aufmerksamkeitsspanne um bis zu 20% [1], was wiederum einen positiven Einfluss auf die Gedächtnisleistung und das Lernen hat [2]. Diese Effekte konnten auch bei Kindern mit ADS festgestellt werden.[3] Gleichzeitig fördert die Interaktion mit der Natur eine geistige Klarheit sowie Kreativität[4]: Wenn wir uns in einer natürlichen Umgebung bewegen, deren Muster und Prozesse wahrnehmen und beobachten und auf verschiedene Weise mit dieser interagieren, werden unsere Sinne belebt und unsere Wahrnehmung geschärft. Bestimmt haben Sie das schon einmal erlebt: Sie gehen im Wald spazieren, Ihre Augen streifen neugierig umher, Ihre Ohren empfangen neue Geräusche. Und schon bald fallen Ihnen viele kleine Besonderheiten auf: der Gesang eines Ihnen unbekannten Vogels, die ersten austreibenden Maiglöckchen oder die verspielte Wuchsform der Wurzeln einer Buche. Unser Geist findet in natürlichen Umgebungen den Raum und die Möglichkeit frei umherzuschweifen und wird so empfänglicher für neue, unbekannte Reize. Diese ungerichtete Aufmerksamkeit beruhigt das Gehirn und fördert gleichzeitig kreative Prozesse. [2, S. 28/35]
Aus diesem Grund ist ein Aufenthalt in der Natur auch der perfekte Ausgleich zu unserem Arbeitsalltag, in dem spezifische Aufgabenstellungen eine andauernde gerichtete Aufmerksamkeit erfordern. Neben einer Verbesserung der Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung sowie der Förderung der Kreativität wird der Natur demzufolge auch ein positiver Effekt auf mentale Erschöpfungszustände und depressive Verstimmungen zugesprochen. [5] Eine weitere Studie zeigt, dass die positiven Effekte der Natur auf die psychisch-mentale Gesundheit des Menschen bereits nach kurzer Zeit spürbar seien. So berichten Probanden, dass sich ihre allgemeine Stimmung und ihr Selbstwertgefühl bereits nach einem fünfminütigen Spaziergang in der Natur merklich verbesserten. [6]
Positive Wirkung auf den Körper
Zu den gesundheitsfördernden Wirkungen der Natur auf den menschlichen Körper zählt in erster Linie eine Reduzierung des Stressempfindens, wodurch sich die Erholung von mentalen sowie körperlichen Erschöpfungszuständen beschleunigt. Dieser ausgleichende Effekt wirkt sich auch auf stressbedingte Folgeerscheinungen wie Schmerzen oder Herz-Kreislauf-Problem aus. [2, S. 47] Wenn wir uns draußen unter freiem Himmel bewegen, stärkt dies zudem unser Immunsystem. Beispielsweise fördert Sonnenlicht (insbesondere UV-B-Strahlen) die Produktion von Vitamin D, das bei vielen Menschen aufgrund des langen Aufenthaltes in geschlossenen Räumen nicht nur mehr im Winter im Mangel ist. Dies verringert in der Folge auch die damit assoziierten Folgeerkrankungen wie chronische Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder Infektanfälligkeit. Gleichzeitig aktivieren sog. Phytonzide – z. B. Terpene als Hauptbestandteil pflanzlicher ätherischer Öle, die antimikrobiell wirken – die Killerzellen des Immunsystems. Dieser Effekt soll Studien zufolge bis zu 30 Tage lang anhalten. [7]
Wo und wie in die Natur gehen?
Um die positiven Effekte der Natur empfangen zu können, ist es nicht erforderlich weite Wege auf sich zu nehmen. Auch im städtischen Raum gibt es Orte, in denen sich grüne Inseln finden lassen (z.B. im nahegelegenen Stadtpark, am nächsten kleinen Stadtsee, im eigenen kleinen Garten). Die Wochenenden eignen sich schließlich für einen ausgedehnten Ausflug ins Umland, um durch Wälder oder Wiesen zu streifen. Im Alltag erzielen kleinere, bewusst geplante Spaziergänge eine ebenso gute Wirkung und geben uns die Möglichkeit, vom alltäglichen Geschehen Abstand zu nehmen und wieder Ruhe und Klarheit zu finden. Die stärksten Effekte scheinen grüne Umgebungen und Gewässer zu haben. [6] Letztlich spielt es jedoch keine entscheidende Rolle, wo wir uns aufhalten und zu welchen Jahreszeiten oder Wetterlagen wir nach draußen gehen. Es stellt sich auch die Frage, wie wir einen möglichst gesundheitsfördernden Aufenthalt in der Natur gestalten können. Ein ruhiger und achtsamer Spaziergang in der Natur empfiehlt sich dabei eher als physisch-herausfordernde Aktivitäten, um die stressmildernden sowie wahrnehmungs- und kreativitätsfördernden Eigenschaften zu erzielen.
Fazit
Aufgrund ihrer zahlreichen positiven Eigenschaften und Wirkungen auf Körper und Geist kann die Natur als persönliche Ressource erfahren und gezielt genutzt werden. Es ist überaus lohnenswert, sich einen (am besten täglichen) Aufenthalt in der Natur zur Gewohnheit zu machen. Wenn wir uns achtsam in der Natur bewegen, fühlen wir uns wieder geerdet und finden leichter zu uns selbst. Zudem bietet die Natur einen Raum, in dem Heilung möglich wird.
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Dieser Beitrag wurde von Henriette Frädrich, Mitarbeiterin für Newsletter & Blogbeiträge an der Deutschen Heilpraktikerschule München, verfasst.
Quellen:
[1] Marc G. Berman/John Jonides/Stephan Kaplan (2008): The Cognitive Benefitis of Interacting with Nature. In: Psychological Science 19/12, S. 1207-1212.
[2] Richard Louv (2012): The Nature Principle. Reconnecting with Life in a Virtual Age. North Carolina: Algonquin Books, S. 29f.
[3] A. Faber Taylor/F. E. Kuo/W. C. Sullivan (2001): Coping with ADD: The Surprising Connection to Green Play Settings. In: Environment and Behavior 33/1, S. 54-77.
[4] Rachel Kaplan/Stephan Kaplan (1989): The Experience of Nature: A Psychologial Perspective. New York: Cambridge University Press.
Stephan Kaplan (1995): The Restorative Benefits of Nature: Toward an Integrative Framework. In: Journal of Environmental Psychology 15, S. 169-182.
[5] Ecotherapy: The Green Agenda for Mental Health. Mind Week Report, Mai 2007. PDF: https://www.mind.org.uk/media/211255/Ecotherapy_The_green_agenda_for_mental_health.pdf
[6] Jo Barton/ Jules Pretty (2010): What is the Best Dose of Nature and Green Exercise for Improving Mental Health? A Multi-Study Analysis. In: Environmental Science and Technology 44/10 (2010), S. 3947-3955.
[7] Q. Li/K. Morimoto/A. Nakadai et al. (2007): Forest Bathing Enhances Human Natural Killer Activity and Expression of Anti-Cancer Proteins. In: International Journal of Immunopathology and Pharmacology 20 (2007), S. 3-8.
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